Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Asyl für Schafe aus dem Wolfsgebiet
Nach mehreren gerissenen Tieren reichte es einem Halter. Seine letzten Schafe zogen nach Uedem um.
NIEDERRHEIN Immer wieder gehen Schafe auf das Konto von Niederrhein-wölfin Gloria. So erging es auch der Familie Uhlenbruck aus Schermbeck. Sie hat Kamerunschafe gehalten, mehrfach wurden Tiere gerissen. Am Ende hatte die Familie genug – jetzt sind die verbliebenen Tiere umgezogen.
Die Uhlenbrucks hielten die Tiere ohnehin nur nebenbei und wollten nicht noch weitere verlieren. Deshalb suchten sie eine neue Heimat für ihre drei letzten Schafe. Auf den Aufruf dazu meldete sich Martin Tiemann, der in Uedem an der Grenze zu Weeze ebenfalls Kamerunschafe hält. Mit seiner Tochter fuhr er nach Schermbeck, um die Tiere dort abzuholen.
„Mir ging es auch darum, ein Zeichen zu setzen“, sagt der Schafhalter. Er wolle zeigen, dass man sich nicht unterkriegen lasse. Und dass es inzwischen so weit gekommen sei, dass mancher Schäfer aufgebe.„mit jedem Schäfer, der aufgibt, geht ein Stück Kulturlandschaft verloren“, sagt er. Gerade Kleinschäfer würden Flächen beweiden, die sich für andere nicht lohnen.
Die drei Kamerunschafe haben auf der linken Rheinseite jetzt quasi Asyl bekommen. „Sie waren am Anfang sehr scheu, das war deutlich zu spüren, aber inzwischen haben sie sich bei uns gut eingelebt“, sagt Tiemann. Das sei vor allem ein Verdienst seiner Tochter Katrin, die sich besonders um die Schafe kümmert. „Sie hat auch dafür gesorgt, dass unsere Kamerunschafe zahm und zutraulich sind, obwohl die Art dafür bekannt ist, eher zurückhaltend zu sein.“Seine Tochter hat auch keine Probleme, die drei Neuzugänge von der anderen Rheinseite sofort in der heimischen Herde zu erkennen. Schließlich ist sie regelmäßig bei ihnen im Stall.
Vier verschiedene Rassen züchten die Tiemanns auf ihrem Hof. Angefangen hat alles mit ein paar Kamerunschafen. Die Tiemanns nahmen später noch weitere Arten dazu. Neben den Kamerunschafen züchten sie auf ihrem Anwesen die Rassen „Bentheimer Landschafe”, „Coburger Fuchsschafe” und „Ostpreußische Skudden” – alles Schafrassen, die auf der roten Liste der „Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen“stehen und deren Fortbestand als gefährdet gilt.
Die Kamerunschafe aus Schermbeck sind auf dem Hof erst einmal sicher vor dem Wolf, obwohl auch im Kreis Kleve immer mal wieder Raubtiere gesichtet werden. Mehrfach wurde ein Wolf nachgewiesen, auch ein Goldschakal war in der Region schon unterwegs. Wegen der Vorfälle gehört der Kreis auch zur Pufferzone des Wolfsgebietes. Auf Intervention von Betroffenen ist diese Zone um das eigentliche Wolfsgebiet herum eingerichtet worden. Maßnahmen zum Herdenschutz sind darin förderfähig, der komplette Kreis Kleve liegt darin.
Denn auch die Schäfer dort machen sich Sorgen über die Ausbreitung des Wolfes und fühlen sich angegriffen vom Naturschutzbund, wie Tiemann erklärt. Das könne man nicht verstehen: Die Schäfer seien ebenfalls für den Naturschutz im Einsatz, man solle nicht gegeneinander arbeiten. Es sei ein Schlag ins Gesicht, wenn behauptet werde, man manipuliere die Zäune. Er betont das, was auch der Kreisvorsitzende der Schafzüchter Hans-josef Geurtz aus Weeze immer wieder sagt: „Wir sind nicht gegen den Wolf, wir sind für unsere Tiere.“
Es gehe um ein Miteinander. Doch wenn Wölfe immer wieder auffällig würden, dann müsse man auch reagieren und sie entnehmen, also töten. Wenn es 1500 Wölfe in Deutschland gebe, könne es doch kein Problem für die Population sein, wenn zehn entnommen würden, so Tiemann.