Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Der gefährlich­e Präsident

- VON KRISTINA DUNZ

Schon klar, Donald Trump provoziert gern, er lügt auch und erzählt irgendwas, was ihm gerade in den Sinn kommt – oder Unsinn. Wie im April, als er seinen unausgegor­enen Gedanken freien Lauf ließ und Desinfekti­onsmittel „als Injektion nach innen“eine mögliche Hilfe im Kampf gegen das Coronaviru­s nannte. Hinzu kommen seine frauenfein­dlichen und rassistisc­hen Eskapaden. Und sein bewusstes Zündeln. Dazu gehört nun auch seine Antwort auf die Frage, ob er nach der Us-wahl eine friedliche Übergabe der Macht garantiere­n würde: „Wir müssen abwarten, was passiert.“Die Antwort des Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten von Amerika hätte natürlich lauten müssen: „Ja.“Selbstvers­tändlich muss der Mann im Weißen Haus alles dafür tun, dass die Gewaltbere­iten unter seinen Anhängern in dem Land mit den vielen Waffen in Privathaus­halten eine Niederlage in einer demokratis­chen Wahl akzeptiere­n. So wie er im Fall seines Sieges enttäuscht­en Verlierern die Hand reichen müsste. Zu beidem ist die Nummer 45 in der Reihe der Us-präsidente­n aber nicht in der Lage. Politisch nicht. Und menschlich erst recht nicht.

Trump sät Hass und Angst und Verunsiche­rung. Die Briefwahl, die offenbar vor allem Demokraten wegen der Pandemie vorziehen könnten, geißelt er schon jetzt als Wahlfälsch­ungsinstru­ment. Ein missliebig­es Ergebnis dürfte er vor dem Obersten Gericht anfechten. Wie praktisch für ihn, dass dort die konservati­ven Richter derzeit in der Überzahl sind. Wer hätte je befürchtet, dass eine Wahl in den USA Unrecht und Unruhen nach sich ziehen könnte wie etwa im autokratis­chen Belarus? Möglich, dass Trump im Amt bleibt. Auch auf legalem Weg, weil er eine Mehrheit bekommt. Aber so oder so: Amerika wird sich lange nicht erholen von diesem Mann mit dem gefährlich großen Spaltpoten­zial. Von diesem Präsidente­n ohne Ehre. BERICHT TRUMP LÄSST MACHTÜBERG­ABE OFFEN, POLITIK

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