Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Die große Kunst des Improvisierens
Wolfgang Kostujak, musikalischer Leiter der Muziek-biennale, begrüßte die Besucher auf dem Gelände des Schlosses Ringenberg mit einem Megaphon. In diesem Jahr können die Konzerte nur in abgespeckter Form stattfinden, dennoch kamen jetzt zahlreiche Zuhörer, die sich vorab registriert hatten.
Das Event (es fand gleich zweimal zu je 90 Minuten statt) sollte eigentlich ein „Fensterkonzert“werden, aus denen die Musiker in den Schlosspark spielen sollten. Aufgrund des schönen Wetters wurde aber an der Eingangstreppe vor dem Standesamt musiziert. Zu Gast war die Experimental-bigband „The Dorf“. Die Gruppe besteht aus 21 Musikern mit Instrumenten wie Posaune, Bass, Gitarre, Schlagzeug, Keyboard, Cello, Saxofon, Synthesizer oder Geige. Die Musiker treten stets in Ensembles als Duo, Trio oder Quartett oder auch als Gesamtorchester auf.
Die Gäste hatten es sich im Innenhof mit Picknick-decken und Verpflegung oder Camping- oder Liegestühlen gemütlich gemacht.
Es gab Free-jazz vom Feinsten, also eine Musikrichtung, die viel mit Improvisation zu tun hat. Mit geschlossenen Augen gaben sich die Musiker sehr spielfreudig, wussten aber genau, wann und wo sie aufhören mussten. „Wir haben hier unfassbare Talente“, sagte Jan Klare, Saxofonist, Komponist und Gründer der Band. In der Tat, alle Musiker zeigten, dass sie exzellent ausgebildete Musiker sind.
Die in Bielefeld lebende Sängerin Oona Kastner sorgte beispielsweise sogar für eine Premiere mit ihren beiden Mitstreitern. Untermalt mit elektronischer Musik und zahlreichen Effekten wie Zug-abfahrt und Wellenrauschen gab es nicht gerade leichte Kost. Denn ihr „Gesang“klang nicht wie ein Lied oder eine Melodie zum Mitsingen oder Wippen, sondern ähnelte mehr einem Stöhnen und Geräuschen. Dazu gab es auch noch interessante Instrumentenzusammenspiele (Geige mit Posaune oder Schlagzeug mit Cello und Saxofon).
Nach dem großen Finale, bei dem sich fast alle Musiker beteiligten, gab es viel Beifall. DK