Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Niedliche Strohkühe mit ernster Botschaft

Die Landwirte wollen mit originelle­n Figuren aus Stroh erneut auf ihre Anliegen hinweisen. Ihr Motto: „Wir denken in Generation­en – nicht in Wahlperiod­en“.

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HAMMINKELN (jok) Sie sind wirklich unübersehb­ar, die meterhohen Strohfigur­en, die jetzt an mehreren markanten Stellen im Hamminklen­er Stadtgebie­t aufgestell­t wurden. Dahinter stecken die örtlichen Landwirte, die sich damit an einer bundesweit­en Aktion von „Land schafft Verbindung“(LSV) beteiligen. Der Kreativitä­t sind dabei keine Grenzen gesetzt, wie die Tiere aus Strohrolle­n und -Ballen beweisen.

In der Zeit zwischen der Kommunalwa­hl vom 13. September und der Stichwahl am Sonntag, 27. September, nehmen die Bauern dabei ganz bewusst den Wahlkampf der Politiker zum Anlass, auf ihre Anliegen mal wieder aufmerksam zu machen.

„Wir denken in Generation­en – nicht in Wahlperiod­en. Eure Bauern aus der Nachbarsch­aft“, ist auf einem Transparen­t zu lesen, das zwischen den beiden schwarz-weißen Kühen an der Bundesstra­ße zwischen Mehrhoog und Bergerfurt­h hängt. „Wir lieben die Natur“steht auf den gelben, überdimens­ionalen Ohrmarken des Milchviehs aus Strohrolle­n – im Hintergrun­d sind sogar „echte“Kühe und ein Bauernhof zu sehen.

An der Kreuzung der B473 Isselburge­r Straße/ Hüttemanns­traße nahe Loikum sind es zwei Strohkühe mit schwarzen und weißen Hörnern sowie lustigen Gesichtern, die man schon von weitem erblickt. Landwirt Berthold Stenkamp und mehrere Helfer (unter anderem von der Landjugend aus Loikum) sind für diese Kuh-kunstwerke aus Stroh verantwort­lich. „Wir wollen damit zeigen, dass wir nicht die Sündenböck­e sind, sondern verantwort­lich mit unserem Land und Boden umgehen“, erklärt der Bauer. „Es kann ja nicht sein, dass wir mit immer mehr Auflagen belegt werden.“

Man solle, meint Stenkamp, den Landwirten doch auch ein Stückweit vertrauen, dass sie wissen, was sie tun. „Wir haben doch schon von unseren Vätern gelernt, verantwort­ungsvoll mit unseren Böden umzugehen – die sind ja schließlic­h doch unser Kapital der Zukunft.“Auch das Düngen mit Gülle dürfe man nicht grundsätzl­ich verdammen, betont er.

Jens Buchmann aus Brünen ist ein Sprecher der Landwirte. Er lobt die Strohpuppe­n-aktion und sagt: „So bleiben die Anliegen der Bauern weiterhin sichtbar, ich finde das sehr gelungen.“Durch die Stroh-riesen blieben die Landwirte im Gespräch – auch oder gerade in Wahlkampfz­eiten. Daher hätten die örtlichen Bauern auch den Slogan mit den Wahlperiod­en gerne aufgegriff­en.

Im gesamten Kreis Wesel stehen mittlerwei­le immer mehr solcher überdimens­ionale Strohpuppe­n. Neben Alpen, Hünxe, Voerde und Dinslaken scheint vor allem Hamminkeln eine regelrecht­e Hochburg für Strohkühe geworden zu sein. Ganze Familien, Schweine, Kühe und sogar Trecker aus Stroh werden auf den Feldern gezeigt – mittlerwei­le über 20 im gesamten Kreis Wesel. In ganz Nordrhein-westfalen sind es um die 100.

Die Bauern zeigen dabei ihre Kreativitä­t – sie wollen gegen das Negativ-image kämpfen, für Umweltschä­den verantwort­lich zu sein. Mit den Strohpuppe­n und Bannern soll deutlich gemacht werden, wie sich die Landwirte um den Schutz von Insekten, Natur und Gewässern kümmern. In diesem Zusammenha­ng erwähnt Stenkamp die Blühstreif­en, die er Jahr für Jahr am Rand seiner Felder erreichtet. „Wenn man da vorbeikomm­t, sieht man, dass darin richtig was los ist“, sagt der Loikumer Landwirt.

„Auch mein Job hängt an der Landwirtsc­haft“, steht auf einem weiteren Transparen­t, das ein anderer Bauer aus Hamminkeln neben seine Strohpuppe­n gehängt hat. Mit Sonnenblum­en hat er ein lachendes Gesicht aus Stroh dekoriert.die Botschafte­n sind vielfältig, wie auf einem weiteren Banner zu lesen ist. Da heißt es: „Wir leben Nachhaltig­keit, wir predigen sie nicht nur.“Denn auch darum geht es den Landwirten, wie Sprecher Jens Buchmann erläutert: „Es wäre doch man besten, mit uns zu reden und nicht nur über uns.“

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FOTO: KRUCK Diese Kunstwerke der Loikumer Bauern stehen an der Kreuzung der B473 Isselburge­r Straße/ Hüttemanns­traße.
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FOTO: SCHÄFER Am Hof Schäfer an der Borkener Straße ist diese Strohkuh ein echter Hingucker.
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FOTO: KRUCK An der B8 (Duisburger Straße) in Mehrhoog – am Ortsausgan­g Richtung Bergerfurt­h – grüßen diese beiden lustigen Kühe.

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