Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
TUS Gahlen hat sein Aufstiegsziel noch nicht aufgegeben
Fußball: Der A-ligist will in die Bezirksliga zurückkehren. Die Corona-pandemie sorgt aber dafür, dass der Tabellenzweite noch warten muss.
SCHERMBECK (beck) Seit knapp drei Monaten ruht nun der Spiel- und Trainingsbetrieb beim TUS Gahlen. Dabei hatte sich der Fußball-a-ligist so viel für diese Spielzeit vorgenommen. Zwei Jahre nach dem Abstieg wollte das Team von Trainer Thomas Grefen im Sommer 2021 die Rückkehr in die Bezirksliga feiern. Das zumindest war der Plan des TUS, der nach nur sieben Saisonspielen auf Rang zwei liegend vom Corona-lockdown durchkreuzt wurde.
„Der offizielle Plan, am 24. Januar wieder um Punkte spielen zu können, ist selbst bei entsprechenden Lockerungen kaum zu halten”, hatte Grefen bereits Mitte Dezember prognostiziert und konnte folglich auch nicht wie geplant am Montag zur Vorbereitung bitten. Das Unternehmen Aufstieg ist erst einmal auf Eis gelegt. Was sehr ärgerlich ist, weil die Gahlener für dieses Vorhaben den Kader im vergangenen Sommer massiv aufgerüstet hatten. Mit acht Neuzugängen – darunter gleich fünf Landesliga-erfahrene Kicker – ist der A-ligist zwar nicht runderneuert, aber auf einigen zentralen Positionen deutlich verbessert worden. „Wir haben schon in den sieben Spielen gesehen, dass wir eine weit größere individuelle Klasse, mehr Variationsmöglichkeiten in unserer taktischen Ausrichtung und eine deutlich stärkere Bank als im Vorjahr haben”, sagt Grefen. „Die Konkurrenz im Team war groß, niemand im Kader konnte sich eines Stammplatzes sicher sein.”
Mit Kevin Vengels (28), Fabrice Werner (29) und Kevin Lachs (31) kehrten drei spielstarke Akteure vom Westfalenliga-aufsteiger RotWeiß Deuten in ihr altvertrautes Gahlener Umfeld zurück. Und auch Donovan Sadek und Theo Kötter, die in der abgelaufenen Saison für den Landesligisten PSV Wesel aufliefen, hoben die spielerische Qualität des TUS auf ein neues Level.
Hochinteressant war zudem die Personalie Alex Dörfler, der aus der eigenen Jugend kam, gerade mal 18 Jahre alt ist, aber dank seiner Körpergröße von fast zwei Metern hohes Durchsetzungsvermögen vor dem gegnerischen Tor besitzt. In fünf Einsätzen kam er zwar nur auf zwei Tore, Grefen allerdings gibt ihm die nötige Zeit, um sich im Senioren-bereich zurechtzufinden. „Alex muss diesen Schritt von der Jugend noch ein wenig mehr vollziehen”, sagt der Coach. „Er ist noch kein Stammspieler, wird uns aber ganz sicher nach dem Winter weiterhelfen können.”
Immerhin hat dieses dicke Plus in Sachen Durchschlagskraft dazu geführt, dass die Gahlener deutlich offensivstärker als in der Vergangenheit auftraten und auch mehr Tore erzielten. Marco Marrali mit sieben Treffern, Orkan Güclü und Sturmspitze Tim Bruß mit jeweils sechs in den bisherigen sieben Begegnungen sind starke Leistungsnachweise. Der TUS bildet mit insgesamt 35 Treffern den mit Abstand gefährlichsten Angriff der Liga.
Allerdings geht diese Offensivpower auch ein wenig zu Lasten der Defensive, weshalb Grefen im Team insgesamt eine „fehlende Balance” ausgemacht hat. Ein Dutzend Mal hat es auch im eigenen Tor geklingelt. „Wir haben sicher das eine oder andere Tor zu viel kassiert. Aber das ist aktuell wie bei den Bayern“, sagt der Tus-coach. In den ersten fünf
Saisonspielen ging das gut. Daheim gegen Fenerbahce Marl und beim FC Rot-weiß Deuten gelangen sogar jeweils 7:0-Kantersiege.
Zweimal allerdings patzten die Gahlener und verspielten erst gegen den TUS Velen die zweite Runde im Kreispokal (1:3) und in der Liga dann die Tabellenführung. Im sechsten Saisonspiel nämlich unterlag der TUS völlig überraschend – vor allem in der Höhe – mit 0:4 beim SC Marl-hamm. „An dem Tag lief so gut wie alles gegen uns”, sagt Grefen. „Ein frühes Gegentor und drei verletzungsbedingte Ausfälle in den 90 Minuten haben uns völlig aus dem Konzept gebracht.”
Dafür verabschiedete sich der Aufstiegsaspirant mit einem Knalleffekt in die Corona-pause. Am 25. Oktober stand das Top-spiel der Liga an. Der TUS traf auf den bis dahin verlustpunktfreien Spitzenreiter TSV Raesfeld und holte nach einem 1:3-Rückstand durch ein spätes Tor von Tim Bruß zum 4:4 zumindest noch einen ganz wichtigen Zähler. „Gleich acht Ausfälle mussten wir an jenem Tag kompensieren”, sagt Grefen. „Wir waren dennoch das Team, das den Sieg mehr verdient gehabt hätte.”
Da Fußball aber bekanntlich kein Konjunktiv ist, müssen die Gahlener nach dem Re-start der Saison – sofern es dazu kommt – emsig daran weiterarbeiten, um ihr ambitioniertes Ziel zu erreichen. Neue Spieler wird es im Winter nicht geben, da ist sich Grefen mit der Vereinsführung einig. „Der Kader ist stark genug”, sagt er, auch wenn ausgerechnet Sturmtank Tim Bruß aktuell an einem dreifachen Bänderriss und einem Haarriss im Knöchel laboriert und möglicherweise zu einem Wiederbeginn erst einmal nicht zur Verfügung stehen könnte.
Bis dahin müssen sich die Spieler in Eigenverantwortung für den Tag X fit halten. Einen Saisonabbruch jedenfalls erwartet Grefen nicht, auch wenn die Kreisliga A Recklinghausen – anders als am Niederrhein – nicht in Auf- und Abstiegsrunde gesplittet wird.
Für eine Wertung reichen 50 Prozent absolvierter Partien. Bei nur 16 Mannschaften in der Liga fehlen den Teams dafür im Durchschnitt nur noch acht Spiele.