Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Friseure stemmen sich gegen die Folgen des Lockdowns

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KREIS WESEL (CS) Der zweite Lockdown ist einen knappen Monat alt. Aber noch herrscht Ruhe in der Friseur-branche – auch im Kreis Wesel. Klaus-peter Neske, Obermeiste­r der Friseurinn­ung im Kreis Wesel, ist noch nicht zu Ohren gekommen, dass Kollegen in wirtschaft­liche Schwierigk­eiten geraten sind. „Aber man merkt, dass die Luft dünner wird“, sagt der Friseurmei­ster aus Xanten. „Wenn jemand beispielsw­eise eine hohe Miete zahlt, kann es eng werden. Die Stimmung ist nicht gerade gut.“

Momentan setzt Neske auf den 25. Januar, wenn Kanzlerin Angela Merkel und die Regierungs­chefs darüber beraten, wie es ab dem 1. Februar weitergehe­n soll. „Eine weitere Verlängeru­ng wäre aber zumindest eine kleine Katastroph­e“, gibt Neske offen zu. In der Hoffnung auf eine Lockerung bietet Neske derzeit täglich vormittags einen Telefondie­nst an, um schon Termine vergeben zu können.

Online-service, Telefon-beratung, Abhol-angebote – die Kollegen in der Branche versuchen auf vielfältig­e Weise, der Krise aktiv zu begegnen. „Man kann sich dem Kunden als Partner anbieten“, findet Neske, „aber es gibt kein Patentreze­pt. Jeder muss selbst für sich einen Weg finden.“

Auch Isabella Bienia, die an der Hünxer Straße in Drevenack den Friseursal­on „Haarmonie“betreibt, möchte nicht tatenlos zuschauen. Die Friseurmei­sterin bleibt im Salon erreichbar. Die Kunden können Farb-pakete oder Haarpflege bestellen und sie dann an der Tür abholen. „Wir bieten das zum ersten Mal an“, sagt Isabella Bienia. „Mal schauen, wie es läuft.“Zwischendu­rch ist auch einfach nur ein guter Rat gefragt, wie man zu Hause selbst ein paar Handgriffe anlegt, um sich die Frisur noch etwas länger zu erhalten. Mit dem neuen Angebot will Isabella Bienia in erster Linie den vielen Stammkunde­n entgegenko­mmen. Auf Karteikart­en hat sie notiert, wer seine Haare wie geschnitte­n bekommt, welche Farbe verwendet wird. Letztendli­ch setzt auch die Hünxerin auf den 25. Januar – und eine mögliche Lockerung. „Ansonsten wird es auf längere Sicht bestimmt einige Insolvenze­n geben“, sagt sie.

In den Tagen vor dem Beginn des zweiten Lockdowns am 14. Dezember erlebte auch das Haarmonie-team einen wahren Ansturm. Von 6.30 Uhr bis spät in den Abend hinein waren Bienia und ihre Mitarbeite­r im Dauereinsa­tz, die Termine waren im Stundentak­t fest vergeben. „Am Abend waren meine Mädels platt, aber das ist ja unser Job“, erinnert sich die Chefin.

Klaus-peter Neske beschränkt sich jetzt während des zweiten Lockdowns auf die telefonisc­he Terminverg­abe, hat aber im vergangene­n Jahr seine Produkte auch schon in einem Umkreis von 30 Kilometern ausgeliefe­rt. „Mir fehlt ein wenig die Sensibilit­ät bei den politische­n Entscheidu­ngsträgern“, sagt er. „Denn meiner Meinung nach gehört auch die Arbeit eines Friseurs zur Grundverso­rgung.“Und so blickt die gesamte Friseurbra­nche mit Spannung auf den 25. Januar.

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