Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Wiedersehe­n mit Kruse

Mit Union Berlin kehrt der Stürmer nach Gladbach zurück. Dort prägte er die Offensive zwei Spielzeite­n lang. Und erntete als Typ Respekt.

- VON JANNIK SORGATZ

MÖNCHENGLA­DBACH Die Diskussion­en um seinen Fitnesszus­tand begleiten Max Kruse durch seine gesamte Karriere. Dass die Frage, bei wie viel Prozent seines Leistungsv­ermögens sich der ehemalige Nationalsp­ieler befindet, auch bei seinem neuen Verein Union Berlin gestellt wird, ist allerdings kein Indiz für einen nachlässig­en Umgang mit dem eigenen Körper. „Für 90 Minuten ist er ganz sicher noch nicht bereit“, sagte Trainer Urs Fischer vor dem Duell mit Borussia Mönchengla­dbach am Samstag (15.30 Uhr).

Anfang März hat sich Kruse, noch im Trikot von Fenerbahce Istanbul, eine Sprunggele­nkverletzu­ng zugezogen. Aus sechs Wochen Ausfallzei­t wurden sechs Monate. „Die Diagnose kann nicht ganz richtig gewesen sein. Aber ich will hier niemanden anscheißen“, sagte Kruse vergangene Woche nach seinem Liga-debüt für Union (19 Minuten, 1:3 gegen den FC Augsburg) und sendete damit natürlich doch ein paar nette Grüße nach Istanbul.

Kruses Fall beschäftig­t doppelseit­ig die Fifa: Er verklagt Fenerbahce wegen ausgeblieb­ener Gehaltszah­lungen auf 7,5 Millionen Euro, aus diesem Grund hatte der Offensivsp­ieler gekündigt. Fenerbahce wiederum fordert 18 Millionen Schadenser­satz, nachdem Kruse sich ablösefrei Union angeschlos­sen hat. Wenn die Bundesliga in 57 Jahren einen Akteur gesehen hat, den derartige Scharmütze­l kaum mental belasten werden, dann ist es Kruse.

„Ich bin einfach nicht der Typ, der zwölf Jahre in ein und demselben Verein spielt. Ich brauche einen neuen Input, ich brauche etwas Außergewöh­nliches“, sagte der in dieser Woche dem „Berliner Kurier“. Drei Jahre Bremen, drei Jahre St. Pauli, ein Jahr Freiburg, zwei Jahre Gladbach, ein Jahr Wolfsburg, noch mal drei Jahre Bremen und schließlic­h ein Jahr Fenerbahce – Kruse ist ein Fußball-reisender, aber eben auch kein Wappenküss­er, der den Fans oder Verantwort­lichen seiner Vereine verspricht, was er nicht hält. Union ist mit 32 Jahren sein sechster Verein in der Bundesliga. Es würde kaum verwundern, wenn er vor dem Karriereen­de noch Rekordhalt­er Michael Spies einholt, der für sieben Klubs auflief.

In Gladbach haben sie Kruse vor dem Wiedersehe­n im Borussia-park ausgiebig Respekt gezollt. „Max ist ein Spieler, der sich wohlfühlen muss und Vereinen dann seinen Stempel aufdrücken kann“, sagte Manager Max Eberl. Eine Rückkehr sei nie ein Thema gewesen, nach Informatio­nen unserer Redaktion hat sich Borussia aber zumindest kurz mal mit der Option Kruse beschäftig­t. Dass er womöglich erst einmal auf der Bank Platz nimmt, dürfte

Eberl beruhigen.

Oscar Wendt hat von 2013 bis 2015 gemeinsam mit Kruse für die Fohlen gespielt. Als der vom SC Freiburg kam, hatte Borussia die Saison auf Platz acht beendet. Als Kruse für zwölf Millionen Euro zum VFL Wolfsburg wechselte, nach 25 Toren und 22 Vorlagen in 77 Pflichtspi­elen, hatte Gladbach als Dritter gerade erstmals die Champions League er

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FOTO: IMAGO IMAGES Den Schalk im Nacken: Den Gesichtsau­sdruck von Max Kruse kennen die Gladbach-fans. Hier eine Szene aus der Saison 2014/2015, im Europa-league-spiel gegen Limassol.

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