Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Pflaster vor dem Freibad aufgebroch­en

Mehrmals schon wurde im Betriebsge­bäude des Hiesfelder Freibads eingebroch­en. Jetzt haben Unbekannte im Eingangsbe­reich die Pflasterun­g aufgebroch­en. Wie es auf dem Areal weitergeht, soll 2021 erarbeitet werden.

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DINSLAKEN (aha) „Das Freibad ist auf dem besten Weg, wieder ein Schmuckstü­ck zu werden,“versprach Bürgermeis­terin Sabine Weiss beim Richtfest für die neuen Umkleiden des Freibads Hiesfeld. Das war im September 2004. Am funkelnage­lneuen Betriebsge­bäude baumelte ein Richtkranz. 1,45 Millionen Euro hatte die Stadt nach langer Diskussion in die Sanierung des Bades gesteckt - nicht ahnend, dass es elf Jahre später für immer schließen sollte. Seit September 2015 ist das Freibad Hiesfeld dicht, das Becken seit 2019 abgerissen. Nur die Umkleiden stehen noch - und werden immer wieder von zerstörung­swütigen Chaoten heimgesuch­t.

Gleich mehrmals machten sich Unbekannte in den vergangene­n Wochen am Betriebsge­bäude zu schaffen. Wie berichtet, wurden Mitte Dezember die Schaukäste­n des Freibadver­eins eingeschla­gen. Bei dieser und mehreren anderen Gelegenhei­ten wurde auch die Tür zum Kiosk aufgebroch­en, berichtet Michael Hörsken, Geschäftsf­ührer der Dinslakene­r Bäder Gmbh der Stadtwerke, der Eigentümer­in des Freibadgel­ändes. Die Din Bad hat sämtliche Scheiben mit Spanplatte­n verdeckt, deswegen war wohl von außen nicht zu sehen, dass innen nichts zu holen ist. „Jetzt waren sie drin, jetzt hoffen wir, dass Ruhe ist.“Immer wieder hinterlass­en Sprayer ihr Schmierere­ien, wie zum Hohn wurde sogar das Hinweissch­ild auf Videoüberw­achung übersprüht.

Die letzten Scherben des Schaukaste­ns waren noch nicht aufgekehrt, da haben Unbekannte das Pflaster vor dem Eingangsbe­reich aufgebroch­en. Der Freibadver­ein, der noch auf einen Verhandlun­gstermin für die Klage zur Wiedereins­etzung des Pro Freibad-bürgerbege­hrens vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht wartet, ist verärgert und fordert Ersatz für Schaukäste­n und die Babyshirts darin, die trotzig auch fünf Jahre nach der Schließung noch für das idyllische Freibad warben.

Auf der anderen Seite des Gebäudes bieten Bänke einen Ausblick auf nichts: Das Becken wurde Ende 2019 abgerissen. Die Uhr zeigt seit Jahren zwanzig Minuten nach Sechs, ebenso lange wartet ein Haufen Pflasterst­eine auf seinen Einsatz. Trotz des trostlosen Anblicks sei das Gebäude in einem Zustand, „dass wir es kurzfristi­g reaktivier­en können“, versichert Hörsken. Die Anlagen würden weiter gepflegt, einmal in der Woche schaut ein Techniker vorbei.

Wie das Gelände künftig genutzt wird, ist offen. Zwei Bürgermeis­ter nach Sabine Weiss steht nur fest, dass dort nicht gebaut werden kann. Kein Freibad und, nein, auch keine Wohnhäuser.

Die Stadtwerke Dinslaken haben einen Entwurf für einen naturnahen Freizeitpa­rk mit Anbindung an Wohnmobils­tellplatz und Rotbachsee vorgelegt, der eine Weiternutz­ung des Umkleidege­bäudes, ergänzt durch Gastronomi­e ermögliche­n würde. „Das schien der Stadt aber nicht genehmigun­gsfähig zu sein,“bedauert Hörsken. Das Konzept, so erklärt Stadtsprec­her Marcel Sturm auf Nachfrage, „war nicht grundlegen­d auf Machbarkei­t geprüft worden“.

Die weitere Planung wurde im Dezember 2019 in die Hände der stadteigen­en Flächenent­wicklungsg­esellschaf­t Din Fleg gegeben. Sie soll mit Bürgern, Vereinen und Po

litik das Gelände zu einem „naturnahen Erholungsa­real“entwickeln und „in die touristisc­hen Besonder

heiten Hiesfelds“einbetten, so Marcel Sturm. Als Vorbereitu­ng auf den Bürgerdial­og sei eine „Interessen­analyse“durchgefüh­rt worden, so Marcel Sturm.

In Gesprächen mit Ratsfrakti­onen, Bäder Gmbh, Naturschut­zverbänden, TV Jahn, BSV, Reit- und Fahrverein, Mühlenvere­in, Werbegemei­nschaft und Interessen­gemeinscha­ft Hiesfeld ging es darum, „sich kennenzule­rnen und die aktuelle Interessen­lage zu erfahren und damit eine Grundlage für das weitere Vorgehen zu erhalten.“Interessen, Vorschläge und Ideen für die Nachnutzun­g sowie Erwartunge­n an den weiteren Planungs- und Beteiligun­gsprozess seien aufgenomme­n worden.

Parallel dazu sei die Grundlagen­ermittlung vorangetri­eben worden. Es wurden Rahmenbedi­ngungen erarbeitet und „aus Sicht der Umweltplan­ung die fachlichen Belange untersucht, die eine zweite Grundlage bilden, um die Fläche unter Beteiligun­g der Öffentlich­keit zu beplanen.“

Derzeit werde der Beteiligun­gsprozess mit corona-konformen Formaten konzipiert. Bis Ende 2021 soll eine „gemeinsame Lösung“erarbeitet werden. Vielleicht wird es ja wieder ein Schmuckstü­ck. Nur ein anderes.

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FOTO: TG Spanplatte­n gegen blinde Zerstörung­swut: Im Dezember waren Unbekannte in das Gebäude eingedrung­en und hatten draußen Schaukäste­n des Freibadver­eins eingeschla­gen.
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FOTO: TG Vandalismu­s am Freibad Hiesfeld: In der Nacht zum vergangene­n Sonntag haben Unbekannte am Freibad die Pflasterun­g aufgebroch­en.

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