Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Seehofer will Einigkeit in der EU bis Ende des Jahres

Der Innenminis­ter lobt die Asyl-vorschläge der Eu-kommission und geht auf Konfrontat­ion zum österreich­ischen Bundeskanz­ler Sebastian Kurz.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Der deutsche Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) hat den Brüsseler Vorschlag für eine gemeinsame europäisch­e Migrations- und Asylpoliti­k begrüßt und sie als „Chance für einen Neuanfang“bezeichnet. Zugleich rief er seine europäisch­en Amtskolleg­en dazu auf, „jetzt nicht reflexhaft in Deckung zu gehen“. Die deutsche Ratspräsid­entschaft werde auf der „guten Grundlage“der Eu-vorschläge in bilaterale Verhandlun­gen mit den 26 anderen Eu-ländern eintreten und hoffe, bei einem virtuellen Treffen der EU-INnenminis­ter am 8. Oktober bereits intensiv über eine mögliche Verständig­ung auf Asyl-grundzüge Europas diskutiere­n zu können.

Es sei zwar auch zeitlich eine Herausford­erung, doch für Deutschlan­d bleibe es bei dem Ziel, beim Innenminis­terrat der EU im Dezember eine Einigung zu erzielen. Dafür sei er auch bereit, im November ein weiteres Treffen zu organisier­en.

Seehofer kündigte mehrere Runden von bilaterale­n Verhandlun­gen an.

Als „interessan­t und intelligen­t“charakteri­sierte Seehofer den Vorschlag, die Solidaritä­t bei der Aufnahme von Flüchtling­en in der EU stufenweis­e auszugesta­lten und sie auf die jeweilige Stärke des Migrations­geschehens zu beziehen. Für Deutschlan­d bleibe es ein Kernanlieg­en, im Rahmen eines starken Außengrenz­enschutzes dafür zu sorgen, dass nur noch diejenigen nach Europa einreisen, die auch ein Bleiberech­t haben. Damit falle die Migration bereits um zwei Drittel geringer aus als bislang.

Traurig sei er über die Äußerungen von Österreich­s Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, sagte Seehofer. Kurz hatte bereits vor der Vorlage des Brüsseler Asylpakete­s die Verteilung von Flüchtling­en für gescheiter­t erklärt und unterstric­hen: „Das lehnen so viele Staaten ab, das wird auch nicht funktionie­ren.“Die Welt blicke nun auf Europa, ob es eine Antwort auf die Migrations­probleme finde, erwiderte Seehofer. „Wir wollen nicht, dass Interessen eines Landes vor den europäisch­en Interessen stehen – das ist nicht, was Europa baut“, erklärte der Csu-politiker. Auch Spd-fraktionsv­ize Achim Post nannte die „Verweigeru­ng jedweder Solidaritä­t“durch Österreich „unerträgli­ch“.

Für den Afd-vorsitzend­en Jörg Meuthen sind die Eu-vorschläge „selbstmörd­erisch“. Sie bedeuteten eine Kampfansag­e an Lebensweis­e, Sozialstaa­t, innere Sicherheit, freiheitli­che Gesellscha­ft und christlich-abendländi­sch geprägte Kultur. Von einem „teuflische­n Pakt der Entrechtun­g“sprach Günter Burkhardt, Geschäftsf­ührer von Pro Asyl. Die Grünen wehren sich dagegen, dass die EU Hotspots wie Moria an den Außengrenz­en zum Modell machen wolle. Für die FDP sind die Vorschläge nicht konkret genug. Zur Verstärkun­g der Frontex-grenzpoliz­ei müsse auch die Weiterentw­icklung eigener Befugnisse gehören.

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