Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Umsatz der Tourismusbranche sinkt um 35 Milliarden Euro
Immer neue Reisewarnungen verhindern eine Erholung. Am Flughafen Düsseldorf wurden für August 74 Prozent weniger Passagiere gemeldet.
DÜSSELDORF Der Deutsche Tourismusverband (DTV) hat angesichts der anhaltenden Pandemie und wieder steigenden Infektionszahlen vor einer Pleitewelle gewarnt, während der Flughafenverband ADV für August katastrophale Zahlen meldete. Dies zeigt, wie sehr die gesamte Reise- und Tourismusbranche immer stärker in die Krise rutscht.
„Ohne passgenaue staatliche Hilfen können zahlreiche Betriebe der Branche den Winter nicht überstehen“, sagte Dtv-geschäftsführer Norbert Kunz unserer Redaktion. Es hänge daher viel davon ab, dass die von der Bundesregierung angekündigten Hilfen für die Betriebe im Tourismus auch passten und ankämen. Kunz verwies darauf, dass der Tourismus in Deutschland mit drei Millionen Arbeitsplätzen eine systemrelevante Branche sei.
Das erste Halbjahr 2020 hat die Branche bereits hart getroffen. Nach Angaben des Tourismusverbandes muss allein für das erste Halbjahr 2020 von Umsatzeinbußen im Tourismus in Höhe von 35 Milliarden Euro ausgegangen werden. Kunz betonte: „Für den Deutschland-tourismus zählt das Statistische Bundesamt 105 Millionen weniger Übernachtungen zwischen Januar und Juni als im Vorjahreszeitraum.“Die Monate Juli und August seien nur eine kleine Atempause für die Gastgeber gewesen. Die Verluste für die Branche aus dem Lockdown könnten nicht mehr wettgemacht werden.
Hinzu kommt, dass längst nicht alle Anbieter ihre Geschäfte wieder hochfahren konnten. Für manche Akteure im Deutschland-tourismus wie die Veranstalter von Events, der Geschäftsreise- und Messetourismus oder das Segment der Städtereisen sei das Geschäft immer noch nicht wieder richtig angelaufen, erklärte Kunz. Die Krise sei aus Sicht des Deutschland-tourismus daher noch nicht überstanden. Die derzeitige Entwicklung der Infektionszahlen betrachte man mit Sorge. Der Geschäftsführer betonte, auch ohne steigende Infektionszahlen gestalte sich die Herbst- und Winterssaison für den Tourismus schwierig in Deutschland. „Mit der kalten Jahreszeit wird es schwieriger für die Außengastronomie und für weitere Tourismusbereiche.“
Ebenso schlecht wie der Tourismusbranche geht es den Flughäfen. Die Passagierzahl lag mit 5,9 Millionen Passagieren im August um 75,6 Prozent niedriger als ein Jahr davor. Die Zahl der Flüge war nur um 57,6 Prozent abgerutscht. Das bedeutet, dass viele Jets nur halb voll flogen. Entsprechend günstig sind Tickets.
Laut dem Flughafenverband ADV würden die immer neuen Reisewarnungen die Reiselust wieder deutlich dämpfen, nachdem es im Juli Hoffnung auf eine Erholung gab. Die Zahl der Flüge nach Übersee wurde um 92 Prozent gegenüber dem Vorjahr heruntergefahren, bei innerdeutschen Flügen sank das Angebot um 77 Prozent, bei Flügen innerhalb Europas um 71 Prozent.
In Düsseldorf als größtem Nrw-airport sank die Zahl der Passagiere im August um 74 Prozent auf 662.000 ab. Das sind pro Tag etwas mehr als 21.000 Passagiere. Am Montag wird ein Teil der Belegschaft gegen den drohenden Jobabbau demonstrieren. Die Gewerkschaft Verdi hat dazu aufgerufen.
Am Flughafen Köln-bonn ging der Wert um 73,5 Prozent auf 354.000 zurück. Der Airport Weeze verlor 66,2 Prozent und kam auf 44.500 Reisende. In allen Fällen wurden aber Anreisen und Abreisen extra gezählt. In Weeze starteten am Tag also nur noch 718 Menschen auf eine Reise.