Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Skandalfilm: „Die Sünderin“
Der Film, der am 18. Januar
1951 in die deutschen Kinos kam, brach gleich mehrere
Tabus. Die Hauptfigur Marina, gespielt von Hildegard Knef, war eine Prostituierte. Sie lebte unverheiratet mit ihrer großen Liebe, dem Maler Alexander (Gustav Fröhlich), zusammen und am Ende begingen die beiden gemeinsam Suizid. „Die Sünderin“wurde zum größten Filmskandal der deutschen Nachkriegszeit. Evangelische und katholische Geistliche – unter anderem der Kölner Erzbischof Kardinal Joseph Frings – predigten gegen die Aufführung. Die Freiwillige Selbstkontrolle wollte den Film zunächst gar nicht zulassen. Er glorifiziere „Prostitution, Selbstmord und Euthanasie“, hieß es. Als „Die Sünderin“dann doch in den Kinos gezeigt wurde, standen vor den Lichtspielhäusern Demonstranten. „Hurerei und Selbstmord. Sollen das die Ideale eines Volkes sein?“stand unter anderem auf den Plakaten. Regisseur Willi Forst verteidigte sein Werk, das ihm nach mehreren Komödien den Einstieg ins ersthafte Fach hatte ermöglichen sollen, mit der Freiheit der Kunst. „Es ist ein moderner Stoff, ein heutiger Stoff, der sich mit den Problemen der heutigen Zeit auseinandersetzt“, sagte er. „Die Sünderin“polarisierte – und die lebhaft geführten Diskussionen um den Streifen befeuerten gleichzeitig das Publikumsinteresse und machten den Film zu einem der erfolgreichsten der Nachkriegszeit. Aus heutiger Sicht wirkt der Skandalfilm eher harmlos. Die FSK hat ihn mittlerweile ab zwölf Jahren freigegeben. Für Hildegard Knef bedeutete der Skandal den Durchbruch als Schauspielerin. Sie ging für einige Jahre in die USA, wo sie in verschiedenen Hollywood-filmen mitspielte und auch am New Yorker Broadway Erfolge feierte.