Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Seit 799 ist Schermbeck ein Begriff

Heimatfors­cher Hans Zelle hat sich auf Spurensuch­e begeben. Sein Aufsatz handelt von der ersten urkundlich­en Erwähnung Schermbeck­s.

- VON HELMUT SCHEFFLER

SCHERMBECK Mit dem Übergang des Oberhofes Schermbeck vom Kloster Werden an die Grafschaft Kleve befasst sich ein Aufsatz im „Heimatkale­nder der Herrlichke­it Lembeck und der Stadt Dorsten“für das Jahr 2021. Autor Hans Zelle geht in seinem drei Seiten umfassende­n Auf

Autor Hans Zelle verweist auf das permanente Bemühen der Grafen von Kleve, Besitzunge­n und Rechte im westfälisc­hen Territoriu­m zu bekommen

satz von der ersten urkundlich­en Erwähnung Schermbeck­s aus. Ein Vertrag aus den Jahre 799 belegt, dass der Missionar Liudger für das Kloster Werden eine Erbschaft mit den Höfen Schermbeck und Rüste erhielt beziehungs­weise erwarb.

Wie Zelle in seiner Abhandlung darlegt, gelangte der Hof Schermbeck in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunder­ts zur Grafschaft Kleve. Da die Grafschaft Kleve zum Erzbistum Köln gehörte, kam der Hof Schermbeck vom Bistum Münster in die Zuständigk­eit des Erzbistums Köln.

Ausführlic­h befasst sich Hans Zelle mit der Vorgeschic­hte der Übertragun­g des Hofes an die Grafen von Kleve. Er verweist auf das permanente Bemühen der Grafen von Kleve, Besitzunge­n und Rechte im westfälisc­hen Territoriu­m zu bekommen. Im Jahre 1175 gründeten die Klever Grafen über das Stift Xanten und mit Zustimmung des Erzbistums Köln die Stadt Dorsten.

Der Bereich zwischen Rhein und der von Norden nach Süden verlaufend­en Landwehr in Bricht kamen durch eine Heirat des Grafen Arnold I. im Jahre 1120 zur Grafschaft Kleve. Somit gehörten die heutigen westlichen Schermbeck­er Ortsteile Damm, Weselerwal­d und der westliche Teil von Bricht schon damals zur Grafschaft Kleve.

Wann und warum der Hof Schermbeck zur Grafschaft Kleve kam, ist bislang in der Ortsforsch­ung nicht eindeutig zu beantworte­n. „Alles spricht dafür, dass entweder die Grafen von Altena als Äbte des Klosters Werden oder die Erzbischöf­e von Köln hierfür in Betracht kommen“, vermutet Hans Zelle.

Er bedauert zugleich, dass es keinerlei Belege in den Archiven der Grafschaft­en Kleve, Berg, Mark, der Burg Altena und der Grafschaft Altena gibt. Der Eigentumsw­echsel muss aber nach Zelles Auffassung in der Zeit vor dem Bau der Schermbeck­er Burg erfolgt sein. Die Burg sei zwar erstmals im Jahre 1319 erwähnt worden, aber etwa 100 Jahre vorher entstanden.

„Die Recherchen über den Zeitpunkt des Besitzwech­sels setzt der Heimatvere­in Schermbeck fort“, verspricht Hans Zelle am Schluss seines Aufsatzes. Hilfestell­ungen können dabei nämlich auch noch die Forschunge­n des Heimatfors­chers Arnold Maas aus Bricht geben. Nach seiner Pensionier­ung im Jahre 1966 hat der ehemalige Oberveteri­närarzt bis zu seinem Tode im Jahre 1972 durch seine hervorrage­nden Kontakte zu rheinische­n Archiven eine Sammlung wertvoller Quellen zusammentr­agen können.

In der Sammlung findet man auch eine Kopie des Weseler Stadtrecht­sbriefes vom Jahre 1241, in dem das Amt Wesel-schermbeck erwähnt wird, das vom klevischen Drost Walthard Torck verwaltet wurde. Zu diesem Zeitpunkt gehörte Schermbeck also schon zur Grafschaft Kleve. Der Amtssitz war damals allerdings noch nicht in Schermbeck, sondern in Wesel.

 ?? GEMÄLDE VON HEINRICH ZUMPE ?? Schon 78 Jahre vor der ersten urkundlich­en Erwähnung der Schermbeck­er Burg im klevischen Urbar im Jahre 1319 gab es ein Amt Wesel-schermbeck, dessen Drost ein Verwalter der Grafschaft Kleve war. Der Wechsel vom Kloster Werden zur Grafschaft Kleve muss also vor 1241 erfolgt sein.
GEMÄLDE VON HEINRICH ZUMPE Schon 78 Jahre vor der ersten urkundlich­en Erwähnung der Schermbeck­er Burg im klevischen Urbar im Jahre 1319 gab es ein Amt Wesel-schermbeck, dessen Drost ein Verwalter der Grafschaft Kleve war. Der Wechsel vom Kloster Werden zur Grafschaft Kleve muss also vor 1241 erfolgt sein.

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