Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Rassismus-vorwurf überschattet Bayers 0:1 in Berlin
BERLIN( sb) Das späte 0:1 der Werkself bei Union Berlin hat ein Nachspiel. In einem emotionsgeladenen Tv-interview nach dem Schlusspfiff hatte Bayer Leverkusens Jonathan Tah publik gemacht, dass sein Teamkollege in Klub und Nationalmannschaft, Nadiem Amiri, von einem Gegenspieler als „Scheiß Afghane“beleidigt worden sei. Ob die rassistischen Worte wirklich gefallen sind, beschäftigt nun den Kontrollausschuss des DFB.
Während die Ermittler ihre Arbeit aufgenommen haben, ist der Vorfall für die Beteiligten beider Klubs offenbar schon zu den Akten gelegt worden. Der gebürtige Ludwigshafener Amiri habe die Entschuldigung seines Gegenspielers, bei dem es sich um Florian Hübner handeln soll, angenommen, teilten die Rheinländer am Samstag nach dem Spiel mit. „Er ist zu mir in die Kabine gekommen. Es sind aus den Emotionen heraus unschöne Worte gefallen, die ihm sehr leid tun“, wird der 24-Jährige zitiert. Für Amiri sei die Angelegenheit damit „erledigt“.
Auch Berlin war im Nachgang redlich bemüht, beschwichtigend zu intervenieren. Unions Geschäftsführer Oliver Ruhnert sorgte mit seinen Äußerungen allerdings eher für zusätzliche Verwirrung, als aufzuklären. „Für uns hat es diese rassistische Thematik, wie sie jetzt gerade dargestellt wird, nicht gegeben“, sagte Ruhnert. „Der Spieler hat gesagt, er hat sich so nicht geäußert“. Für Verblüffung sorgte zudem die Aussage des 49-Jährigen, dass Hübner kaum Rassismus vorgeworfen werden könne, da dieser mit einer „nicht weißen“Frau liiert sei.
Bayers Mittelfeldspieler Kerem Demirbay, einst Hübners Teamkollege in Dortmund, wollte sich auf Nachfrage nicht zu den Rassismus-vorwürfen äußern. Er sagte: „Was auf dem Platz passiert, bleibt auf dem Platz.“Bleibt noch die Frage, ob der DFB das auch so sieht.