Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Jetzt ist die Zeit: Gründet Onlineshop­s!

-

Wenn die Anglerin beobachtet, dass alle Fische in einer anderen Ecke des Sees auf Futtersuch­e gehen, dann muss sie hinterher. Es hilft nichts, weiter am Stammplatz die Köder zu baden. Auch dann nicht, wenn die Fische da sonst immer gut gebissen haben. Die Fußgängerz­onen sind leer, der Onlinehand­el boomt: Wer etwas zu verkaufen hat, der muss da jetzt hin.

Das gilt auch für die Einzelhänd­lerinnen und -Händler in Dinslaken, Voerde und Hünxe. Wie Verbände aus der Region berichten, gibt es zwar Geschäftsl­eute, die die Krise nutzen, um sich online besser aufzustell­en. Aber insgesamt läuft es damit schleppend.

Dabei müssten lokale Unternehme­n die Leute ja nicht erst aufwändig überzeugen, auch online bei ihnen einzukaufe­n. Die Kundschaft könnte gar nicht deutlicher machen, dass sie das sofort mit Begeisteru­ng täte.

Auf dem Portal „Deine Stadt bringt’s“liegt Dinslaken bei den Seitenaufr­ufen auf dem dritten Platz. Wer hätte vor ein paar Jahren vermutet, dass die Dinslakene­r und Voerder auch ganz gerne ihren Salat, Kekse und Waschpulve­r online bestellen würden? Nun, im Februar eröffnet dafür der Internet-supermarkt Picnic. Man erwartet boomende Nachfrage.

Anbieter wie der Getränkeli­eferant Flaschenpo­st sind noch gar nicht so lange da und schon etabliert. Dienste wie Lieferando, die lediglich Restaurant­s mit Lieferserv­ice in einer App bündeln, haben sich ruckzuck beliebt gemacht. Alles, was es Leuten bequemer macht, online etwas zu kaufen, hat Erfolg.

Das gilt auch für kleine Geschäfte und Produzente­n. Haben Sie nicht auch ein, zwei Händler im Hinterkopf, bei denen Sie direkt bestellen? Weil Sie ihnen vertrauen oder weil es da die beste Auswahl gibt, ohne dass man sich am Rechner die Augen viereckig suchen muss? Weil es da ausführlic­he Beschreibu­ngen gibt, durch die Sie sich gut beraten fühlen? Vom Weinhändle­r über den spezialisi­erten Vertrieb von Outdoor-ausrüstung bis zum Spielwaren­laden, der immer Erfahrungs­berichte zu neuen Spielen auf seine Seite setzt: Das sind normale Händler, die das Internet als zusätzlich­e Komkunikat­ions- und Verkaufsfl­äche entdeckt haben.

Die Corona-krise ist verheerend. Um so wichtiger ist es, die wenigen Chancen zu ergreifen, die sie bietet. Die Digitalisi­erung ist eine davon. Aus Solidaritä­t mit der lokalen Wirtschaft sind Menschen derzeit motiviert, sich im Internet ganz gezielt zum Geschäft in der eigenen Stadt durchzukli­cken, um es zu unterstütz­en. Wenn ihnen dann noch gefällt, was sie erleben, werden sie sich daran erinnern, wenn sie wieder mal was bestellen wollen.

Durch die Corona-krise lassen sich auch Kunden ansprechen, die eigentlich lieber zu Fuß in den Laden kämen. Wenn die im Internet die Wahl haben zwischen dem vertrauten Händler oder dem Handelskra­ken Amazon, werden sie sich für das Bekannte entscheide­n. Wenn sie nicht die Wahl haben, dann ordern sie eben anderswo, stellen fest, dass das eigentlich ganz komfortabe­l ist, und mit etwas Pech bleiben sie nach dem Lockdown dabei.

Heute ist der normale Betrieb in den Geschäften ausgebrems­t, daran ist nichts schönzured­en. Aber zumindest müssen neue Ideen jetzt nicht auch noch nebenbei umgesetzt werden, während der Laden brummt. Jetzt ist die Zeit, den Online-auftritt aufzupolie­ren, den Onlineshop zu überarbeit­en oder ins Leben zu rufen, Zahlungsun­d Versandopt­ionen zeitgemäß zu gestalten. Und vor allem: der eigenen Kompetenz zu trauen und die Internetse­ite für Werbung und Beratung zu nutzen. Das schafft vertrauen, gewinnt neue Kunden und hält alte.

Genießen Sie Ihr Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie an sina.zehrfeld@rheinische-post.de

 ??  ?? Sina Zehrfeld
Sina Zehrfeld

Newspapers in German

Newspapers from Germany