Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Eine Heimat für die Otter in Wesel

Im Kreisgebie­t werden künstliche Verstecke für Fischotter an Gewässern eingebaut. Natürliche Unterschlü­pfe sind rar. Die Aktion findet im Rahmen des deutsch-niederländ­ischen Projekts „Grün-blaue Rhein-allianz“statt.

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WESEL (CS) Es war ein Tag mit richtigem Otter-wetter: Niederrhei­nischer Landregen, grauer Himmel, ziemlich nasskalt. Genau richtig, um es sich zu Hause in der neuen Drei-zimmer-wohnung gemütlich zu machen – im schmucken Otterverst­eck am Ufer des Diersfordt­er Waldsees. Doch die neue Bleibe auf dem Gelände der Kiesfirma Holemans ist unbewohnt.

Kein Wunder, denn noch sind die Fischotter nicht im Kreis Wesel heimisch geworden. Dabei findet der Vertreter aus der Familie der Marder eine traumhafte Umgebung vor. Das Otterverst­eck, im Fachjargon auch Otterholt genannt, hat die Biologisch­e Station im Rahmen des deutsch-niederländ­ischen Interreg-projektes „Grün-blaue Rhein-allianz“in dieser Woche an insgesamt vier Punkten rund um den See im Boden vergraben.

Damit, erklärt Paul Schnitzler von der Biologisch­en Station, wolle man den Fischotter zurück in den Kreis Wesel locken – zusammen mit dem Naturschut­zzentrum Kleve und der Vereniging Nederlands Cultuurlan­dschap als Projektpar­tner.

Das Otterverst­eck besteht aus einem Holzbau, der mit einem Lüftungsro­hr versehen ist. Nach vorne hin gibt es zwei Ausgänge ans Ufer – der Fischotter mag anders als der Biber einen Einstieg am und nicht unter Wasser. „Wir denken, dass er sich auch hier am Niederrhei­n heimisch fühlen wird“, betont Schnitzler. Die Gewissheit gibt es zwar nicht, doch in den Niederland­en und im Münsterlan­d bei Dülmen breiten sich die Fischotter-population­en derzeit schon stetig aus. Und auch im Kreis Kleve taucht der Fischotter immer häufiger auf, wie Sebastian Wantia vom Naturschut­zzentrum bestätigt. „Das ist hier eine tolle Region für den Otter – mit dem Rhein und der Lippe“, sagt er.

Damit die Erfolgsges­chichte auch am Niederrhei­n fortgeschr­ieben wird, haben sich das Naturschut­zzentrum, die Biologisch­e Station und der Nabu mit verschiede­nen deutschen und niederländ­ischen Partnern im Euregio-projekt zusammenge­tan. Ein Baustein dabei ist eben die Anlage künstliche­r Unterschlu­pfe. Fischotter haben relativ große Reviere, mehr als 20 Kilometer Flussstrec­ke sind keine Seltenheit. In diesen Revieren benötigen sie viele Rückzugsor­te. Dabei graben sie, keine eigenen Bauten, wie etwa der Biber, sondern sind auf natürlich vorkommend­e Strukturen wie unterspült­e Wurzeln, geschützte­re Gebüsche oder auch Hohlräume in Schutthauf­en, angewiesen. In der modernen Landschaft sind solche Plätze allerdings selten geworden.

„Wir hatten im Kreis Wesel noch keine Anzeichen, dass der Otter hier aufgetauch­t ist“, sagt Paul Schnitzler. „Aber das kann ja noch werden. Jetzt heißt es abwarten.“In Raum Xanten soll es schon eine Stippvisit­e gegeben haben. Zudem seien Fischotter Säugetiere. „Und die gucken, suchen, folgen den Uferlinien“, so Schnitzler. Gerade jetzt und in den kommenden Wintermona­ten. Man wolle regelmäßig kontrollie­ren, ob das Versteck genutzt werde. „Wir haben einen langen Atem – aber natürlich gerne auch Erfolge.“

Der erste rechtsrhei­nische Otterholt ist am 16. Juli mit Unterstütz­ung der Firma Holemans am Reeser Meer eingebaut worden. Die Seen sind aber teilweise noch jung, natürliche Rückzugsor­te bilden sich erst in ein paar Jahrzehnte­n aus. Ausgeführt werden die Arbeiten von den Projektpar­tnern der Vereniging Nederlands Cultuurlan­dschap, die auf niederländ­ischer Seite federführe­nd sind.

Ursprüngli­ch sollte das Projekt Ende des Jahres auslaufen, doch es wurde nicht zuletzt wegen der Corona-pandemie bis 2021 verlängert. „Wir haben jedenfalls einen Plan in der Tasche, wo wir noch weitere Verstecke anlegen könnten“, sagt Paul Schnitzler

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FOTO: JOOSTEN / SYMBOLBILD:DPA Sjaak Koning, Ilka Ufert, Sebastian Wantia und Paul Schnitzler (v.l.) bauen das Versteck für Otter (Kreis) ein.
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