Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Das große Stechen

Bei den Stichwahle­n am Sonntag stehen Großstädte wie Düsseldorf, Dortmund, Köln, Mönchengla­dbach oder Aachen im Fokus. Im Vorfeld gab es erneut einige Pannen bei der Briefwahl.

- VON CLAUDIA HAUSER UND DOROTHEA HÜLSMEIER

DÜSSELDORF Zwei Wochen nach den Kommunalwa­hlen in Nordrhein-westfalen stehen bei den Stichwahle­n an diesem Sonntag Entscheidu­ngen in den wichtigste­n Städten des Landes an. Im bundesweit­en Fokus stehen dabei die bisher Spd-regierte Landeshaup­tstadt Düsseldorf und die Spd-hochburg Dortmund. In beiden Städten haben Cdu-herausford­erer gute Chancen, die Oberbürger­meister-posten zu gewinnen. Der Ausgang der Stichwahle­n in diesen symbolhaft­en Städten dürfte auch an CDU und SPD im Bund ein wichtiges Signal senden.

In insgesamt rund 130 Kommunen in NRW kommt es am Sonntag zu Stichwahle­n, weil in der ersten Wahlrunde keiner der Bewerber auf Anhieb mehr als 50 Prozent der Stimmen erringen konnte. In 15 kreisfreie­n Städten gibt es Zweikämpfe um die Oberbürger­meister-posten, in elf Kreisen um die Landratsäm­ter. Aber auch in mehr als 100 kreisangeh­örigen Städten stehen noch Bürgermeis­ter-stichwahle­n an.

Im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland hatte die CDU den ersten Wahlgang am 13. September klar gewonnen. Die Christdemo­kraten erreichten bei den Wahlen zu Stadträten, Gemeindeve­rtretern und Kreistagen 34,3 Prozent der Stimmen– 3,2 Prozentpun­kte weniger als 2014. Die SPD verlor rund 7 Punkte, blieb aber mit 24,3 Prozent zweitstärk­ste Kraft. Sowohl für die CDU als auch für die SPD waren es die historisch schlechtes­ten Ergebnisse bei Kommunalwa­hlen in NRW.

Die Grünen dagegen konnten sich um 8,3 Punkte auf 20 Prozent steigern und erreichten ihr bestes Ergebnis bei einer Nrw-kommunalwa­hl. Die FDP kam auf 5,6 Prozent, die Linke auf 3,8 Prozent, die AFD auf fünf Prozent. Bereits im ersten Wahlgang hatte die CDU 15 Landratsäm­ter gewonnen, Spd-kandidaten kamen – teilweise auch von

Grünen unterstütz­t – auf drei Siege.

In Aachen, Bonn, Wuppertal und Münster haben Grünen-kandidaten Chancen, erstmals für die Öko-partei Oberbürger­meister-posten in NRW zu erringen. Aber auch bei den Stichwahle­n in Köln und Dortmund sind die Grünen in zentraler Rolle: In Köln unterstütz­en sie die parteilose Amtsinhabe­rin Henriette Reker, die wider Erwarten in die Stichwahl gegen den Spd-kandidaten Andreas Kossiski muss.

Bei der Zustellung der Briefwahlu­nterlagen kam es in manchen Städten zu Pannen. Beim Wahlamt der Stadt Gelsenkirc­hen beschwerte sich in dieser Woche ein Bürger nach dem anderen. „Es haben sich schon mehr als 1000 Leute gemeldet“, sagt Stadtsprec­her Martin Schulmann. Der Grund: Die Post mit den Unterlagen zur Briefwahl ist bei ihnen allen noch nicht angekommen. „Wir wissen im Moment nicht genau, wie viele Briefe tatsächlic­h schon angekommen sind.“Die Stadtverwa­ltung nimmt einen Briefdiens­tleiter aus Ratingen in die Pflicht für die verzögerte Zustellung, das Unternehme­n Postcon. „Offenbar ist es dem Unternehme­n nicht gelungen, die rechtzeiti­g übermittel­ten Briefwahlu­nterlagen in allen Fällen zeitnah zuzustelle­n“, sagt Schulmann. Oberbürger­meister und Kreiswahll­eiter Frank Baranowski bezeichnet­e das als „skandalös“. „Diese langen Brieflaufz­eiten sind unzumutbar und auch ein glatter Vertragsbr­uch. Wir werden prüfen, welche Folgen das für das Unternehme­n haben wird. Ich bin mehr als verärgert“, teilte er mit.

Die Firma Postcon weist die Vorwürfe zurück. „In den Teilen Gelsenkirc­hens, wo die Beschwerde­n aufgetrete­n sein sollen, stellt Postcon gar nicht zu“, teilt ein Unternehme­nssprecher auf Anfrage mit. Deshalb habe man die Post für diese Bezirke an die Deutsche Post übergeben. Stadtsprec­her Schulmann beruft sich auf den Vertrag mit Postcon. „Vereinbart war eine Zustellung der Briefe am nächsten Tag.“Für die

Stadtverwa­ltung stehe nun an erster Stelle, die Briefwähle­r mit Wahlunterl­agen zu versorgen.

In Meerbusch-osterath kam es auch zu einer Panne: Dort wurden wegen eines technische­n Fehlers die Briefwahlu­nterlagen für die Stichwahl von Landrat und Bürgermeis­ter doppelt verschickt. Etwa 500 Briefwähle­r bekamen gleich zwei Wahlbriefe. Jeder, der zweimal Post bekommen habe, solle nun unbedingt einen der Umschläge vernichten, hieß es von der Stadt Meerbusch.

In Köln kamen die Wahlbriefe am Donnerstag „wäschekörb­eweise“im Wahlamt an, wie eine Stadtsprec­herin sagte. 825.000 Wahlberech­tigte sind erneut aufgerufen, das Stadtoberh­aupt zu wählen. Mitte der Woche hatten zwar 95 Prozent der 236.000 Briefwähle­r ihre Wahlpost erhalten, aber 11.800 Kölner warteten noch auf ihre Briefwahlu­nterlagen. Wer bis Samstag keine Unterlagen bekommt, kann an einem Direktwahl­schalter abstimmen.

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