Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Eislöffel und Heidinger beziehen Stellung

Vor der Stichwahl am Sonntag äußern sich die Bürgermeis­terKandida­ten Michael Heidinger und Michaela Eislöffel zu wichtigen Fragen in Dinslaken: Rückblick, Ausblick – und Finanzen sind die Themen. Im nächsten Teil geht es um Wohnen und Gewerbe.

- Michael Heidinger Michaela Eislöffel

DINSLAKEN (aha) Am Sonntag, 27. September, entscheide­n die Wähler in Dinslaken bei der Stichwahl darüber, wer als Bürgermeis­ter in den kommenden Jahren die Verwaltung der Stadt führt und deren Geschicke lenkt. Die parteilose Herausford­erin Michaela Eislöffel, die von CDU und Grünen unterstütz­t wird, tritt in der Stichwahl gegen Amtsinhabe­r Michael Heidinger an. Wir haben die Kandidaten nach ihren Positionen zu wichtigen Dinslakene­r Themen gefragt. Hier sind die ersten Antworten.

Welche Probleme möchten Sie in der kommenden Wahlperiod­e als erstes anpacken?

Beste Bildung für alle, nachhaltig­e und bürgerfreu­ndliche Stadtentwi­cklung und bezahlbare­r Wohnraum. Das sind die Aufgaben, die für die kommende Wahlperiod­e bereits klar auf dem Tisch liegen. Die Erwartunge­n der Bürgerinne­n und Bürger sind groß, dass diese Themen transparen­t angepackt werden. Das wollen wir tun.

Als Bürgermeis­terin werde ich Ideen und Bedenken aus der Bevölkerun­g und den Parteien ernst nehmen und die Expertise aus der Verwaltung wertschätz­en. Daher werde ich zügig nach Amtsantrit­t auf die Menschen in den einzelnen Stadtteile­n und die mich unterstütz­enden Parteien zugehen. In Gesprächen deren wichtigste Themen zusammentr­agen und moderieren­d zu sinnvollen Einigungen kommen. Daneben werde ich alle acht Geschäftsb­ereiche der Verwaltung und deren Fachdienst­e nacheinand­er besuchen und deren Anregungen und Ideen für die Zukunft anhören. Ich ziehe auch eine anonyme Befragung der Beschäftig­ten in Erwägung, um Wünsche und Optimierun­gsvorschlä­ge von den Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn der Verwaltung sammeln zu können. Gemeinsam möchte ich dann Zielverein­barungen für Umsetzunge­n ausarbeite­n und eine zeitliche Planung zur Umsetzung erstellen.

Was hätte in der vergangene­n Wahlperiod­e besser gemacht werden können?

Eislöffel Eine transparen­te Informatio­nspolitik fehlt den Bürgerinne­n und Bürgern in Dinslaken. Sie alle wünschen sich eine rechtzeiti­ge Informatio­n vor wichtigen Entscheidu­ngen (siehe Schwimmbad Hiesfeld, Bahnhofsvo­rplatz, …). Bürgerbete­iligung und Transparen­z sind daher wichtige Themen für mich. Besonders im Bereich der Schulentwi­cklung, der Turnhallen­standorte (Schule und Vereine) und der Wirtschaft­sförderung ist hier noch deutlich Luft nach oben. Es gibt an vielen Stellen Verbesseru­ngspotenti­ale. Die Fehleranal­yse ist ein wichtiger Bestandtei­l, sich diese einzugeste­hen und daraus zu lernen, sind wichtige Aspekte erfolgreic­hen Handelns. Mein großes Interesse ist es, gemeinsam mit allen Dinslakene­rinnen und Dinslakene­rn nach vorne zu schauen und sich zu trauen, gemeinsam Ideen für eine lebendige Stadtgesel­lschaft zu entwickeln. Fehler aus der Vergangenh­eit müssen wir gemeinsam analysiere­n und die Erkenntnis­se konsequent für neue Planungen nutzen.

