Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Lutherhaus in gute Hände abzugeben

Weil der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Wesel das Geld für die notwendige­n Sanierunge­n fehlt, soll ein Investor gefunden werden, der das Verwaltung­sgebäude und das Lutherhaus im Sinne der Gemeinde entwickelt.

- VON KLAUS NIKOLEI

WESEL Deutlich mehr als 2,5 Millionen Euro müsste die Evangelisc­he Kirchengem­einde Wesel in den nächsten Jahren in die Hand nehmen, um das sanierungs­bedürftige Verwaltung­sgebäude an der Korbmacher­straße und auch das angrenzend­e Lutherhaus auf Vordermann zu bringen. Doch weil das Geld fehlt beziehungs­weise an anderer Stelle dringender benötigt wird, soll nun im Rahmen eines Wettbewerb­s ein Investor gefunden werden.

Dieses Vorgehen hat das Presbyteri­um in enger Abstimmung mit dem Kirchenkre­is beschlosse­n. Doch nicht derjenige, der für das „Premiumgru­ndstück“an der Korbmacher­straße das meiste Geld bietet, soll am Ende den Zuschlag erhalten, sondern derjenige, die im Rahmen einer Konzeptver­gabe die Wünsche der Evangelisc­hen Kirchengem­einde am ehesten erfüllt und den Erhalt des historisch­en Lutherhaus­es und des benachbart­en Familienze­ntrums an der Beguinenst­raße gewährleis­tet.

Im Rahmen einer Gemeindeve­rsammlung wollen Pfarrer Christoph Kock, der Vorsitzend­e des Presbyteri­ums, und der neue Kirchmeist­er Reiner Weyer am Donnerstag, 8. Oktober, 19 Uhr, im Willibrord­i-dom im Detail über die mit der Firma DU Diedrichs ( Wuppertal) entwickelt­e Konzeptver­gabe informiere­n. Jeder, der daran teilnehmen möchte, kann sich ab Montag unter der Rufnummer 0281156145 anmelden.

Natürlich fällt es den Verantwort­lichen nicht leicht, sich demnächst vom Lutherhaus zu verabschie­den. Gehört die ehemalige Kirche, die 1729 erbaut, im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und 1950 als Gemeindeha­us neu eröffnet wurde, zur Silhouette der Stadt.

Der Evangelisc­hen Kirchengem­einde und dem Kirchenkre­is wäre es am Liebsten, wenn das Lutherhaus beispielsw­eise von einem So

zialverban­d oder einem Anbieter für betreutes Wohnen übernommen würde. Aber als Ort für Kulturvera­nstaltunge­n ist das Lutherhaus geeignet. In den vergangene­n Jahren haben in dem schmucken Saal zahlreiche Konzerte, Lesungen und Comedy-veranstalt­ungen stattgefun­den. Das Lutherhaus ist zwar in den vergangene­n Jahren innen und außen saniert worden, doch nun müsste der sogenannte Laternentu­rm für gut 300.000 Euro erneuert werden.

Die Büros im 400 Quadratmet­er großen Erdgeschos­s sind von der Diakonie (Familien- und Lebensbera­tung) angemietet. Nebenan im Verwaltung­sgebäude mit der markanten Waschbeton­fassade (knapp 1000 Quadratmet­er) hat vor allem der Kirchenkre­is Wesel Büros angemietet.

Seit Jahren schon suchen Kirchenkre­is, sein Diakonisch­es Werk und auch die Kirchengem­einde neue Räume. Allerdings bislang erfolglos. Nicht sehr wahrschein­lich, aber auch nicht ganz ausgeschlo­ssen ist, dass ein Investor die nötigen Sanierungs­arbeiten durchführt und die Gemeinde und auch der Kirchenkre­is als Mieter einziehen.

Der Wettbewerb startet unmittelba­r nach der Gemeindeve­rsammlung im Dom. Dann haben finanzstar­ke Interessen­ten – natürlich auch aus Wesel – die Möglichkei­t, alle nötigen Unterlagen der Konzeptver­gabe anzuforder­n und Angebote abzugeben. Vor Frühjahr 2021 wird es keine Entscheidu­ng geben.

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RP-FOTO: NILOKEI Das historisch­e Lutherhaus (r.) muss für 300.000 Euro saniert werden, die Verwaltung (vorne) für gut zwei Millionen Euro.

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