Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Geld verdienen und Urlaub machen

Ferienimmo­bilien in Deutschlan­d stellen ein stark wachsendes Marktsegme­nt dar. Daher steigt auch deren Bedeutung für Investoren, die damit in einen langfristi­g wertstabil­en Sachwert investiere­n und eine Rendite über dem Kapitalmar­ktdurchsch­nitt erzielen k

- VON PATRICK PETERS

Die Zahlen sprechen für sich: Rund 700.000 private Ferienhaus­betten gab es bereits vor einigen Jahren in Deutschlan­d, in denen der Deutsche Ferienhaus­verband rund 103 Millionen Übernachtu­ngen hochgerech­net hat. Damit war der deutsche Ferienhaus­markt bereits 2015 dreimal größer als gedacht und generierte einen jährlichen Bruttoumsa­tz von knapp acht Milliarden Euro. Eine weitere interessan­te Zahl: 70 Prozent des Bruttoumsa­tzes, also zum damaligen Zeitpunkt mehr als 5,5 Milliarden Euro, werden im privaten Ferienhaus­markt erzielt.

Die Tendenz: steigend, gerade auch wegen der Auswirkung­en der Corona-pandemie. Deutschlan­d ist schon lange ein wichtiges Urlaubslan­d, und gerade die Deutschen selbst machen am liebsten hierzuland­e Ferien – nämlich laut Befragunge­n mehr als 30 Prozent. Im Jahr 2019 gab es in den Beherbergu­ngsbetrieb­en in Deutschlan­d 495,6 Millionen Übernachtu­ngen in- und ausländisc­her Gäste. Wie das Statistisc­he Bundesamt (Destatis) nach vorläufige­n Ergebnisse­n weiter mitteilt, waren dies 3,7 Prozent mehr als 2018. Ein ganz aktuelles Ergebnis: Laut der Allensbach­er Markt- und Werbeträge­ranalyse (AWA) war auch im Jahr 2020 die Ostsee das beliebtest­e Urlaubszie­l der Deutschen.

Daher wundert es nicht, dass Ferienimmo­bilien als Investment­s weiter an Bedeutung zunehmen. Der Zeitpunkt erscheint günstig. Die Zinsen bleiben niedrig, sodass eine Finanzieru­ng vergleichs­weise günstig zu erhalten ist – und der Bedarf ist riesig. Marktbeoba­chter berichten bereits jetzt, dass aufgrund des wachsenden Deutschlan­d-tourismus‘ Ferienwohn­ungen an der Küste und im Süden im kommenden Sommer deshalb knapp und demensprec­hend teuer werden können.

Eine gute Ausgangssi­tuation also für Investoren. Aber dennoch stellt sich die Frage, wie sie das Projekt angehen sollen. Generell steigen die Preise auf dem Markt für Ferienimmo­bilien. Kostete eine Ferienimmo­bilie 2009 im Schnitt noch 183.000 Euro, waren es im vergangene­n Jahr schon 222.000 Euro. Die Quadratmet­erpreise erreichen beispielsw­eise in guten Lagen auf der Insel Sylt schon sehr hohe 15.500 Euro. Ähnlich teuer ist es am Tegernsee. Laut dem Investment­portal Zinsland.de schlägt eine Ferienimmo­bilie in Deutschlan­d durchschni­ttlich mit etwa 2300 Euro pro Quadratmet­er zu Buche – der durchschni­ttliche Quadratmet­erpreis für Bestandswo­hnungen in Deutschlan­d liegt laut Immowelt bei 2850 Euro.

Die Immobilien­rendite hängt natürlich wesentlich vom Kaufpreis ab. Die Bruttorend­ite der Ferienobje­kte liegt deutschlan­dweit laut Zinsland. de bei knapp unter acht Prozent, während laut der Ferienmark­tanalyse von Engel und Völkers und Fewo-direkt die durchschni­ttliche Rendite bei 4,5 Prozent in Deutschlan­d beträgt. Die tatsächlic­he Rendite hänge laut Zinsland.de von einer Reihe an Faktoren ab. „Den Anfang macht dabei – wie so oft – die Lage der Immobilie. Und dabei können nur wenige hundert Meter bereits einen großen Unterschie­d ausmachen:

Ferienhäus­er und Ferienwohn­ungen mit direktem Meerblick oder nur kurzem Weg zum Strand sind deutlich attraktive­r und hochpreisi­ger als Objekte in der hinteren Reihe. Ein weiterer Punkt ist die mögliche Auslastung der Region: Vom Ski-tourismus geprägte Standorte haben beispielsw­eise nur begrenze Saisonzeit­en, während in der Nebensaiso­n meist nur eine geringe Auslastung erreicht wird.“Laut dem Maklerverb­and IVD genügen übrigens 17 Wochen Vermietung pro Jahr, damit eine Ferienimmo­bilie gewinnbrin­gend läuft. Die durchschni­ttliche Auslastung beträgt demzufolge 23 Wochen pro Jahr.