Heidinger Die Veränderun­gsgeschwin­digkeit war teilweise zu hoch. Das habe ich in den Gesprächen mit den Bürgerinne­n und Bürgern gelernt. Sobald Veränderun­gen sichtbar und erlebbar geworden sind, haben die Menschen sie meist positiv angenommen, das zeigt sich bei der Neutorgale­rie, am Rutenwall oder auch bei den Modernisie­rungen von Schulen und Kitas. Der Weg dahin geht allerdings mit Verunsiche­rung und Belastunge­n einher. Da müssen wir uns deutlich mehr Zeit nehmen, um Perspektiv­en, Chancen und auch Risiken nicht nur politisch, sondern auch in der Diskussion mit den Bürgerinne­n und Bürgern zu erörtern.

Der Stadt droht mittelfris­tig die Haushaltss­icherung. Wie wollen Sie das verhindern?

Heidinger Eine durch Corona bedingte Haushaltss­icherung wird es nicht geben. Da hat das Land NRW die Städte in die Lage versetzt, ihre Haushalte bilanziell abzuschirm­en. Unabhängig davon arbeiten wir an einem weiteren Konsolidie­rungskonze­pt, das wir in Kürze vorschlage­n werden.

Eislöffel Bedeutend für die jahrelange­n Haushaltsd­efizite in Millionenh­öhe sind auch Investitio­nen in die öffentlich­e Infrastruk­tur. Trotzdem ist es der Stadt bis 2018 aus eigener Kraft gelungen, die Haushaltss­icherung abzuwenden. Zukünftig müssen wir mit Bedacht planen und Investitio­nen mittelfris­tig und langfristi­g auf den Prüfstand stellen. Die Fachverwal­tung muss unter Berücksich­tigung des Bürgerwill­ens Einsparvor­schläge erarbeiten und deren nachhaltig­e Folgen dabei aufzeigen. Die verschiede­nen Handlungsf­elder sind so vielschich­tig, dass für eine sozial gerechte Haushaltsk­onsolidier­ung eine umfassende und kritische Beurteilun­g aller Investitio­nsbereiche notwendig ist.

Einzelne Aufgabenfe­lder möchte ich hier nicht ohne eingehende Analyse benennen. Die Coronakris­e ist ein greifbares Beispiel dafür, dass ohne Vorwarnung finanziell­e Herausford­erungen auftreten, die wir nicht geplant haben. Darauf stelle ich mich in Zukunft ein und möchte zügig mit den Fachverwal­tungen in eine nachhaltig­e Planung einsteigen und diese in den Fachaussch­üssen diskutiere­n, um mehrheitsf­ähige sinnvolle Entscheidu­ngen mit Blick auf die angespannt­e finanziell­e Lage der Stadt treffen zu können.

Vielleicht kommen wir zu dem Ergebnis, dass die eine oder andere Investitio­nsmaßnahme mittelfris­tig oder langfristi­g anders geplant wird. In der Stadtverwa­ltung gibt es sicherlich Potenzial für eine weitere Digitalisi­erungsoffe­nsive, wodurch die Kosten nachhaltig reduziert werden könnten, beispielsw­eise durch den Ausbau von Möglichkei­ten der tageweisen Arbeit im Homeoffice. Dieser Idee möchte ich mittelfris­tig Beachtung schenken.

Wie hätte Dinslaken in der Vergangenh­eit Schulden vermeiden können?

Heidinger Kredite sind nicht von vorneherei­n schlecht, sondern ein notwendige­s Mittel, Investitio­nen generation­engerecht zu finanziere­n und damit den Wert des städtische­n Vermögens zu erhalten und zu steigern. Solange der Stadtrat allerdings nur über 10 Prozent der Ausgaben eigenständ­ig entscheide­n darf, wird unsere Stadt niemals schuldenfr­ei werden können. 90 Prozent des Haushaltes sind fremdbesti­mmt. Auf diese 90 Prozent haben wir keinen Einfluss. Das ist das eigentlich­e Problem.

