Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Der jüngste Coup zu Barmingholten ist verzweifelt und unlauter
Nun hat der Konzern Thyssenkrupp also die Karten auf den Tisch gelegt zu den Ideen für ein mögliches, von Kritikern gefürchtetes Industrie- und Gewerbegebiet in Dinslaken-barmingholten. Wobei – nicht einfach auf den Tisch, Gott bewahre. Nur auf einen gut abgeschirmten Tisch mit Sichtschutz und vor ausgewähltem Publikum. Hinter verschlossenen Türen im Rathaus gab es einen Info-termin mit den Fraktionsvorsitzenden der Parteien. Was dabei rüberkommen sollte (und wohl auch rübergekommen ist): So schlimm würde das doch gar nicht, wenn die Politik einem Kooperationsstandort zustimmte. Nur neun Hektar voller Gebäude. Grünflächen sind geplant. Alles halb so wild.
Verzweifelt wirkt das: Offenbar sehen die Planer, einen Stimmungsumschwung wahrnehmend, ihre Felle davonschwimmen. Vor allem aber wirkt es unlauter.
Thyssenkrupp und der mögliche Investor Hillwood hätten die Öffentlichkeit frühzeitig informieren können. Und wenn das schon nicht passiert, dann hätte Thyssenkrupp wenigstens Fragen beantworten können. Stattdessen hieß es auf Anfragen, natürlich wolle man transparent informieren… nur halt nicht, bevor die Politik entschieden hat. Übersetzt: Nicht, so lange die Öffentlichkeit noch ihren unbequemen Teil beitragen könnte zur Meinungsbildung. Lieber wollte man ein paar Tage vor einer entscheidenden Ausschuss-sitzung nur die politischen Entscheidungsträger in Stimmung bringen.
Will die Dinslakener Politik sich auf solche Spielchen wirklich einlassen? Und will sie sich derart einlullen lassen? Die Ideen, die jetzt vorgestellt wurden, mögen gar nicht so erschreckend wirken. Aber es sind damit nur 18 Hektar überplant – da dürfte noch was dazukommen. Niemand weiß, welche Art von Firmen sich ansiedeln würden. Alle Befürchtungen zu Belastungen der Anwohner und der Umwelt bestehen weiter. Und dazu kommt jetzt auch noch die Informationspolitik der möglichen zukünftigen Partner.
Es ist nicht notwendig, dass Unternehmen sich so verhalten, und sie sollten damit nicht durchkommen. Es ist nicht anständig, es ist nicht bürgerfreundlich, und wir sollten uns nicht daran gewöhnen.
Der Lichtblick dabei: Bürgermeisterin Michaela Eislöffel hat sich der Geheimniskrämerei entzogen. Sie hat nach dem Termin im Rathaus Stellung bezogen und klargemacht: Sie hätte gerne die Öffentlichkeit dabei gehabt. Vielleicht beim nächstem Mal.