Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Viel Hilfe hilft viel
5 Kilometer von der Niederrheinhalle entfernt liegt die Stadt Bottrop. Sie ist derzeit ein Corona-hotspot, die Sieben-tage-inzidenz überschreitet den Wert von 200. Von den Infektionen finden 80 Prozent in Senioren- und Pflegeheimen statt. Ausgerechnet dort, wo das Virus seine tödliche Kraft am schärfsten entfaltet, wie sich zuletzt in Dinslaken zeigte. Acht von zehn Infektionen.
Die Stärke einer Gesellschaft zeigt sich darin, wie sie mit den Schwächsten umgeht. Die sind zurzeit in ihrem Zuhause, den Heimen, dem Virus beinahe schutzlos ausgeliefert. Die Gesellschaft hat hier in den vergangenen Monaten versagt. Sie muss nun zeigen, dass sie es besser kann. Wir alle müssen das tun.
Dazu gehört nicht nur, sich am Riemen zu reißen und die Corona-regeln nicht möglichst flexibel auszulegen. Dazu zählt nicht nur, die Impfungen in den Heimen schnellstmöglich voranzutreiben. Dazu zählt auch, die Impfungen der Nachbarn, Eltern und Großeltern, die in den eigenen vier Wänden leben, zu unterstützen. Nicht nur gesundheitliche und altersbedingte Probleme sind bei der hochbürokratischen Terminvergabe hinderlich. Auch bildungsferne und fremdsprachliche Bürger werden Hilfe brauchen.
Das derzeitige Verfahren mutet reichlich kompliziert an. Nach zwei Briefen und einem Telefonat für den Termin muss man für die Fahrt ins Impfzentrum noch Kontakt mit dem Hausarzt, einem Taxiunternehmen und womöglich der Krankenkasse halten. Das ist für viele womöglich ein Aufwand, den sie scheuen. Die Behörden müssen alles daran setzen, ihnen so viel wie möglich unter die Arme zu greifen. Die Ämter sollten dazu die Unterstützung der jüngeren Bürger anfordern. Der Schutz der Alten erfordert eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung.
Henning
Rasche
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