Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Steinadler, Falke und Bussard im Anflug
Die Kreisjägerschaft präsentierte sich auf der Landesgartenschau. Im Mittelpunkt aber standen 13 Greifvögel. Die Falkner, darunter der Weseler Karl-heinz Peschen, berichteten von der Faszination, mit den wilden Tieren zu arbeiten.
KREIS WESEL Sanft schiebt Stefano Poletti seine rechte Hand unter die linke Schwinge seines Habichts, um sie langsam nach oben zu führen. Die gelben Augen des Greifvogels verändern sich nicht, bleiben ganz ruhig. „Dafür habe ich ein Jahr gebraucht“, erzählt der Falkner aus Wachtendonk. Seit fünf Flügen, wie die gemeinsamen Jahre von Greifvogel und Falkonierer heißen, sind Thomsteen und der 57 Jahre alte Physiotherapeut ein Paar. „Er und ich passen perfekt zusammen“, beschreibt er die fast eheähnliche Bindung. „Er hat mich ausgesucht.“Dabei nennt er ihn immer zuerst.
Stefano Poletti war neben Stefan Rhiem und Karl-heinz Peschen – er hat die Greifvogelstation des Naturschutzbundes (Nabu) auf dem Gelände der Weseler Schill-kaserne aufbebaut hat und betreut sie noch heute – einer von drei Falknern, die jetzt auf der Landesgartenschau in Kamp-lintfort mit 13 Greifvögeln den zweiten Jägertag prägten, nachdem 70 Jagdhunde mit ihren Besitzern das Bild beim ersten Jägertag am letzten Sonntag im Juni bestimmt hatten. „Ursprünglich waren drei Jägertage auf der Laga geplant“, blickte Alfred Nimphius als Vorsitzender der Kreisjägerschaft Wesel zurück. „Aber der erste Jägertag am 19. April fiel aus, weil die Laga durch die Corona-zeit drei Wochen verspätet eröffnet wurde.“
Die Kreisjägerschaft Wesel präsentierte sich beim zweiten Jägertag vielseitig. Sie zeigte ihre Naturverbundenheit mit der Rollenden Waldschule. „Wir besuchen Kindergärten, Grundschulen und weiterführende Schulen sowie Seniorenheime im Kreis Wesel, 40 bis 50 im Jahr“, erläutere Försterin und Waldpädagogin Karin Leisten den außerschulischen Lernort. „Ein Besuch besteht aus zwei Tagen. Am ersten Tag lernen wir am Wagen zum Beispiel Pflanzen und Tiere des Waldes kennen. Am zweiten erkunden wir die nähere Umgebung, zum Beispiel mit Kindern der kleinen Oase das Wäldchen am Schlösschen Dieprahm in Kamp-lintfort.“
Die Kreisjägerschaft zeigte sich musikalisch. So spielten Jagdhorngruppen mehrerer Hegeringe, beispielsweise des Hegerings Lintfort-neukirchen, auf der Sportwiese, die zwischen dem weißen Kuppelzelt des Weltgarten und dem Kino liegt. Dazu stellte sich die Kreisjägerschaft kinderfreundlich dar. Für die kleinen Besucher hatte sie einen großen Hochsitz aufgebaut, von dem aus sie das nördliche Laga-gelände überblicken konnten. Außerdem konnte Kinder mit Geschicklichkeitsspielen die Zeit kreativ gestalten.
Darüber hinaus präsentierte sich die Kreisjägerschaft kulinarisch.
Jäger grillten Würstchen, die aus Fleisch von Wildschwein, Reh oder Hirsch hergestellt waren. Diese gaben sie im Brötchen kostenlos gegen eine freiwillige Spende ab. Auch wenn die Angebote unterschiedlich waren, wurden sie durch Harmonie und Ruhe verbunden. „Für die Vögel ist es ruhig“, berichtete der Weseler Falkner Karl-heinz Peschen. Der ehrenamtliche Leiter der Greifvogelstation Wesel hatte elf Greifvögel mitgebracht, unter anderem Steinkauz, Wanderfalke, Harris’s Hawk, Schleiereule und Steinadler.
Er gab an interessierte Besucher sein Wissen und seine Faszination für Greifvögel weiter. „Die Harris’s Hawks, die Wüstenbussarde Mittel- und Südamerikas, sind besonders soziale Greifvögel“, erzählte Karl-heinz Peschen. „Die Schwachen helfen den Starken bei der Jagd. Nach der Jagd teilen die Starken mit den Schwachen die Beute“, betonte der Falkner.