Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Real-beschäftigte wollen Klarheit
Die Übernahme von Real-märkten auch in der Region ist angelaufen. Besonders bitter für die Beschäftigten in Dinslaken: Während sie um ihre Jobs bangen, ackern sie in der Corona-krise besonders hart.
DINSLAKEN Zu immer mehr Standorten der Supermarktkette Real gibt es Nachrichten: mal, dass Märkte übernommen werden, mal, dass sie schließen. Vielfach bleibt es aber bei Gerüchten und unbestätigten Berichten: Die beteiligten Konzerne selbst halten sich bedeckt. „Für unseren Markt in Dinslaken gibt es aktuell noch keine Entscheidung. Der Betrieb läuft daher unverändert weiter“, heißt es von der Kette „Real“selbst.
Das Kartellamt hat im Dezember beschlossen, dass die Kette Kaufland 92 Märkte übernehmen darf, bei 24 Standorten kommt die Handelskette Globus zum Zuge. Allen bisherigen Informationen nach hat Kaufland kein Interesse an Dinslaken. Auch dort gibt es auf die konkrete Frage danach aber lediglich die standardisierte Antwort: „Da wir die Märkte Schritt für Schritt integrieren werden und die Übernahme noch von verschiedenen Faktoren abhängig ist, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir keine Übersicht der Märkte veröffentlichen.“Man werde „bei jeder Marktübernahme zeitnah“informieren.
Auch Globus möchte nichts weiter herausgeben. „Das hat den Grund, die nun folgenden Gespräche mit den Vermietern der Immobilien nicht zu stören“, heißt es dort.
„Wir hängen so was von in der Luft im Moment“, sagt Susanne Meister vom Betriebsrat des Dinslakener Marktes ernüchtert. „Wir wissen im Endeffekt gar nichts. Wir haben bis jetzt noch über nichts Bescheid bekommen. Wie es mit uns weitergeht, steht in den Sternen.“
Zuletzt hieß es, dass der Markt auf jeden Fall bis Ende März 2022 weiterbetrieben werden soll, wenn es nicht zu einem Verkauf kommt. Aber ohne einen Investor würde er dann wohl geschlossen. Die Beschäftigten gehen derzeit davon aus, dass das nach wie vor der Plan ist, aber Sicherheit gibt es für sie nicht, erläutert Meister.
Die zurückhaltende Informationspolitik habe inzwischen auch der Gesamt-betriebsrat von Real bemängelt. Danach hofften ihre Kollegen und sie nun, wenigstens noch im Januar hieb- und stichfeste Informationen über ihre berufliche Zukunft zu bekommen.
Bis dahin nehmen die Beschäftigten zur Kenntnis, dass im Internet inoffizielle, von den Unternehmen nicht bestätigte Listen kursieren, die Standorte aufführen, für die es angeblich Investoren geben soll. „Da
stehen wir wohl schon mal nicht drauf“, sagt Meister. Was auch immer es bedeuten würde, wenn es anders wäre.
Neben Kaufland und Globus hat sich auch Edeka ins Rennen gebracht. Der Konzern würde gerne 72 Standorte übernehmen. Das Kar
tellamt prüft dieses Ansinnen, das Verfahren könnte im Februar abgeschlossen werden. Aber dass Dinslaken dabei eine Rolle spielt, darauf setze man vor Ort eher nicht, sagt Susanne Meister: Es gebe in der Umgebung ja schon große Edeka-standorte.
Die Mitarbeiter versuchten jetzt einfach, durchzuhalten und abzuwarten. „Wir gehen erstmal nur jeden Tag weiter arbeiten.“Tragisch findet sie es aber, dass die große Unsicherheit ausgerechnet in der Corona-krise passieren muss, durch die Corona-krise es Umsätze „ohne Ende“gebe. „Es ist doch einfach traurig, dass, wenn gegebenenfalls 2022 alles zu Ende ist, wir, die wir jetzt den Hintern hingehalten haben, dann auf die Straße gesetzt werden.“
Noch im Juni hatte die Dinslakener Stadtverwaltung Hoffnung darauf gemacht, dass Real erhalten bleiben könnte.
Die Wirtschaftsförderung hatte zuvor Gespräche mit der Filialleitung geführt, den Käufer der Warenhauskette SCP sowie mögliche Investoren kontaktiert. Weitere positive Signale gab es dann aber nicht mehr.