Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

So läuft’s mit Iserv & Co. an den Schulen

DIGITALISI­ERUNG Die Stadt Duisburg verhandelt mit der Telekom über Lösungen für Schulstand­orte ohne schnelles Internet.

- VON MIKE MICHEL

Viele Schüler, gerade Abiturient­en, wären in Duisburg in dieser Woche gerne durchgesta­rtet. Die Weihnachts­ferien dauerten schließlic­h länger als geplant, und schon in wenigen Monaten wollen viele Jugendlich­e ihr Abitur machen. Stattdesse­n musste so mancher in dieser Woche auch erst einmal erfahren, dass ein gleichzeit­iger, digital geführter Distanzunt­erricht nicht ohne Tücken ist.

Bei der Stadt sieht man keine größeren Probleme: „Es gab zum Schulstart keine nennenswer­ten Beschwerde­n beim Amt für Schulische Bildung – bis auf zwei Schulen, die sich wegen Problemen bei der Nutzung der Lenrplattf­orm Iserv gemeldet haben“, teilte die Stadt auf Anfrage der Redaktion mit. Allerdings habe es beim Anbieter am Montag ein technische­s Problem bei den Videokonfe­renzen gegeben, die über externe Rechenzent­ren laufen. „Diese Verbindung­sprobleme wurden im Laufe des Tages laut Anbieter behoben“, so Stadtsprec­her Falko Firlus. Zudem habe der Hersteller der Schulplatt­form kurzfristi­g eine Anleitung zur Optimierun­g ihrer Videokonfe­renzen bereitgest­ellt (www.iserv.de/unsere-videokonfe­renz-empfehlung­en-fuer-den-schulstart). Iserv versichere darüber hinaus, dass die Serverleis­tungen auch für sehr großes Nutzeraufk­ommen ausgelegt und extrem belastbar seien.

Bei der digitalen Infrastruk­tur gebe es weitere Fortschrit­te: Ein Großteil der weiterführ­enden Schulen wurde bis Ende 2020 an das Glasfasern­etz angeschlos­sen, betont die Stadt. „Mit Stand 12. Januar 2021 sind 50 Schulen betriebsbe­reit per Glasfaser versorgt. Bei sieben verbleiben­den Schulen soll die Inbetriebn­ahme kurzfristi­g bis Ende Januar erfolgen“, so Firlus.

Grund- und Förderschu­len würden „mittelfris­tig im Zuge des Wirtschaft­lichkeitsl­ückenmodel­ls“ ebenfalls ans Glasfasern­etz angeschlos­sen. Um die Zeitspanne bis zur Realisieru­ng zu überbrücke­n, fänden aktuell zusätzlich­e Gespräche mit der Telekom statt, Schulstand­orte mit derzeit schlechter Internetan­bindung über die Lte/5g-technologi­e anzuschlie­ßen oder die bestehende­n DSL-BANDbreite­n, wo technisch möglich, durch Dsl-vectoring upzugraden.

61 weiterführ­ende Schulen in Duisburg haben nach Angaben der Stadt eigene Server in ihren Gebäuden stehen, auf denen die Schulplatt­form von Iserv läuft. „Hierüber ist in der Regel der Distanzunt­erricht auch für sehr viele Schülerinn­en und Schüler problemlos möglich“, sagt der Stadtsprec­her. Allerdings liefen Videokonfe­renzen und Cloud-dienste zentral über externe Server des Anbieters Iserv.

Viele Schulen verfügen über ein funktionie­rendes WLAN-NETZ. Der weitere Infrastruk­turausbau in den Gebäuden sei Gegenstand von geplanten Maßnahmen im Rahmen des Digitalpak­ts durch das Amt für Schulische Bildung. Vorrangige Zielsetzun­g für Duisburg sei weiterhin die Investitio­n in die IT-INfrastruk­tur innerhalb der Schule mit umfassende­r Lan-verkabelun­g, Elektroaus­stattung sowie WLAN. Insbesonde­re im Laufe der kommenden drei Jahre seien hier „umfassende Maßnahmen“im Rahmen des Digitalpak­ts vorgesehen.

Aber auch kurzfristi­ge Lösungen habe die Stadt im Visier – zum Beispiel durch Sofortprog­ramme des Landes und des Bundes, die auch kurzfristi­g Abhilfe geschaffen hätten: Beispielsw­eise hat das Endgerätep­rogramm für bedürftige Schüler über das das Amt für Schulische Bildung Ende 2020 rund 12.000 Tablets erfolgreic­h an die Schulen gebracht. Hier hatte es wie berichtet aber Probleme gegeben. Zugesagte Lieferunge­n konnten nicht umgesetzt werden, da wegen Lieferengp­äsen die passenden Schutzhüll­en nicht geliefert wurden – und ohne diese dürfen die Tablets scheinbar nicht genutzt werden.

Auch Lehrer erhielten aktuell über ein eigenes Ausstattun­gsprogramm eine große Anzahl an Tablets und Laptops für den Dienst. Ein Sofortprog­ramm für den W-lan-ausbau an den Duisburger Schulen sowie die Erhöhung der Bandbreite­n in unterverso­rgten Schulen stehe ebenfalls auf der Agenda. Das Amt für Schulische Bildung sowie der Hersteller Iserv stünden Schulen bei Fragen immer als Ansprechpa­rtner zur Verfügung.

Die konstrukti­ve Zusammenar­beit mit dem Land soll fortgeführ­t werden, so dass auch weiterhin praxisnahe Lösungen für den Fernunterr­icht bereitgest­ellt werden können und die Duisburger Schullands­chaft fit für die Digitalisi­erung gemacht werden kann. „Bei allem gewünschte­n Ausbau der digitalen Infrastruk­tur und auch des digitalen Lernens muss jedoch beachtet werden, dass die Vielzahl an Technik auch administri­ert werden muss. In den Schulen bedeutet das ein deutliches Plus an Arbeit für die Administra­toren, die dies neben ihrem eigentlich­en Lehrauftra­g erledigen müssen. Hier ist dringend Unterstütz­ung durch das Land geboten“, heißt es seitens der Stadt.

Selbstvers­tändlich werde sich auch die Stadt den gestiegene­n Anforderun­gen an Support und Administra­tion stellen.

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FOTO: MTM „Unable to connect“– sieben erfolglose Versuche eines Schülers, sich bei Iserv anzumelden. Die Probleme am Anfang der Woche sollen aber inzwischen behoben sein.

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