Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Wie wird die Innenstadt attraktiver?
Nur noch zwei Tage sind es bis zur Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters. Die beiden Kandidaten Michael Heidinger und Michaela Eislöffel sagen, wie sie die Innenstadt stärken wollen. Auch das Freibad ist ein Thema.
DINSLAKEN( aha) Eine lebendige Innenstadt mit vielfältigen Einzelhandels- und Gastronomieangeboten gehören ebenso zu einer attraktiven Kommune wie eine gute Freizeit-infrastruktur. Nicht erst seit Corona stehen aber in der Dinslakener Innenstadt Lokale leer – und das seit fünf Jahren geschlossene Freibad Hiesfeld ist weiterhin ein Dauerthema. Wir haben die Bürgermeisterkandidaten Michael Heidinger (SPD) und Michaela Eislöffel (parteilos) gefragt, wie sie damit umgehen wollen.
In der Dinslakener Innenstadt stehen etwa zwölf Prozent der Geschäftsflächen leer. Was wollen Sie dagegen unternehmen?
Ein Grund für die vielen Leerstände ist, dass die Einzelflächen aufgrund ihrer geringen Größe nicht die Anforderungen größerer Einzelhandelsbetriebe erfüllen. Deshalb muss sich die Verwaltung im Sinne der Wirtschaftsförderung in der Innenstadt engagieren und eine Idee wäre es, darauf einzuwirken und dafür zu werben, dass Zusammenschlüsse einzelner Flächen ermöglicht werden.
Als Bürgermeisterin werde ich moderierend und begleitend agieren, um die Kommunikation und den Austausch in Bezug auf Stadtmarketingkonzepte mit den Geschäftsleuten zu fördern. Die Abteilung Wirtschaftsförderung sollte aktiv für die Ansiedlung von Unternehmen werben und auf Geschäftsleute zugehen. Für die Werbung zur Ansiedlung von Unternehmen in der Dinslakener Innenstadt könnte die Wirtschaftsförderung gemeinsam mit dem Bereich Nachhaltigkeit Ideen für die Ansiedlung von Geschäften mit nachhaltigen Konzepten entwickeln. Hier sollte mittelfristig bis langfristig gedacht werden, damit wir die Dinslakener Innenstadt auch für die ferne Zukunft attraktiv gestalten.
Mit zwölf Prozent Leerstand ist Dinslaken in vergleichbarer Situation mit vielen Städten im Umland. Mit Blick auf die veränderten Einkaufsgewohnheiten müssen wir uns aber von der Vorstellung verabschieden, dass ein leerstehendes Ladenlokal automatisch wieder durch ein Ladenlokal gefüllt wird. Wir müssen Konzepte entwickeln, die leerstehenden Geschäftsflächen in der Innenstadt anderweitig zu nutzen. Das ist die zentrale Herausforderung, der sich alle Innenstädte in den kommenden Jahren zu stellen haben. Bei diesem Thema muss aber grundsätzlich neu gedacht werden, von daher würde ich hier gern einen gemeinsamen innovativen Denkprozess mit allen beteiligten Interessengruppen anstoßen.
Sind Sie für oder gegen mehr verkaufsoffene Sonntage?
Heidinger Das Niveau, das jetzt gesetzlich vorgegeben ist, halte ich für sinnvoll. In Dinslaken haben wir dies noch nicht voll ausgeschöpft. Entscheidend ist für mich, dass Angebot und Anzahl der verkaufsoffenen Sonntage für den Einzelhandel und die Kundinnen und Kunden attraktiv sind. Letztlich zählt also: Was wollen unsere Bürgerinnen und Bürger und was will unser Einzelhandel? Das sollten wir als Stadtverwaltung unterstützen.
Eislöffel Der Sonntagvormittag sollte nach wie vor den Familien vorbehalten sein. Wenn es dem Wunsch der Dinslakener Geschäftsleute entspricht, stelle ich mich diesem an einzelnen Sonntagnachmittagen nicht entgegen.
