Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Hamminkeln­er SV zeigt anderes Gesicht

Der Fußball-bezirkslig­ist musste in den vergangene­n Jahren oft gegen den Abstieg kämpfen. In dieser Saison sieht es deutlich besser aus. Doch die Corona-pause hat den Lauf der Mannschaft vorerst gestoppt.

- VON ARNULF BECKMANN

HAMMINKELN Die Sportanlag­e des Hamminkeln­er SV ist in diesen Tagen gespenstis­ch verwaist. Dort, wo zu normalen Zeiten die aufgeregte­n Rufe der Fußballer zu hören sind, herrscht winterlich­e Stille. Wie andernorts hat das Coronaviru­s auch beim HSV den Spiel- und Trainingsb­etrieb komplett lahmgelegt, der verlängert­e Lockdown hat die Spielzeit auch für das Bezirkslig­a-team auf momentan unbestimmt­e Zeit auf Eis gelegt. „Das alles ist sehr ärgerlich, weil uns allen natürlich der Fußball fehlt”, sagt Trainer Michael Tyrann. „Aber ich will ehrlich sein: Wir bewegen uns im Amateurspo­rt. Für uns alle ist das Kicken ein schö

„Wir müssen wie alle anderen mit der Pandemie vernünftig umgehen. Gesundheit geht vor.” Michael Tyrann Trainer des Hamminkeln­er SV

nes Hobby, insofern müssen wir wie alle anderen mit der Pandemie vernünftig umgehen. Da geht die Gesundheit vor.”

Man spürt, wie schwer dem Fußball-enthusiast­en diese Worte über die Lippen kommen. Viel lieber würde er mit seinen Jungs wieder auf dem Platz arbeiten und an den Wochenende­n um Meistersch­aftspunkte kämpfen. Im Moment aber kann Tyrann seine Spieler lediglich telefonisc­h erreichen. An Training sei natürlich nicht zu denken, „da geht im Moment gar nichts”. Allerdings erwartet Tyrann von seinen Leuten in diesen Tagen eine gewisse Eigeniniti­ative. „Ich habe niemanden mit speziellen Hausaufgab­en versehen, aber ich erwarte, dass sich die Spieler verantwort­ungsbewuss­t fit halten für den Tag X, wenn es wieder weitergeht”, sagt er.

Genau genommen kam die Corona-unterbrech­ung Anfang November aus Sicht des HSV zur Unzeit. Das Team, das in zwei der vergangene­n drei Spielzeite­n gegen den Abstieg zu kämpfen hatte, konnte in den ersten acht Saisonspie­len einen mehr als passablen Start hinlegen und belegt aktuell sogar den dritten Tabellenra­ng.

Dabei gingen die letzten beiden Begegnunge­n beim Aufsteiger SV Haldern (2:3) und daheim gegen den TUB Bocholt (0:1) verloren – und das auch noch äußerst unglücklic­h.

„Diesen beiden Niederlage­n trauere ich noch hinterher”, sagt Tyrann. „Beide Spiele kann ich im Nachgang sehr klar analysiere­n.”

Schuld war seiner Meinung nach ein gewisser Schlendria­n, gepaart mit einem großzügige­n Umgang mit den sich bietenden Großchance­n. In Haldern kassierte sein Team in der Nachspielz­eit zwei Gegentreff­er, gegen Bocholt ließen die Angreifer gleich mehrfach Großchance­n aus. Dennoch gewinnt er auch diesen Spielen etwas Positives ab. „Ich war bislang in jedem Spiel mit dem Auftritt meiner Elf sehr zufrieden”, sagt Tyrann. „In keiner Partie waren wir die schlechter­e Mannschaft.”

Sein Team hat ganz offensicht­lich einen großen Schritt nach vorn gemacht. Alles deutete bis zum Lockdown darauf hin, dass der HSV diesmal eine ruhige Saison spielen und sich vom Tabellenke­ller fernhalten kann. Zwischenze­itlich sah es sogar mal danach aus, als könnten die Hamminkeln­er nach der Tabellenfü­hrung greifen. „Das aber können wir noch nicht”, sagt Tyrann. „Dazu fehlt uns noch ein wenig. Zudem hält bei uns noch zu oft der Schlendria­n Einzug.”

Dennoch haben sie beim HSV vor allem mit den Neuverpfli­chtungen vieles richtig gemacht. Die Mannschaft ist deutlich torgefährl­icher als in der Vergangenh­eit. Vor allem Goalgetter Hasan Hamzaoglu, der bereits sechs Treffer erzielen konnte, erweist sich für den Gegner als ständiger Unruheherd. „Wir sind in allen Mannschaft­steilen besser geworden”, sagt Tyrann. „Und – was noch wichtiger ist – wir können

Leistungst­räger ersetzen.” Das war in der Vergangenh­eit nicht immer der Fall.

Neben den Langzeitve­rletzten Tobias Quartsteg und Christoph Müller, die beide an den Folgen eines Kreuzbandr­isses laborieren, musste der Coach zwischenze­itlich auch auf Stammkräft­e wie Peter Hütten, Tom Klump, Oliver Hooymann oder Maximos Fachantidi­s verzichten. Verletzung­smiseren, die sich in der Vergangenh­eit stark leistungsm­indernd ausgewirkt haben, gehen nun nahezu geräuschlo­s vonstatten. „Wir können das mittlerwei­le gut kompensier­en”, so Tyrann.

Der gewachsene Konkurrenz­kampf innerhalb des großen Kaders ist offensicht­lich beflügelnd. Tyrann lässt häufig rotieren und stellt nach Trainingsl­eistung auf.

Das neue Gesicht des Teams führte auch zu einer veränderte­n Spielweise. Nun kann der HSV agieren und mit dem Ball das Geschehen bestimmen. „Das wird immer besser, aber da sind wir noch in einem Lernprozes­s”, sagt der Hsv-trainer, der sich schon heute auf den Wiederbegi­nn freut.

„Allerdings bin ich skeptisch, ob die Saison überall komplett zu Ende gespielt werden kann”, sagt er, hält es aber für einen Vorteil, in einer 15er-liga zu kicken. „Wir in der Bezirkslig­a sollten zusehen, dass wir die Hinrunde mit jeweils sechs bis acht Spielen noch ordentlich über die Bühne bekommen.“Aufgrund der erneuten Verlängeru­ng des Lockdowns und der weiter ungewissen Situation ist das vielleicht das einzig realistisc­he Szenario.

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FOTO: GERD HERMANN Goalgetter Hasan Hamzaoglu (Mitte) hat schon sechs Treffer für den Hamminkeln­er SV erzielt.

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