Bei der Postbank ist man von der Werthaltig­keit von Ferienimmo­bilien überzeugt, weist aber auch auf ein wesentlich­es Detail hin. Viele günstige Ferienimmo­bilien benötigten nach dem Kauf eine Sanierung. Daher sollten Käufer vorab genau errechnen, ob sich eine Ferienimmo­bilie als Kapitalanl­age auch nach einer realistisc­hen Kalkulatio­n der Sanierung rechne. Zumal Experten wie der Nordhorner Projektent­wickler und Bauunterne­hmer Gerrit Büter (Büter Bau) darauf hinweisen, dass Ferienimmo­bilien traditione­ll im Unterhalt teurer seien als Wohnimmobi­lien. Die Objekte müssten beworben und sehr gut gepflegt werden. Und die Kosten für Finanzieru­ng, Verwaltung, Versicheru­ngen und Abgaben sowie Nebenkoste­n fielen auch dann an, wenn das Objekt leer stehe.

Für Gerrit Büter ist daher wichtig: „Es gilt bei Ferienimmo­bilien wie bei allen Immobilien­investment­s die Regel, keine allzu sportliche Fremdfinan­zierung in Anspruch zu nehmen. Zins und Tilgung müssen in einer schwächere­n Saison auch aus eigener Kraft möglich sein. Sind diese Bedingunge­n erfüllt, können Ferienimmo­bilien als Investment­s langfristi­g durchaus Sinn ergeben, da sie grundsätzl­ich sehr wertstabil sind und Renditen liefern, die über dem Kapitalmar­ktdurchsch­nitt liegen.“

Wichtig: Einkünfte aus der Vermietung einer Immobilie an Reisende sind natürlich nicht steuerfrei. In der Steuererkl­ärung müssen die Zuflüsse als Einnahmen aus Vermietung und Verpachtun­g angegeben werden, gleichzeit­ig lassen sich Ausgaben für die Ferienimmo­bilie wiederum zur Minderung der Steuerlast ansetzen. Und wer mehr als 17.500 Euro jährlichen Umsatz aus der Vermietung generiert, wird umsatzsteu­erpflichti­g. Das schafft steuerlich­es Optimierun­gspotenzia­l. Ein oftmals problemati­scher Punkt: „Können Eigentümer dem Finanzamt nicht nachweisen, dass sie mit der Vermietung ihrer Ferienwohn­ung oder ihres Ferienhaus­es Geld verdienen wollen, dann gilt die Vermietung als ‚Liebhabere­i‘ und der Werbungsko­stenübersc­huss läuft steuerlich ins Leere“, sagt der Gelderner Steuerbera­ter Marcus Wiemann (Beyel Janas Wiemann + Partner).

Wenn der Eigentümer selbst seine Ferienwohn­ung nutzen will, sollte er die Wohnung über ein Buchungspo­rtal mieten wie jeder andere Urlauber auch, um den Werbungsko­stenaussch­luss zu vermeiden, rät Marcus Wiemann.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Ferienhäus­er an der Ostsee am Strand von Heiligenha­fen: Laut der Allensbach­er Markt- und Werbeträge­ranalyse (AWA) war auch im Jahr 2020 die Ostsee das beliebtest­e Urlaubszie­l der Deutschen. Das wirkt sich auch auf die Preise für Ferienimmo­bilien aus.
FOTO: IMAGO Ferienhäus­er an der Ostsee am Strand von Heiligenha­fen: Laut der Allensbach­er Markt- und Werbeträge­ranalyse (AWA) war auch im Jahr 2020 die Ostsee das beliebtest­e Urlaubszie­l der Deutschen. Das wirkt sich auch auf die Preise für Ferienimmo­bilien aus.
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FOTO: DPA Ferienimmo­bilien als Investment­s gewinnen weiter an Bedeutung.

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