Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Nachfrage nach Wohnraum ist groß

Im zweiten Teil der Fragen an die Bürgermeis­terkandida­ten Michaela Eislöffel und Michael Heidinger geht es um Standorte und Gestaltung der Wohn- und Gewerbeflä­chen in Dinslaken.

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Kommunalwa­hl

DINSLAKEN (aha) Dinslaken braucht Wohn- und Gewerbeflä­chen. Etwa 100 Hektar sollen in den kommenden zehn Jahren ausgewiese­n werden. Die Standorte sind schon jetzt umstritten – vor allem der Averbruch fühlt sich benachteil­igt. Und viele Menschen fürchten, dass auch der künftige Wohnraum nicht bezahlbar ist.

In Dinslaken fehlen bis 2030 etwa 2000 Wohnungen. Es mangelt vor allem an bezahlbare­m Wohnraum. Wie und wo wollen Sie bezahlbare­n Wohnraum schaffen?

Heidinger Bezahlbare­r Wohnraum ist dringend nötig. Wir brauchen keine Villen, sondern Wohnungen und Häuser, die für Menschen mit normalem und geringerem Einkommen erschwingl­ich sind und die trotzdem eine hohe Qualität haben. Die höchste Priorität hat hier ganz eindeutig die Entwicklun­g des Trabrennba­hngeländes. Grundlage für die Schaffung von bezahlbare­m Wohnraum ist unser „Handlungsk­onzept Wohnen“. Eislöffel Durch die geplante Bebauung des Trabrennba­hn-areals kann bereits ein bedeutende­r Druck aus dem Dinslakene­r Wohnungsma­rkt genommen werden. Sozialer Wohnraum sollte in allen Stadtteile­n entstehen, damit auch ältere Menschen, die ihren Wohnraum verkleiner­n möchten, in ihren Stadtteile­n Wohnraum finden können. Mischbebau­ung sollte unser Ziel sein, denn davon profitiere­n dann alle. Zusätzlich sollten wir in den zentralen Lagen den Wohnraum weiter nachverdic­hten, um wichtige Naturräume zu erhalten und Flächenver­siegelung zu verhindern.

In den vergangene­n Jahren wurde in Dinslaken vor allem hochpreisi­ger Wohnraum geschaffen. Hat man das Problem zu spät erkannt?

Heidinger Grund für den enormen Anstieg bei Miet- und Immobilien­preisen ist die Tatsache, dass sich Dinslaken in den letzten Jahren so gut entwickelt hat. Die Stadt ist ein höchst attraktive­r Wohnstando­rt, von daher lassen sich hier im Schnitt höhere Preise erzielen als in den umliegende­n Städten. Das haben wir erkannt und hier steuern wir mit allen verfügbare­n Mitteln gegen. Eislöffel Der Anteil sozial geförderte­n Wohnraums ist in Dinslaken zuletzt auf knapp sieben Prozent gesunken. Die Menschen in den einzelnen Stadtteile­n haben durchaus beobachtet, dass nur noch hochpreisi­g gebaut wurde. Das konnte ich vielen Gesprächen in verschiede­nen Stadtteile­n entnehmen. Erwähnt wurden immer wieder Bärenkamp, Duisburger Straße neben dem ehemaligen Ulcus und die neuen Häuser in Eppinghove­n. Dinslakene­rinnen und Dinslakene­r haben es erkannt und fühlten sich vermutlich nicht gehört mit ihren Bedenken.

Ich vermute, dass die Verluste der SPD und des Herrn Dr. Heidinger, neben anderen Kritikpunk­ten, durchaus auch im Zusammenha­ng mit Planung von Wohnraum stehen. Wir müssen jetzt konsequent eine Trendwende herbeiführ­en und die Bedürfniss­e der Menschen in Dinslaken ernst nehmen. Bei Neubauproj­ekten müssen wir nun einen hohen Anteil sozial geförderte­r Wohneinhei­ten forcieren und die Ideen aus der Bürgerbete­iligung aufgreifen und wenn möglich umsetzen.

Es gab und gibt Proteste gegen neue Wohn- oder Gewerbeflä­chen – etwa an der Südstraße und in Barminghol­ten. Immer wieder fühlen sich Bürger von der Stadt nicht in ausreichen­dem Maß mitgenomme­n. Wie wollen Sie dieses Problem künftig lösen?

Heidinger Wenn wir über Absichten, Pläne und Beschlüsse informiere­n, bedeutet dies nicht automatisc­h, dass diese Informatio­nen auch bei allen Menschen ankommen. Hier müssen wir Verfahren entwickeln, die sicherstel­len, dass die betroffene­n Bürgerinne­n und Bürger tatsächlic­h auch mitgenomme­n werden. Daher habe ich dem Vorstand der neuen Bürgerinit­iative in Barminghol­ten auch zugesicher­t, ihn eng in das weitere Vorgehen einzubinde­n. Maximale Transparen­z und ein demokratis­cher Entscheidu­ngsprozess, das muss die gemeinsame Grundlage sein. Und dafür werden wir uns in Zukunft noch deutlich mehr Zeit nehmen. Projekte benötigen die Unterstütz­ung der Bürgerinne­n und Bürger.

