Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Corona-lockdown hat Emissionen kaum verringert
LEIPZIG (kna) Haben der wochenlange Lockdown und die Beschränkungen des gesellschaftlichen Lebens sich positiv auf das Klima ausgewirkt? Der Physiker Andreas Macke dämpft derartige Erwartungen. „Wir messen Partikel in der Atmosphäre, also Aerosole, und haben uns die Lockdown-zeit besonders angesehen“, erklärte er in einem Interview der Katholischen Nachrichten-agentur. Das Ergebnis: Die wenigen Tage, in denen der Straßenverkehr deutlich reduziert gewesen sei, hätten „nicht viel gebracht, und zudem hat die gesamte Industrie ungestört weiter produziert“.
Der Umgang mit der Pandemie habe jedoch gezeigt, dass eine Eindämmung durch Beschränkungen funktionieren könne, betonte der Direktor des Leibniz-instituts für Troposphärenforschung in Leipzig. „Komischerweise ignorieren viele Menschen die Klimaveränderungen, die noch verheerender sind – vielleicht, weil man sie nicht unmittelbar an Todeszahlen ablesen kann.“Die Dramaturgie im Klimageschehen sei langsamer als bei der Corona-pandemie.
Dies mache es schwerer, ein Bewusstsein zu wecken, so der Physiker Macke. „Aus dem Vorbild der Pandemie-bekämpfung könnte man dafür jedoch lernen.“Die Extreme im Wettergeschehen hätten zuletzt messbar zugenommen, sagte der Wissenschaftler. So seien in den vergangenen drei Jahren starke Regenperioden auf Dürreperioden gefolgt. Beides wirke sich auf Landwirtschaft und Natur aus. „Das sollte uns zu denken geben“, findet der Wissenschaftler.