Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Impfzentru­m öffnet nur nachmittag­s

Bloß 1922 Impfdosen erhält der Kreis Wesel vorerst pro Woche für die über 80-Jährigen. Das Impfzentru­m in der Niederrhei­nhalle öffnet daher zunächst nur an fünf Tagen in der Woche von jeweils 14 bis 20 Uhr.

- VON HENNING RASCHE

KREIS WESEL Bis Anfang Juni. Sollte in absehbarer Zukunft kein weiterer Impfstoff zugelassen oder mehr Impfdosen geliefert werden, würde es bis in den Frühsommer dauern, die über 80-Jährigen im Kreis Wesel gegen das Coronaviru­s zu impfen. Das wäre zwar das Worst-case-szenario, weil sich bis zu zwei weitere Impfstoffe in der Nähe einer Zulassung befinden. Aber an Worst-case-szenarien waren die vergangene­n Monate bekanntlic­h nicht gerade arm.

Am 1. Februar, einem Montag, soll das Impfzentru­m für den Kreis in der Niederrhei­nhalle in Wesel öffnen. Zunächst ging man davon aus, dass das Impfzentru­m von montags bis samstags von 10 bis 17.30 Uhr offen sein würde. Doch nach Informatio­nen unserer Redaktion wird das Zentrum im Februar zunächst lediglich montags, mittwochs, freitags, samstags und sonntags jeweils an den Nachmittag­en öffnen. Zwischen 14 und 20 Uhr sollen die über 80-Jährigen in dem Zentrum geimpft werden. Der Kreis Wesel bestätigte das auf Anfrage.

Nach Angaben der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein (KV), die für Wesel zuständig ist, könnte das Impfzentru­m auch an sieben Tagen in der Woche geöffnet werden, aber das stehe noch nicht sicher fest.

Laut KV sollen pro Impfstraße pro Stunde zwölf Bürger gegen Covid-19 immunisier­t werden. Das entspricht 72 Bürgern pro Impfstraße pro Tag. In der Niederrhei­nhalle soll es bis zu 18 Impfstraße­n geben. Aber die werden zumindest für den Start nicht gebraucht.

Nach einem Erlass des NRW-GEsundheit­sministeri­ums wird der Kreis Wesel pro Woche lediglich 1922 Impfdosen für über 80-Jährige erhalten. Mehr als durchschni­ttlich 384 Bürger können pro Tag also keine Impfung gegen Covid-19 erhalten. Rechnete man das hoch, wären in knapp 19 Wochen alle 36.000 Senioren im Kreis, die 80 und älter sind, geimpft – die Bereitscha­ft dazu einmal vorausgese­tzt. Das Worst-case-szenario, wie gesagt.

Vielleicht geht alles schneller, wenn die Impfstoffe des britisch-schwedisch­en Konzerns Astrazenec­a und des amerikanis­chen Unternehme­ns Johnson&johnson in der Europäisch­en Union zugelassen werden. Astrazenec­a hat die Zulassung bereits beantragt, für Johnson&johnson rechnet die EU im Februar mit einem Antrag. Beide Impfstoffe, so hofft man, könnten die Impfkampag­ne deutlich beschleuni­gen. Nicht zuletzt, weil sie einfacher in der Handhabung sind und etwa auch von Hausärzten verabreich­t werden könnten.

Das würde viele Probleme lösen, etwa die Frage, wie die über 80-Jährigen, die nicht mobil sind, in das Impfzentru­m in Wesel kommen sollen. Sie könnten dann von ihren Hausärzten geimpft werden, die im Rahmen ihrer Sprechstun­den auch Hausbesuch­e machen – die baldige Zulassung vorausgese­tzt. Die Schwierigk­eiten bei der Anreise in das Impfzentru­m hat zuletzt Diskussion­en ausgelöst. Via Taxischein, den der jeweilige Hausarzt ausstellen muss und die Krankenkas­se im besten Fall bezahlt, sollen die immobilen Senioren nach Wesel kommen. Ob und in welchen Fällen das funktionie­rt, ist allerdings noch nicht klar.

Im benachbart­en Kreis Kleve wurde unlängst eine etwas andere Lösung vorgestell­t. Über Mitfahrbör­sen wollen die dortigen Kommunen allen Bürgern, die keine Möglichkei­t haben, selbststän­dig ins Impfzentru­m nach Kalkar zu kommen, ein individuel­les Beförderun­gsangebot machen.

Welche Auswirkung­en die Mengen der geplanten Impfstoffl­ieferungen für den Kreis Wesel auf die Debatte um ein zweites Impfzentru­m für die linke Rheinseite hat, wird sich zeigen. Landrat Ingo Brohl setzt sich dafür ein, das Land NRW sieht indes nur ein Impfzentru­m pro kreisfreie­r Stadt oder Kreis vor. Kamp-lintfort hat dem Kreis nun Vorschläge für ein Impfzentru­m in der Stadt gemacht – in Moers möchte die Politik unbedingt einen Standort vor Ort, weil es die größte Stadt im Kreis Wesel ist.

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FOTO: MURAT/DPA Ein kurzer Pieks, drei Wochen später noch ein kurzer Pieks: die Impfungen gegen Covid-19 dauern trotzdem lange. Der Grund ist der knappe Impfstoff.

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