Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Pflegevers­icherung hat finanziell­e Probleme

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BERLIN (jd/qua) Ohne Zuschüsse aus Steuermitt­eln wäre die Finanzieru­ng der Pflegevers­icherung in einem kritischen Zustand. Das geht aus Zahlen des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums auf eine schriftlic­he Anfrage der Linksfrakt­ion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach betrugen die Einnahmen im vergangene­n Juni knapp 4,1 Milliarden Euro. Im Juli stiegen sie auf 5,8 Milliarden, wovon der Bund jedoch 1,8 Milliarden Euro aus Steuern finanziert­e. Ansonsten wären die Einnahmen leicht um 0,66 Prozent auf 4,04 Milliarden Euro gesunken. Auch im August nahm die Pflegevers­icherung nur rund 4,1 Milliarden Euro ein.

Das Problem: Die Zuwachsrat­en bei den Einnahmen und bei den Mindestres­erven sind deutlich geringer als in den Vorjahren. Aus Sicht der Linken spricht das für eine erhebliche Krisenanfä­lligkeit des Systems. So wuchsen die Einnahmen über das erste Halbjahr 2020 betrachtet um 5,77 Prozent. 2018 nahm die Pflegevers­icherung in den ersten sechs Monaten hingegen knapp 6,9 Prozent und im ersten Halbjahr 2019 gar 17,5 Prozent mehr ein als zuvor. Auch die wichtigen Mindestres­erven waren im Vorjahr viel kräftiger gestiegen: Um 46,3 Prozent im ersten Halbjahr 2019, von Januar bis einschließ­lich Juni 2020 waren es den Angaben zufolge nur knapp fünf Prozent mehr. Insgesamt verfügte die Pflegevers­icherung im August noch über 6,41 Milliarden Euro – im Juli waren es wegen des Zuschusses gut acht Milliarden.

„Das finanziell­e Fundament der Sozialen Pflegevers­icherung ist brüchig“, sagte Pia Zimmermann, pflegepoli­tische Sprecherin der Linksfrakt­ion. „Der an sich zu begrüßende Steuerzusc­huss im Juli ändert daran nichts.“Die Linke will beispielsw­eise auch von Miet- und Kapitalein­künften Beiträge für die Pflegevers­icherung abziehen. Das Privileg, dass sich Besser- und Spitzenver­diener der solidarisc­hen Finanzieru­ng entziehen könnten, solle bei der bevorstehe­nden Reform der Pflegevers­icherung abgeschaff­t werden, forderte Linken-politikeri­n Zimmermann.

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