Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Weihnachten sucht Herberge
Wie wäre das: Heiligabend zum Gottesdienst in eine alte Industriehalle? Ins Parkhaus? Oder vielleicht gibt es auch viele kleinere Messen statt weniger großer? Die katholische Gemeinde St. Vincentius Dinslaken denkt in alle Richtungen.
Wie wäre das: Heiligabend zum Gottesdienst in eine alte Industriehalle? Oder auf ein Parkhaus-deck? In den Kirchen wird’s jedenfalls zu voll.
DINSLAKEN Weihnachten, sagt Pastor Thomas Berger von der katholischen St.-vincentius-gemeinde: „Weihnachten wird noch spannend“. Denn es mag von Kirchenaustritten und schwindenden Besucherzahlen bei Gottesdiensten die Rede sein, so viel es will: Es gibt einen Tag im Jahr, da gilt das nicht. Und zwar zu Heiligabend am Nachmittag bei den Feiern zwischen 14 und 17 Uhr. „Diese Gottesdienste sind immer brechend voll“, fasst es Berger humorig in Worte: „Da hängen die Beine aus der Kirche raus. Und das geht unter Corona-bedingungen auf gar keinen Fall.“
In diesen Wochen macht sich die Gemeinde Gedanken darüber, wie das Problem zu händeln wäre. Ein Ansatz dafür ist, „sich besondere Orte zu suchen“für die großen Feiern, so Berger: „Vielleicht hat es was, einfach mal die Location zu wechseln.“
Beispielsweise könnte man – das wäre eine Idee, die im Raum steht – die Zechenwerkstatt in Lohberg nutzen. Die wäre groß genug und mit Industriekultur-charme auf jeden Fall etwas Besonderes. „Das hätte doch ein bisschen was vom Stall von Bethlehem“, kommt Berger ins Philosophieren: das Improvisierte, das Einfache. Eine Umgebung, die nicht von alleine feierlich und schön ist wie eine Kirche, sondern die es durch das würde, was in ihr geschieht.
Es gibt auch den Vorschlag, ein Deck im Parkhaus des Einkaufszentrums Neutor-galerie zu nutzen: „Da laufen Gespräche, wie das gehen könnte.“Weitläufig wäre es dort ja – ein Problem wären aber die Geschäftszeiten der Läden im Center.
Auch nach dem Burgtheater hat man die Fühler ausgestreckt, das wäre natürlich eine Open-air-lösung. Und ebenso könnte das Möbellager der Caritas sich als geeigneter Raum erweisen.
Zugleich denken die Planer in der Gemeinde aber auch noch auf einer ganz anderen Idee herum. Vielleicht könnte man darauf verzichten, die üblichen, besonders großen Feiern zu gestalten, und stattdessen viele kleinere anbieten. Die könnten zu verschiedenen Zeiten draußen vor den verschiedenen Kirchen in der Stadt begangen werden. Ein Problem dabei wären die üblichen Risiken von Open-air-veranstaltungen. Dafür haben Zusammenkünfte unter freiem Himmel ihren Reiz.
Möglich wären auch noch ökumenischen Kooperationen zwischen der Katholischen und der Evangelischen Gemeinde – auch das ist schon mal ins Blaue hinein angedacht worden.
„Spruchreif ist nichts“, betont Berger den Stand der Dinge. „Diese ganzen Überlegungen müssen jetzt alle mal ins Reine gedacht werden.“Bis jetzt gebe es halt nur Vorschläge, Anfragen, Ideen. „Wir haben uns bis Mitte Oktober Zeit gegeben, um die ganzen Fragen zu klären, die wir noch haben.“
Ein Problem bei großen Feiern in fremden Hallen ist schon mal ganz klar: Die technische Ausstattung müsste für die großen Gottesdienste komplett neu geplant und besorgt werden.
Aber neben allen Schwierigkeiten sieht die Gemeinde auch Potenzial
in dieser besonderen Situation. „Das ist jetzt wirklich eine Chance, ganz andere und neue Wege zu gehen“, sagt Thomas Berger.
Für die Gottesdienste am späteren Abend, die in der Regel nicht überfüllt sind, sieht man in der Gemeinde St. Vincentius übrigens keine Probleme. „Die Christmetten sind ganz normal in den Kirchen.“