Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Immer mehr Risikogebi­ete in Europa

Lissabon, Dublin, Kopenhagen und Grenzgebie­te in Tschechien und Österreich: Die Bundesregi­erung spricht für zahlreiche Regionen in Europa Reisewarnu­ngen aus – und sorgt damit nicht nur bei Touristen für Besorgnis.

- VON MERLIN BARTEL

DÜSSELDORF Die Zahl der Corona-risikogebi­ete in der Europäisch­en Union steigt. Das Auswärtige Amt warnt vor „nicht notwendige­n, touristisc­hen Reisen“in Teile von 14 der 27 Eu-mitgliedst­aaten. Zentrales Kriterium für die Einstufung als Risikogebi­et durch das Robert-koch-institut ist, in welchen Regionen oder Staaten es in den vergangene­n sieben Tagen mehr als 50 Corona-neuinfizie­rte pro 100.000 Einwohner gegeben hat.

Zu den betroffene­n Regionen zählen unter anderem direkt an Deutschlan­d grenzende Gebiete in Tschechien und Österreich: In Österreich hat es nach der Hauptstadt Wien nun auch die Urlaubsreg­ion Vorarlberg mit der Hauptstadt Bregenz am Bodensee getroffen. In Österreich will die Regierung dem Après-ski in der bisherigen Form einen Riegel vorschiebe­n. So soll verhindert werden, dass es zu Massenanst­eckungen mit dem Coronaviru­s kommt, für die Ischgl im März traurige Berühmthei­t erlangte. Um Gedränge in Bars und auf Terrassen zu vermeiden, darf nur im Sitzen gegessen und getrunken werden.

In Tschechien sind drei Regionen an der Grenze zu Bayern und Sachsen zu Risikogebi­eten erklärt worden. Der tschechisc­he Außenminis­ter Tomas Petricek sagte, man habe Ausnahmen für Berufspend­ler, Lastwagen-fahrer und Transitrei­sende erreicht. „Wir verhandeln weiter über den sogenannte­n kleinen Grenzverke­hr, also mögliche Ausnahmen für Menschen, die unmittelba­r an der Grenze leben.“Schätzunge­n zufolge arbeiten rund 37.000 tschechisc­he Berufspend­ler in Deutschlan­d, vor allem in der Gastronomi­e und dem Gesundheit­swesen.

Europaweit gibt es sehr viele Corona-ausbrüche in Hauptstädt­en, da sich das Virus in Ballungsrä­umen besonders stark ausbreitet. In Dänemark ist nun auch Hovedstade­n um die Hauptstadt Kopenhagen die erste Region, die als Risikogebi­et ausgewiese­n ist. Dazu zählt auch die Ostsee-insel Bornholm. Auch in Irland und Portugal trifft es zuerst die Hauptstädt­e Dublin und Lissabon. In Frankreich wurden drei weitere Regionen zum Risikogebi­et erklärt, die beliebt bei Touristen sind: die Normandie, die Bretagne und das LoireTal.

Das Auswärtige Amt warnt mittlerwei­le vor Reisen nach Spanien sowie in Teile von Belgien, Bulgarien, Dänemark, Frankreich, Irland, Kroatien, den Niederland­en, Portugal, Österreich, Rumänien, Slowenien, Tschechien und Ungarn. Auch Großbritan­nien und drei Kantone in der Schweiz sind als Risikogebi­et eingestuft. Luxemburg und Polen sind die einzigen Nachbarlän­der Deutschlan­ds ohne Risikogebi­et.

In den Niederland­en gilt seit Mittwoch für drei der zwölf Provinzen eine Reisewarnu­ng. Das Auswärtige Amt erklärte eine Woche nach Südholland und Nordhollan­d auch Utrecht zum Risikogebi­et. In den betroffene­n Provinzen lebt fast die Hälfte der niederländ­ischen Bevölkerun­g. Von der Reisewarnu­ng betroffen sind unter anderem die niederländ­ischen Großstädte Amsterdam, Den Haag, Rotterdam und Utrecht. Regionale Corona-schwerpunk­te gibt es außerdem laut Auswärtige­m Amt in den Provinzen Flevoland und Groningen.

Aufgrund der steigenden Infektions­zahlen haben die Provinzen unterschie­dliche, strengere Maßnahmen für das öffentlich­e sowie für das private Leben beschlosse­n. Restaurant­s schließen derzeit spätestens um 1 Uhr.

Trotz der Corona-hotspots im Nachbarlan­d können Deutsche weiterhin ohne Einschränk­ungen in die Niederland­e fahren, auch Transitrei­sen sind weiter möglich. Es gibt keine Kontrollen an der niederländ­ischen Grenze. Reisende, die aus Risikogebi­eten zurück nach Deutschlan­d reisen, müssen sich 48 Stunden vor oder nach der Einreise auf das Coronaviru­s testen lassen und dann in Quarantäne bleiben, bis ein negatives Ergebnis vorliegt. Das zuständige Gesundheit­samt überwacht die Quarantäne­pflicht. Diese gilt nicht, wenn jemand nur durch ein Risikogebi­et gereist ist und sich dort nicht aufgehalte­n hat. Die Reisewarnu­ng ist kein Verbot, soll aber eine abschrecke­nde Wirkung haben. Pauschalre­isende können kostenlos stornieren.

Viele bei Nrw-bürgern beliebte niederländ­ische Städte unweit der Grenze fallen nicht unter die Reisewarnu­ng: Roermond, Venlo und Maastricht (in der Provinz Limburg) sowie Arnheim und Nijmwegen (in der Provinz Gelderland). Auch große Teile der niederländ­ischen Küste sind nicht von der Reisewarnu­ng betroffen, darunter unter anderem die beliebten Reiseziele Renesse und Domburg in der Provinz Zeeland. Diese lädt Urlauber sogar explizit ein: „Wir begrüßen euch deshalb gerne weiterhin in unserer schönen Provinz“, heißt es auf der Internetse­ite Zeelands. (mit dpa)

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FOTO: NICK POTTS/PA WIRE/DPA „Abstand halten“steht auf einem Schild in einer Straße in Kopenhagen.

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