Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Der windschnittige Tropfenwagen
Die ersten Automobile erinnerten in ihrer Form an Kutschen, denen die Pferde fehlten. Die Idee, motorgetriebenen Fahrzeugen eine aerodynamische Form zu geben, sollte sich bei den Konstrukteuren erst spät durchsetzen. Ein Pionier der Aerodynamik war der in Berlin ansässige Wiener Edmund Rumpler. Er präsentierte am 23. September 1921 auf der Automobilausstellung in Berlin das erste aerodynamische Automobil: den Rumpler Tropfenwagen. Der Wagen hatte von oben betrachtet die Form eines fallenden Wassertropfens. Vorne lief er spitz zu, hinten war er etwas gerundet. „Kleinster Luftwiderstand, geringster Brennstoffverbrauch, geringste Staubentwicklung“, versprach die Werbung. Durchsetzen konnte sich der Tropfenwagen trotzdem nicht. Als Reisewagen kam er nicht in Frage, weil bei den ersten Modellreihen der Kofferraum fehlte. Rumpler hoffte, die Konstruktion an Taxifahrer verkaufen zu können. Fahrgäste saßen tatsächlich recht bequem auf der erhöhten Hinterbank, der Fahrer saß vor ihnen wie in einem Cockpit. Doch die Lenkung war nicht ausgereift und schwierig zu bedienen. Der Motor lief nicht rund und war störanfällig. Es gelang Rumpler nicht, alle Schwierigkeiten auszuräumen. 1925 wurde der letzte Tropfenwagen gefertigt, sein Konstrukteur stiftete noch im selben Jahr das erste Modell an das Deutsche Museum in München. Dort und im Technikmuseum in Berlin sind noch heute die beiden letzten Tropfenwagen zu sehen. Viele Jahrzehnte später erinnerten sich andere Konstrukteure an Rumplers Traum von der Aerodynamik. Erst nach den Energiekrisen der 1970er Jahre besannen sich die Autohersteller in Deutschland wieder darauf, dass Autos durch ihre Form Brennstoff einsparen können.