Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Lutherhaus in gute Hände abzugeben
Weil der Evangelischen Kirchengemeinde Wesel das Geld für die notwendigen Sanierungen fehlt, soll ein Investor gefunden werden, der das Verwaltungsgebäude und das Lutherhaus im Sinne der Gemeinde entwickelt.
WESEL Deutlich mehr als 2,5 Millionen Euro müsste die Evangelische Kirchengemeinde Wesel in den nächsten Jahren in die Hand nehmen, um das sanierungsbedürftige Verwaltungsgebäude an der Korbmacherstraße und auch das angrenzende Lutherhaus auf Vordermann zu bringen. Doch weil das Geld fehlt beziehungsweise an anderer Stelle dringender benötigt wird, soll nun im Rahmen eines Wettbewerbs ein Investor gefunden werden.
Dieses Vorgehen hat das Presbyterium in enger Abstimmung mit dem Kirchenkreis beschlossen. Doch nicht derjenige, der für das „Premiumgrundstück“an der Korbmacherstraße das meiste Geld bietet, soll am Ende den Zuschlag erhalten, sondern derjenige, die im Rahmen einer Konzeptvergabe die Wünsche der Evangelischen Kirchengemeinde am ehesten erfüllt und den Erhalt des historischen Lutherhauses und des benachbarten Familienzentrums an der Beguinenstraße gewährleistet.
Im Rahmen einer Gemeindeversammlung wollen Pfarrer Christoph Kock, der Vorsitzende des Presbyteriums, und der neue Kirchmeister Reiner Weyer am Donnerstag, 8. Oktober, 19 Uhr, im Willibrordi-dom im Detail über die mit der Firma DU Diedrichs ( Wuppertal) entwickelte Konzeptvergabe informieren. Jeder, der daran teilnehmen möchte, kann sich ab Montag unter der Rufnummer 0281156145 anmelden.
Natürlich fällt es den Verantwortlichen nicht leicht, sich demnächst vom Lutherhaus zu verabschieden. Gehört die ehemalige Kirche, die 1729 erbaut, im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und 1950 als Gemeindehaus neu eröffnet wurde, zur Silhouette der Stadt.
Der Evangelischen Kirchengemeinde und dem Kirchenkreis wäre es am Liebsten, wenn das Lutherhaus beispielsweise von einem So
zialverband oder einem Anbieter für betreutes Wohnen übernommen würde. Aber als Ort für Kulturveranstaltungen ist das Lutherhaus geeignet. In den vergangenen Jahren haben in dem schmucken Saal zahlreiche Konzerte, Lesungen und Comedy-veranstaltungen stattgefunden. Das Lutherhaus ist zwar in den vergangenen Jahren innen und außen saniert worden, doch nun müsste der sogenannte Laternenturm für gut 300.000 Euro erneuert werden.
Die Büros im 400 Quadratmeter großen Erdgeschoss sind von der Diakonie (Familien- und Lebensberatung) angemietet. Nebenan im Verwaltungsgebäude mit der markanten Waschbetonfassade (knapp 1000 Quadratmeter) hat vor allem der Kirchenkreis Wesel Büros angemietet.
Seit Jahren schon suchen Kirchenkreis, sein Diakonisches Werk und auch die Kirchengemeinde neue Räume. Allerdings bislang erfolglos. Nicht sehr wahrscheinlich, aber auch nicht ganz ausgeschlossen ist, dass ein Investor die nötigen Sanierungsarbeiten durchführt und die Gemeinde und auch der Kirchenkreis als Mieter einziehen.
Der Wettbewerb startet unmittelbar nach der Gemeindeversammlung im Dom. Dann haben finanzstarke Interessenten – natürlich auch aus Wesel – die Möglichkeit, alle nötigen Unterlagen der Konzeptvergabe anzufordern und Angebote abzugeben. Vor Frühjahr 2021 wird es keine Entscheidung geben.