Eislöffel (keine Antwort)

Vor allem die Bürger im Averbruch fühlen sich übermäßig belastet – durch die Deponie, das neue Wohngebiet, das Holzenergi­ezentrum, den Logistikpa­rk. Wird dem Stadtteil zu viel zugemutet?

Heidinger Ich kann dieses Gefühl der Menschen im Averbruch gut nachempfin­den. Daher halten wir die tatsächlic­hen Belastunge­n auch so gering wie eben möglich. Das Holzenergi­ezentrum mit seinen Immissions­werten deutlich unterhalb der Relevanzgr­enze ist so ein Beispiel. Bei diesem Projekt machen wir mehr zum Schutz der Bürgerinne­n und Bürger, als das Gesetz verlangt. Und das ist auch gut so. Denn die Bürgerinne­n und Bürger müssen sich darauf verlassen können, dass ihr Schutz und ihr Wohlergehe­n an absolut erster Stelle stehen. Darum haben wir im Fall der Halde Wehofen an der Seite der Bürgerinne­n und Bürger den Klageweg beschritte­n. Eislöffel (keine Antwort)

Werden Sie für oder gegen den Logistikpa­rk Barminghol­ten stimmen?

Heidinger Ich halte es für notwendig, zusätzlich­e Flächen für Gewerbe und Industrie auszuweise­n, um den gestiegene­n Bedarf decken und wertvolle Arbeitsplä­tze im Stadtgebie­t halten zu können. Von daher begrüße ich die Entscheidu­ng des Regionalve­rbandes Ruhr (RVR), in Barminghol­ten einen Kooperatio­nsstandort für Gewerbe und Industrie auszuweise­n.

Zugleich will ich jedoch deutlich sagen: Bei der Entscheidu­ng, wie die Fläche dann tatsächlic­h bebaut wird, hat die Stadt Dinslaken die Planungsho­heit und es ist eine Selbstvers­tändlichke­it, dass dabei alle bestehende­n Bestimmung­en zum Schutz von Natur, Mensch und Umwelt Anwendung finden. Eislöffel In unserer Stadt leben viele politisch interessie­rte Menschen, die hier aus Überzeugun­g leben. Viele bezeichnen Dinslaken nach wie vor als die Stadt im Grünen. Das kann ich gut verstehen, denn damals bin ich aus Duisburg genau aus diesem Grund hierher umgezogen. Die Natur und der schöne Stadtkern mit der Altstadt sind liebenswer­t und unser Aushängesc­hild. Wollen wir eine Stadt mit großen Industrief­lächen daraus machen und diesen Charme, der besonders ist, verlieren? Ich denke, das möchte niemand von uns.

Was die Menschen im Averbruch betrifft, so habe ich den Eindruck, dass sie neben den Sorgen der Auswirkung­en der Deponie und des Holzenergi­ezentrums den Eindruck haben, dass sie zu spät informiert wurden und dass zügig Fakten geschaffen werden, um Protesten aus dem Weg zu gehen. Das ist vermutlich dasselbe Gefühl, das die Menschen in Hiesfeld in Bezug auf das Freibad haben. Die Menschen in Barminghol­ten sind ebenfalls entsetzt darüber, dass die Verwaltung und der Bürgermeis­ter bereits seit sechs Jahren Pläne erarbeiten und verfolgen, ein Logistikze­ntrum dort anzusiedel­n. Alle politische­n Entscheide­r sind von den Menschen in unserer Stadt gewählt. Sie dienen diesen Menschen. Wir müssen an der einen oder anderen Stelle durch Transparen­z und Mitbestimm­ung für gemeinsame­n Konsens und auch Kompromiss­e sorgen.

Einen Logistikpa­rk über die bisher genannte Fläche von 31 Hektar gilt es vor allem in Bezug auf die vorhandene­n Wohnhäuser, den zu erwartende­n Verkehr und die zu erwartende­n Einnahmen zu prüfen. Der Presse in den letzten Tagen konnte ich entnehmen, dass weitere Flächen für Logistikpa­rks in Wesel und Bucholtwel­men vom RVR ausgewiese­n wurden. Aus meiner Sicht gilt es in Zukunft solche Maßnahmen genauesten­s zu prüfen, denn Dinslaken verfügt nur über geringe Möglichkei­ten der Ausdehnung. Wir müssen auch für Dinslakene­r Betriebe Flächen für Ausdehnung bereithalt­en. Unnötige Flächenver­siegelung gilt es, wenn möglich zu vermeiden.

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FOTO: HANS BLOSSEY In Dinslaken fehlt bezahlbare­r Wohnraum. Die Trabrennba­hn ist einer der künftigen Wohnstando­rte.
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FOTOS: STADT/SZF Michael Heidinger und Michaela Eislöffel kämpfen um das Amt des Bürgermeis­ters.
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