Wie möchten Sie die von der Coronakrise besonders betroffene Gastronomie stützen?
Eislöffel Vielseitige Gastronomie ist das Herz einer lebendigen Innenstadt und Altstadt. Gerade vor dem Hintergrund der Coronakrise sollten wir den Unternehmen deshalb mit großzügigen Ausnahmeregelungen zum Beispiel für die Nutzung von (öffentlichen) Außenbereichen entgegenkommen. Initiativen wie die Konzerte vor der Stadtkirche sollte die Verwaltung nach Möglichkeit unterstützen. Viele Geschäftsleute haben sich in den letzten Wochen an mich gewandt und die Gestaltungssatzung, sowie das Vorgehen des Ordnungsamtes gegen Geschäftsleute an mich herangetragen. Ich wünsche mir auch hier einen lösungsorientierten Dialog und mehr unterstützende Maßnahmen der Verwaltung für die ansässigen Unternehmen. Die Wirtschaftsförderung soll auch bei den bereits ansässigen Unternehmen ansetzen. Hilfestellungen in Bezug auf Unterstützungs- und Fördergelder für die angeschlagenen Betriebe sollen von Seiten der Verwaltung verlässlich und transparent angeboten werden.
Heidinger Ich halte unsere Entscheidung für richtig, die Sondernutzungsgebühren für den Außenbereich auszusetzen, die Kosten für die Bepflanzung der Blumenampeln in den Einkaufszonen zu übernehmen oder, wie kürzlich beschlossen, zeitweise auf Parkgebühren zu verzichten. Solche Maßnahmen kommen Einzelhandel und Gastronomie insgesamt entgegen. Gleichzeitig versuchen wir, alles möglich zu machen, was im Rahmen der Coronaschutzverordnung möglich zu machen ist.
War es ein Fehler, das Freibad Hiesfeld zu schließen?
Heidinger Es war eine schmerzhafte Entscheidung für alle Beteiligten, die aber in der Sache unausweichlich war. Ein Fehler wäre es gewesen, am Standort wider besseres Wissen festzuhalten. Eines ist klar: Als Bürgermeister verkünde ich lieber Entscheidungen, für die es Applaus gibt. Aber Ehrlichkeit und Verantwortung auch in schwierigen Zeiten sind wichtiger als jeder Applaus. Jetzt jedoch sollten wir nach vorn sehen: Am Standort des Freibads entsteht ein attraktives Angebot für Freizeit und Naherholung. Und die Bäderlandschaft in Dinslaken wird beispielgebend ausgebaut – anders als andere Städte reduzieren wir nicht die Schwimm-möglichkeiten, sondern wir weiten sie deutlich aus.
Eislöffel Zum Hiesfelder Schwimmbad kann ich nur sagen: Ich kann die Reaktion der Hiesfelderinnen und Hiesfelder verstehen, die jetzt durch ihre Wahl deutlich machen, dass sie so nicht behandelt werden wollen. Das Hiesfelder Schwimmbad war
für die Menschen in unserer Stadt ein Ort mit dem sie viele Erinnerungen verbinden. Die Menschen haben einen fairen Umgang mit ihren Interessen erwartet und fühlen sich übergangen und nicht ausreichend informiert. Ein weiteres Gutachten hätte den Hiesfeldern Klarheit gebracht und vermutlich auch das Einsehen, wenn sich das erste Bodengutachten bestätigt hätte.
Die Vorgehensweise, die Menschen durch den übereilten Abriss vor vollendete Tatsachen zu stellen halte ich für grundlegend falsch. Schließlich wurde von Seiten der Bürgerinnen und Bürger nach Lösungen für den Erhalt gesucht und aus ihrer Sicht waren sie noch im Gespräch mit Stadtwerken und Verwaltung. Da muss Politik sich nicht wundern, wenn sie die Konsequenzen für derartiges Handeln tragen muss.