Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Der FC Bayern holt den nächsten Titel
Nach Meisterschaft, Dfb-pokal und Champions League sichern sich die Münchner mit dem 2:1 gegen den FC Sevilla auch den Uefa-supercup. In der Verlängerung trifft Javi Martínez in seinem vielleicht letzten Spiel für die Bayern.
BUDAPEST (dpa) Javi Martínez hat dem FC Bayern als Joker beim Comeback vor Publikum mit seinem Kopfballtor in der Verlängerung Titel Nummer vier im so komplizierten Corona-jahr 2020 beschert. Der 32 Jahre Spanier traf kurz nach seiner Einwechslung beim 2:1 (1:1, 1:1) gegen Europa-league-sieger FC Sevilla in der 104. Spielminute. Es könnte ein tolles Abschiedsgeschenk von Martínez gewesen sein. Denn der Routinier steht vor einer Rückkehr zu Athletic Bilbao.
Zweiter Matchwinner bei der umstrittenen Finalpartie um den Uefa-supercup im Corona-hotspot Budapest war Torwart Manuel Neuer, der vor dem großen Moment von Martínez mit Reflexen zweimal den K.o. gegen Sevillas Joker Youssef En-nesyri verhindert hatte.
Mit dem erfolgreichen Kraftakt erweiterten Hansi Flicks weiter unaufhaltsame Allesgewinner ihre Trophäensammlung nach Meisterschale, Dfb-pokal und dem Henkelpott um den nächsten Silberpokal. Schon am kommenden Mittwoch winkt im deutschen Supercup gegen Vizemeister Borussia Dortmund in München Titel Nummer fünf.
Auf den Jubel über das Siegtor von Martínez mussten die trotz aller Reisewarnungen nach Ungarn angereisten Bayern-fans lange warten. Zuvor hatte Nationalspieler Leon Goretzka (34.) in der etwa zu einem Viertel gefüllten Puskas-arena das frühe Elfmetertor von Sevillas Angreifer Lucas Ocampos (13.) ausgeglichen. Die Bayern wankten aber auch danach noch mehrmals.
In der 87. Minute verhinderte Neuer im Eins-gegen-eins gegen den frei vor ihm auftauchenden En-nesyri erstmals das 1:2. Und Sevillas Joker hatte in der Verlängerung eine weitere Großchance, aber Neuer lenkte den Schuss noch an den Pfosten (92.). Dann kam Martínez und köpfte einen vom bis dahin guten Torwart Bono nach vorne abgewehrten Ball ins Tor.
Als Fußballfan wäre Flick „nicht nach Budapest gefahren“, wie er vor dem Anpfiff bei „Sky“sagte. Aber als Trainer kam er natürlich seinem Job an der Seitenlinie nach. Und er hörte, wie die Münchner Anhänger unter den 15.500 Zuschauern, ihr Team anfeuerten. „Hurra, hurra, die Bayern, die sind da“, skandierten sie. Die Geräuschkulisse sorgte wieder für ein anderes Fußballerlebnis.
Flick veränderte seine 8:0-Siegerelf aus dem Ligastart gegen Schalke nur auf einer Position. Der wieder fitte David Alaba nahm die Position als Abwehrchef ein, erwischte aber einen unglücklichen Start. Nach einem Rempler gegen Ivan Rakitic zeigte Schiedsrichter Anthony Taylor auf den Punkt. Der Argentinier Ocampos überwand Neuer.
Erst zum zweiten Mal nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs in Corona-zeiten lagen die Bayern in Rückstand. Die Bayern setzten sich offensiv fest und erspielten sich Chance um Chance. Thomas Müller wurde zum Initiator des Offensivspiels, gerade auch beim 1:1. Ein technisch anspruchsvoller Chipball mit dem Außenrist erreichte Robert Lewandowski. Der Torjäger legte ab, der in den Strafraum gesprintete Goretzka vollendete mit der Innenseite.
Zäh blieb es trotzdem, weil Sevilla sich widersetzte und gefährliche Stürmer wie Luuk de Jong hatte. Der ehemalige Gladbacher zwang Neuer zur Parade (46.). Dann jubelte Bayern nach einem Gala-angriff, den Lewandowski nach Doppelpass mit Müller erfolgreich abschloss (55.). Der Videobeweis ergab jedoch knapp Abseits. Schiedsrichter Taylor erkannte acht Minuten später auch ein Tor von Leroy Sané nicht an, weil er zuvor ein Foul von Lewandowski erkannt haben wollte. Das Spiel spitzte sich zu. Neuer musste zweimal zum Retter werden, ehe Martínez aus dem Triple das Quadruple machte.