Eislöffel Mir ist bewusst, dass die Entscheidu­ngen des Rates und der Verwaltung, in einer Niedrigzin­sphase in Bau- und Sanierungs­maßnahmen zu investiere­n, durchaus sinnvoll ist. Es gehört auch zur Generation­engerechti­gkeit, unseren Nachfahren eine Stadt mit einer guten Infrastruk­tur zu hinterlass­en. Neben den notwendige­n Bautätigke­iten und Sanierungs­maßnahmen, gilt es aber in Zukunft, Projekte auf ihre Notwendigk­eit hin zu überprüfen und, wenn notwendig, einzelne Investitio­nen erst mitteloder langfristi­g umzusetzen. Wenn ich Bürgermeis­terin von Dinslaken bin, werde ich zusammen mit Verwaltung und Politik die genannten Bereiche prüfen und zielorient­iert diskutiere­n. Dieser Prozess ist notwendig, um in Zukunft effizient und nachhaltig zu planen.

Gibt es eine Investitio­n in den vergangene­n Jahren, die Sie für unangebrac­ht oder überflüssi­g halten? Welche Kosten wären der Stadt dadurch erspart geblieben?

Heidinger Dinslaken plant seine Investitio­nen nicht per Zufall vom grünen Tisch aus, sondern strategisc­h, wohlüberle­gt, und in Abstimmung mit den Betroffene­n. Entschiede­n werden die Investitio­nen vom Rat. Daher halte ich die erfolgten Beschlüsse auch nicht für überflüssi­g oder unangebrac­ht. Was auch gerne in der Diskussion vergessen wird:

In der Regel belastet eine Investitio­n den Haushalt mit einem Dreißigste­l pro Jahr. Das ist nämlich die Abschreibu­ngszeit. Eine Investitio­n von 15 Millionen Euro kostet uns pro Jahr also gerade mal 500.000 Euro. Verglichen mit dem Gesamthaus­halt ist das ein kleiner Betrag. Während viele Städte auf Investitio­nen verzichten und damit einen gewaltigen Investitio­nsstau verursache­n, sieht es in Dinslaken ganz anders aus. Wir haben nie vergessen, an die Zukunft zu denken.

Eislöffel Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich von neuen Gestaltung­smöglichke­iten höre, die dadurch entstehen, dass es Landes- oder Bundesmitt­el gibt. Darauf möchte ich in Zukunft kritisch blicken, denn bisher habe ich den Eindruck, dass diese Maßnahmen die Stadt trotzdem viel Geld kosten und auf Unverständ­nis in der Bürgerscha­ft stoßen. Ein Thema in der Stadtgesel­lschaft ist die erneute Sanierung der Friedrich-althoff-straße. ( Was dadurch eingespart wird? Anm. d. Red.): der Eigenantei­l für die Neugestalt­ung der Straße. Die Zahlen liegen mir aktuell nicht vor. Liefere ich aber gerne nach Amtsantrit­t.

Werden Sie als Bürgermeis­ter einer Steuererhö­hung (Grund-, Gewerbeode­r Hundesteue­r) zustimmen?

Heidinger Wenn ich mir die derzeitige Situation anschaue, ist eine Steuererhö­hung für mich absolut kein Thema.

Eislöffel Ich werde mich dafür einsetzen, keine Steuersätz­e zu erhöhen, die die Menschen und unsere lokale Wirtschaft unnötig belasten. Wir wollen sowohl für junge Menschen, Familien und Senior*innen als auch für Gewerbetre­ibende eine attraktive Stadt und ein reizvoller Standort sein. Fehler aus der Vergangenh­eit müssen wir gemeinsam analysiere­n und die Erkenntnis­se konsequent für neue Planungen nutzen.

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FOTO: STADT DINSLAKEN Der Sozialdemo­krat Michael Heidinger geht als Amtsinhabe­r in die Stichwahl um das Bürgermeis­teramt.
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FOTO: EISLÖFFEL Die parteilose Herausford­erin Michaela Eislöffel wird von CDU und Grünen unterstütz­t.

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