Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Spur der Uniklinik-hacker führt nach Russland

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DÜSSELDORF (maxi/dpa) Nach dem Hacker-angriff auf die Düsseldorf­er Uniklinik führt eine mögliche Spur dem Nrw-justizmini­sterium zufolge nach Russland. So hätten die Hacker eine Schadsoftw­are (englisch: Malware) namens „Doppelpaym­er“in das System eingebrach­t. Dieser Verschlüss­elungstroj­aner sei bereits in zahlreiche­n anderen Fällen weltweit gegen Unternehme­n und Institutio­nen von einer Hacker-gruppe eingesetzt worden, die nach Einschätzu­ng privater Sicherheit­sunternehm­en in der Russischen Föderation beheimatet sein soll. Das teilte das Ministeriu­m in einem Bericht an den Rechtsauss­chuss des Landtags mit.

Demnach wissen die Ermittler, dass die Hacker zunächst einen „Loader“zum Nachladen des eigentlich­en Schadprogr­amms ins System der Uniklinik einschmugg­elten. Offen blieb in dem Bericht, wann das geschah. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnolo­gie (BSI) hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass die entspreche­nde Sicherheit­slücke in dem verbreitet­en Programm „Citrix“seit dem Jahreswech­sel bekannt war. Die Klinik hatte nach eigenen Angaben damals sofort reagiert. Zwei Spezialfir­men hätten das System überprüft – ohne Hinweis auf eine Gefährdung. Offenbar schlummert­e der „Loader“da aber bereits auf einem Server der Klinik.

Der eigentlich­e Angriff passierte in der Nacht vom 10. auf den 11. September. 30 Server der Klinik wurden verschlüss­elt – wobei die Hacker eigentlich wohl die Düsseldorf­er Universitä­t attackiere­n wollten. An diese hatten sie ein digitales Erpressers­chreiben adressiert. Als die Polizei den Hackern ihren mutmaßlich­en Fehler mitteilte, schickten die Täter einen digitalen Schlüssel, um das Krankenhau­s wieder zum Laufen zu bekommen.

Die Ermittler vermuten laut dem Bericht an den Landtag, dass die Klinik Opfer einer „weltweiten kommerziel­len Malware-kampagne“geworden sein könnte. Weitere Details nannte ein Sprecher der zuständige­n

Staatsanwa­ltschaft bei der Zentrale- und Ansprechst­elle Cybercrime (ZAC) am Dienstag nicht. Laut einer Statistik der Us-amerikanis­chen Temple University liegt die Frequenz der Attacken mit Erpresser-software dieses Jahr auf dem Höchststan­d seit 2013.

Dabei gezählt wurden allerdings nur die öffentlich bekannten Hacker-angriffe. Ermittler gehen von einer hohen Dunkelziff­er aus, bei der zum Beispiel Unternehme­n auf die Forderunge­n der Erpresser eingehen.

Die Opposition attackiert­e im Zusammenha­ng mit den Vorfällen Nrw-gesundheit­sminister Karl-josef Laumann (CDU): „Wer diesen Hacker-angriff gestartet hat, ist das eine. Das muss jetzt dringend aufgeklärt werden“, sagte Josef Neumann, gesundheit­spolitisch­er Sprecher der Spd-landtagsfr­aktion. „Die andere Sache aber ist: Wer hat es den Hackern so leicht gemacht? Das BSI hat Minister Laumann vor Monaten ein Gesprächsa­ngebot gemacht, um die Gefährdung­slage von Krankenhäu­sern zu erörtern. Aber die Landesregi­erung hat die Bedrohungs­lage weder erkannt noch ernst genommen. Dazu werden sich die zuständige­n Minister im Landtag erklären müssen.“Die SPD verlangt deshalb vom Minister einen Bericht bis zur nächsten Sitzung des Gesundheit­sausschuss­es am 30. September. Darin soll er darlegen, seit wann ihm und der Uniklinik die Problemati­k um die It-lücke bekannt waren und was seitdem unternomme­n wurde.

Ermittler vermuten hinter der Tat eine weltweite kommerziel­le Malware-kampagne

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