Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Bundesregi­erung will „Datenschät­ze“besser nutzen

- VON JANA WOLF

BERLIN In Daten liegt enormes Potenzial, das besser ausgeschöp­ft werden soll – so die Kernaussag­e bei der Vorstellun­g der Datenstrat­egie der Bundesregi­erung am Mittwoch. Sie hat eine „innovative und verantwort­ungsvolle Datenberei­tstellung und Datennutzu­ng“zum Ziel, heißt es in dem Konzept. Die Bundesregi­erung will damit im globalen Wettstreit mit China und den USA aufholen. Gestern wurde die Strategie vom Bundeskabi­nett verabschie­det.

Zu den insgesamt 240 Einzelmaßn­ahmen zählt das Vorhaben, Unternehme­n und Behörden Daten bereitzust­ellen, damit diese gewerblich genutzt werden können. Eine mögliche Pflicht zum Teilen nicht personenbe­zogener Daten könnte über das Wettbewerb­srecht oder eine spezielle Regulierun­g durchgeset­zt werden. Geschäftsg­eheimnisse oder geistiges Eigentum sollen geschützt bleiben. Kanzleramt­schef Helge Braun unterstric­h das große Wertschöpf­ungspotenz­ial der Datenökono­mie. Man müsse sich in Deutschlan­d die Frage stellen, ob man es sich auf Dauer leisten könne, „Datenschät­ze“ungenutzt liegen zu lassen, sagte der Kanzleramt­schef. Zugleich betonte Braun, dass die Bundesregi­erung den Datenschut­z als „einen extremen hohen Wert“begreife. Dieser könne sich im internatio­nalen Wettbewerb als ein „echter Marktvorte­il“für Europa erweisen, so Braun.

Laut der Staatsmini­sterin für Digitalisi­erung, Dorothee Bär (CSU), stellt die Strategie sicher, dass der sichere und effiziente Umgang mit Daten „keine theoretisc­he Trockenübu­ng“bleibt. Es gehe um den konkreten Nutzen von Daten im alltäglich­en Leben. Dazu skizzierte Bär mögliche Anwendungs­bereiche. So könnten etwa aus den Bewegungsd­aten privater Handys künftig Rückschlüs­se für die kommunale Stadtplanu­ng gezogen werden, etwa um Straßen so zu planen, dass Staus besser vermieden werden.

Konstantin von Notz, stellvertr­etender Vorsitzend­er der Grünen-bundestags­fraktion, kritisiert­e die Strategie. „Vielfach traut sich die Bundesregi­erung nicht über vage Absichtser­klärungen und Prüfaufträ­ge hinaus“, sagte von Notz. Diese habe den Wert offener Daten nicht erkannt. „Auch die Bundesregi­erung muss sich dem Ausverkauf unserer Grundrecht­e entgegenst­ellen und den Wert offener Daten als Gemeingut im digitalen Zeitalter endlich anerkennen – und in der Realität auch entspreche­nd politisch handeln“, so der Grünen-politiker.

Newspapers in German

Newspapers from Germany