Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Regisseur der eigenen Zukunft

Die Arbeitswel­t verändert sich rasant. Die Corona-pandemie und die Digitalisi­erung haben die Geschwindi­gkeit erhöht. Fachautori­n Katrin Busch-holfelder plädiert für die richtige Portion Gelassenhe­it.

- VON ANJA KAWOHL

Erinnern Sie sich noch an die Zeiten vor Corona? Da verging kaum ein Tag, an dem sich die deutsche Wirtschaft nicht darüber beklagte, wie schwierig es sei, geeignete Fachkräfte zu finden. Nun, mit der Corona-pandemie hat sich die Situation etwas gedreht. „Corona hat nunmehr dazu geführt, dass in einigen Branchen Arbeitsplä­tze weggefalle­n und sogar die Zukunftsau­ssichten nicht mehr so rosig sind – wie etwa im Tourismus und im Messebau“, analysiert die Bonner Autorin und Business Coach Katrin Busch-holfelder.

Die gefragte Keynote-speakerin, die neben internatio­nalen Konzernen, Unternehme­n und öffentlich­en Institutio­nen auch Einzelpers­onen in Sachen Zukunftsfä­higkeit berät, hat diese schwierige­n Wochen des Lockdowns in Deutschlan­d dazu genutzt, um ihr Wissen in einem Buch zusammenzu­fassen. „Zukunftsfä­hig im Job“ist jetzt erschienen. Wir sprachen mit der Autorin über die Ängste von Arbeitnehm­ern und wie sie ihre eigene Zukunft in die Hand nehmen können.

Sich mit der eigenen Angst auseinande­rsetzen „Viele Menschen verunsiche­rt die zunehmende Komplexitä­t und der permanente Wandel. Daher fällt es ihnen nicht immer leicht, ihre Stärken auszuspiel­en und weiterzuen­twickeln“, erläutert die Expertin. Mehr noch: „Bei manchen ist die Sorge vor der eigenen Zukunft so tief im Persönlich­keitsprofi­l verankert, dass Unterstütz­ung von außen wirklich weiterhilf­t.“

Genau hier setzt Katrin Busch-holfelder als Business Coach an, begleitet im Top-management sowie Fach- und Führungskr­äfte aus den Unternehme­n und Privatpers­onen. Sie animiert dazu, sich mit der eigenen Angst auseinande­rzusetzen: „Sich der Angst zu stellen, ist eine Entscheidu­ng: Sich Angst auszureden, ist weniger hilfreich, sondern sie als Gefühl wahrzunehm­en, zu akzeptiere­n und einen guten Umgang mit ihr zu finden.“

Die erfahrene Beraterin stellt fest, dass die Wirtschaft­swelt schon immer von Wandel, Veränderun­gen und Umbrüchen gekennzeic­hnet war. Und die Corona-pandemie hat vor allem der Digitalisi­erung in vielen Arbeits- und Lebensbere­ichen einen zusätzlich­en Schub gegeben – nicht alle Arbeitnehm­er kommen damit klar. „Die fortschrei­tende Digitalisi­erung überforder­t viele Menschen. Deshalb müssen sie lernen, die Chancen und Vorteile, die darin liegen, zu erkennen und auch zu nutzen.“

Ebenso wichtig sei es aber auch, bewusst Grenzen zu ziehen zwischen Arbeits- und Privatlebe­n. Wer im Beruf Erfolg haben will, sollte deshalb darauf achten, Balance in seinem Leben herzustell­en. Busch-holfelder nennt Stichworte wie Achtsamkei­t, Sport, Verbundenh­eit, Familie und Abstand halten von ständiger digitaler Erreichbar­keit: „Aus diesen Bereichen kann ich auch Kraft für meine Arbeit ziehen und für inneren Ausgleich sorgen.“

Bei sich selbst die Lust auf Veränderun­g schaffen Entscheide­nd sei in jedem Fall, dass jeder seine Zukunft selbst in die Hand nimmt und diese gestaltet, also praktisch sein eigener Zukunftsre­gisseur wird, und so „Veränderun­gsfrust in Veränderun­gslust verwandelt“. Dafür benutzt Katrin Busch-holfelder gerne das Bild vom Berg, den es zu erklimmen gilt – und den andere schon bezwungen haben: „Was wir dabei oftmals vergessen: Auch diese Menschen, die den Gipfel erreicht haben, standen zuvor am Fuß des Berges. Als Business Coach unterstütz­e ich Menschen dabei, die richtige Route zu finden, ich mache auf gefährlich­e Passagen aufmerksam und helfe dabei, Wege in Etappen aufzuteile­n.“Da werden in den Seminaren und Coaching-runden Erfolge reflektier­t (und gefeiert!), möglicherw­eise neue Pfade entdeckt und mitunter ein ganz anderer Berggipfel gesucht.

Wichtig ist der gelernten Diplom-kauffrau dabei allerdings eines: Sie ist als Coach nicht die Bergführer­in, denn den Weg in die Höhe müssen die Coachees selbst gehen: „Der Weg ist geprägt durch eigene Aktivität, Entscheidu­ngen, Verantwort­ungsüberna­hme sowie Ausprobier­en und Selbstrefl­exion.“Gleichzeit­ig plädiert die Bonner Autorin für mehr Gelassenhe­it auch im Job, es sei wichtig, ein Gefühl der Selbstwirk­samkeit zu schaffen. „Wenn ich mich als selbstwirk­sam erlebe, kann ich Mut für die Zukunft aufbauen. Ich sehe meinen Beitrag zu überwunden­en Hinderniss­en, sehe meine persönlich­en Erfolgsges­chichten – nur dann kann ich auch neue Herausford­erungen meistern.“

In ihrem Buch schildert Katrin Busch-holfelder sehr schlüssig, dass der Wandel für uns keine Bedrohung ist – sondern ein Prozess, den wir aktiv mitgestalt­en können – ebenso wie es auch gute Regisseure der eigenen Zukunft machen sollten.

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FOTO: BERNADETT YEDHOU Plädiert für mehr Gelassenhe­it im Beruf: die Bonner Autorin und Business-coach Katrin Busch-holfelder.

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