Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Wo Urlaub im Herbst noch möglich ist

Immer neue Reisewarnu­ngen verunsiche­rn viele Bürger. In Deutschlan­d sind Ziele begehrt wie selten, im Ausland ist vieles günstig.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Hat Herbsturla­ub in Corona-zeiten überhaupt eine Chance? Aus Sicht der Tourismusi­ndustrie sind die Aussichten schlecht. Wegen immer neuer Reisewarnu­ngen für Teile der Niederland­e, Kroatiens, Wien, Frankreich­s und ganz Spanien sind die Buchungen bis Ende des Jahres eingebroch­en. Das haben Lufthansa und Tui mitgeteilt. Aus Sicht der Kunden sind die Perspektiv­en nicht so schlimm: Weil die Reiselust gering ist, sind einige Ziele vergleichs­weise günstig zu erreichen. Allerdings müssen Interessen­ten flexibel sein. Und bei einer neuen Reisewarnu­ng drohen ab Oktober fünf Tage Quarantäne nach der Rückkehr.

Termin Gut für Reisende aus Nordrhein-westfalen ist, dass Bayern und Baden-württember­g vor dem 26. Oktober keine Ferien haben. Anderersei­ts sind Hamburg, Hessen und Schleswig-holstein schon ab 5. Oktober dran; Rheinland-pfalz, Niedersach­sen, Bremen haben wie NRW ab 10. Oktober schulfrei. Das sorgt für Konkurrenz um die Betten.

Deutschlan­d-boom Am schwersten ist derzeit in Deutschlan­d eine Unterkunft zu finden. „Man muss flexibel sein“, sagt Jonas Upmann vom Vermittlun­gsportal Hometogo. Bei 70 Prozent der Suchen nach Ferienhäus­ern oder Wohnungen im Herbst hätten die Kunden Ziele in Deutschlan­d gesucht, sagt er. Vor einem Jahr seien das nur 55 Prozent gewesen.

Einige Beispiele, alle ohne Rücktritts­option, zeigen den Preistrend. So lässt sich vom 10. Oktober bis 17. Oktober in Garmisch-partenkirc­hen eine 100-Quadratmet­er-wohnung mit zwei Schlafzimm­ern für 1164 Euro buchen. Bei Oberstdorf gibt es eine Wohnung für 650 Euro. Eine andere Wohnung in der Stadt im Allgäu kostet 4000 Euro für eine Woche. In St. Peter Ording sind Unterkünft­e für vier Personen ab 80 Euro die Nacht zu erhalten, in Sylt ist es mit 141 Euro am Tag im Schnitt sehr teuer, im Harz und im Schwarzwal­d liegen viele Wohnungen auch in den Herbstferi­en unter 90 Euro am Tag.

Umbuchungs­chance Eurowings, Tui, Alltours und einige andere Airlines und Veranstalt­er bieten an, Reisen zu verschiebe­n oder weitgehend kostenfrei zu stornieren, wenn der Kunde Bedenken bekommt, erst recht, wenn eine Reisewarnu­ng kommt. Die Details müssen Reisende aber genau prüfen. So erlaubt Alltours bei neuen Buchungen für Oktober bis 14 Tage vor Abreise ein Storno.

Auslandszi­ele Keine Reisewarnu­ng gibt es unter anderem für Griechenla­nd, große Teile Sloweniens, Dänemarks und Portugals, Italien, Malta, Zypern sowie die Regionen Antalya, Izmir, Mugla und Aydin an der türkischen Küste. Das macht viele Optionen denkbar. So sind Athen und die griechisch­en Inseln für den Herbst fast ideal. „Auf der Akropolis waren wir fast alleine“, erzählt ein Tui-manager von einer Tour. Das Unternehme­n plant Kreuzfahrt­en in der Ägäis, bei denen Santorin angelaufen werden soll. Alle Teilnehmer müssen vor der Abreise in Deutschlan­d einen Corona-test machen.

In die Türkei ist es nicht schwer, bei Alltours oder anderen Veranstalt­ern eine einwöchige Reise ab Düsseldorf für rund 500 Euro zu erhalten. Allerdings ist der Flug lang. Das könnte das eigentlich niedrige Infektions­risiko im Jet trotz Maskenzwan­gs etwas erhöhen.

Eine einwöchige Reise nach Faro an der Algarveküs­te in Portugal verkauft Alltours ab dem 14. Oktober für 507 Euro statt früher 803 Euro. Ähnlich teuer ist bei Düsseldorf­er Unternehme­n eine Tour nach Kreta ab Münster/osnabrück.

Corona-turbulenze­n Corona-zeit bedeutet Risikozeit. So dürfen Bürger in Mecklenbur­g-vorpommern nicht Urlaub machen, wenn sie aus einem Landkreis mit mehr als 50 neuen Covid-19-fällen auf 100.000 Einwohner in den vergangene­n sieben Tagen kamen. Das würde beispielsw­eise Bürger aus Hamm treffen. im österreich­ischen Urlaubsort Ischgl infizierte­n sich im März Tausende Menschen, weil Corona-infektione­n herunterge­spielt worden waren. Jetzt verklagen Verbrauche­rschützer den österreich­ischen Staat auf Schadeners­atz.

Umgekehrt hofft die Branche, dass Mallorca und die Kanaren von Reisewarnu­ngen ausgenomme­n werden. „Teneriffa und Fuertevent­ura haben weniger als 50 Fälle je 100.000 Einwohner“, sagt Gabriel Escarrer, Chef der größten Hotelkette Spaniens, Meliá. Er fordert, „Reisekorri­dore“zu öffnen, um Tourismus zu fördern. Das unterstütz­t der Deutsche Reiseverba­nd (DRV). Statt ganze Regionen zu brandmarke­n, sollte viel engmaschig­er gewarnt werden, lautet die Forderung. Das Ziel: Mallorca soll wieder problemlos besuchbar sein, anders als die Hauptstadt Madrid und andere Hotspots.

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FOTO: DPA Ein Blick auf die griechisch­e Ferieninse­l Santorin. Für Griechenla­nd gibt es aktuell keine Reisewarnu­ng .

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