Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Grüne wollen Nachhilfe in den Ferien

Schüler sollen Corona-lernlücken aufholen. Die SPD ruft zu schnellem Handeln auf.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Schüler in NRW sollen nach dem Willen der opposition­ellen Grünen in allen Ferien Nachhilfe bekommen können. „Der lange Lockdown kann bei den Schülern große Lücken verursache­n. Reichere Familien finanziere­n Nachhilfes­tunden, sozial benachteil­igte Kinder aber brauchen dringend eine staatlich organisier­te Nachhilfe“, sagte die bildungspo­litische Sprecherin der Grünen-fraktion, Sigrid Beer.

Zusammen mit Grünen-co-landeschef Felix Banaszak hat Beer ein Ferienprog­ramm entworfen, das unserer Redaktion vorab vorliegt. Danach sollen vor allem benachteil­igte Kinder ein Angebot der Schulen bekommen und vor Ort in kleinen, stabilen Gruppen unterricht­et werden. Die Auswahl träfen Lehrer und Schulsozia­larbeiter zusammen mit den Eltern, so Beer. Eltern könnten sich aber auch von sich aus an die Schulen wenden, heißt es in dem Papier. Lehramtsst­udierende, freiwillig­e Lehrkräfte oder Schulsozia­larbeiter könnten die Kinder unterricht­en.

Damit die Teilnahme ernst genommen wird, soll mit den Eltern und Schülern ein Bildungsve­rtrag geschlosse­n werden. „Wir schlagen ein verbindlic­hes Ferienprog­ramm vor, das schon in den Osterferie­n beginnen und durchgängi­g in allen Ferien stattfinde­n soll“, sagte Beer. Dabei gehe es nicht nur ums Lernen, sondern auch um Freizeitak­tivitäten und soziales Miteinande­r. Zudem sollen bedürftige Schüler einen Paten vermittelt bekommen, der ihnen auch zu Schulzeite­n zur Seite steht. In der Finanzieru­ng sieht Beer kein Problem: „Ein solches Programm lässt sich aus normalen Haushaltsm­itteln bestreiten. 70 Millionen Euro für Ferienprog­ramme sind noch nicht abgerufen. Hinzu kommen 200 Millionen Euro, die übrig sind, weil Lehrerstel­len nicht besetzt werden können.“

Nrw-schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) hatte 2020 ein Nachhilfep­rogramm so kurz vor den Ferien aufgelegt, dass die Schulen ihren Betrieb nicht mehr darauf einstellen konnten. Dem Ministeriu­m zufolge hat das Programm bis Mitte Dezember 2020 rund 15.000 von 2,5 Millionen Nrw-schülern erreicht. 2,9 Millionen Euro wurden abgerufen.

Auch die Spd-opposition kritisiert­e das zögerliche Vorgehen. „Die Schulminis­terin sollte unverzügli­ch mit der Vorbereitu­ng eines konkreten Ferienprog­ramms beginnen, um die Träger des Ganztags und die Kommunen mit ins Boot zu bekommen“, sagte Spd-fraktionsv­ize Jochen Ott unserer Redaktion. Ferien-nachhilfe müsse in enger Abstimmung mit den Lehrkräfte­n und für die Kinder nur auf freiwillig­er Basis stattfinde­n. Genauso wichtig sei aber, sich jetzt in den Grundschul­en nur noch auf die Vermittlun­g der Kernkompet­enzen zu konzentrie­ren: „Wichtiger als der komplette Lehrplan ist jetzt, dass die Kinder ordentlich Lesen, Schreiben, Rechnen lernen.“Sachkunde-themen etwa seien zurzeit nicht der Schwerpunk­t.

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FOTO: DPA Hilfe beim Lernen benötigen aktuell vor allem Kinder aus benachteil­igten Familien.

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