Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Düsseldorfer Stadtmanager Brill gleichzeitig in Köln aktiv
DÜSSELDORF Michael Brill, Chef der Düsseldorfer Stadttochter D. Live, half dem nationalen Konzertveranstalter Live Nation, eine dauerhafte Halle in Köln zu suchen. Dies geschah, obwohl er im Hauptberuf die Aufgabe hat, die Düsseldorfer Hallen Merkur-spiel-arena (55.000 Plätze) und den ISS-DOME (14.000 Plätze) zu vermarkten. Das erfuhr unsere Redaktion durch zuverlässige Informationen. Danach war Brill bei Gesprächen bei, um die alte Postlagerhalle in der Nähe des Kölner Hansaringes für Live Nation anzuwerben.
Brill rechtfertigt auf Anfrage seine Unterstützung des Vorhabens damit, es habe „zweifelsfrei keinen Verstoß gegen ein vertragliches oder gesetzliches Wettbewerbsverbot“gegeben, auch weil es sich um ein „Altprojekt“gehandelt habe, bevor er 2017 Chef von D.live beziehungsweise einer Vorgängerfirma wurde. Dafür erhält er rund 200.000 Euro an festem Jahresgehalt (plus Prämie). Für einen 2017 abgeschlossenen Beratervertrag mit Live Nation bekam er bis Herbst vergangenen Jahres ein zusätzliches Einkommen von bis zu rund 100.000 Euro im Jahr. Auf einen neuen Vertrag verzichtete Brill kürzlich. Unsere Redaktion hatte über seinen Nebenjob berichtet.
Außerdem schreibt Brill unserer Redaktion, beim am Ende erfolglosen Kölner Vorhaben sei es um eine Halle von rund 2000 Plätzen gegangen. Damit sei nicht möglich gewesen, gegen die auch zu D.live gehörende Mitsubishi Electric Halle mit 7500 Plätzen anzutreten.
Die Stadt Düsseldorf stellt sich hinter ihren Manager. „Die Landeshauptstadt Düsseldorf als Gesellschafter ist davon überzeugt, dass Herr Brill gegen keine Vereinbarungen seines Arbeitsvertrages verstoßen hat“, erklärt Stadtsprecher Marc Herriger. Die Kommune lobt Brill, der vor dem Start bei D. Live schon mehr als 20 Jahre im Veranstaltungsgeschäft tätig war: „Der Gesellschafter ist froh, dass er mit Herrn Brill einen absoluten Profi aus der Veranstaltungsbranche für D-live gewinnen konnte.“
Interessant ist auch, dass Brill sich im Mai 2018 mit Live Nation darüber austauschte, ob ein Berliner Veranstalter einen Ableger des international bekannten Festivals „Rock in Rio“in Düsseldorf organisieren dürfe. Brill hatte Live Nation mitgeteilt, er werde dafür sorgen, dass das riesige Projekt nicht stattfinden werde.
Brill erläutert nun, es sei nicht darum gegangen, den Berliner Veranstalter unfair zu Gunsten von Live Nation abzudrängen, sondern zu klären, wem die Rechte für „Rock in Rio“in Deutschland wirklich gehören. Live Nation hatte sich Anfang Mai 2018 als weltweite Gruppe an „Rock in Rio“beteiligt und war davon ausgegangen, die Rechte auch für Deutschland zu besitzen. Das bestritt die Berliner Firma, am Ende musste Live Nation ihr den Vortritt lassen.
Für Fans von Rockmusik hat Brill eine gute Nachricht. Er teilt unserer
Redaktion mit, die Stadt wolle weiter „Rock in Rio“an den Rhein holen. Man hoffe, für ein Gelände mit rund 80.000 Plätzen an der Messe in 2021 endlich die Nutzungsgenehmigung zu bekommen, nachdem ein erster Versuch für ein Konzert mit Ed Sheeran 2018 gescheitert war. Für „Rock in Rio“peilt er mit dem Berliner Partner 2022 an. Bei früheren Festivals „Rock in Rio“traten in Madrid, Rio oder Lissabon unter anderem Bon Jovi und Neil Young auf. Die Lage bei D.live sei aktuell aber „herausfordernd und desaströs“, so Brill. Wegen Corona fallen ja praktisch alle Konzerte aus.