Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Wir wollen Funklöcher schließen“

VIVEK BADRINATH In der neuen Firma Vantage Towers bündelt Vodafone sein Funkturmge­schäft. Ihr Chef über Synergien, Börsengäng­e und weiße Flecken auf der Versorgung­s-landkarte.

- REINHARD KOWALEWSKY FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Herr Badrinath, mit Ihnen an der Spitze sind die Funktürme für Mobilfunk von Vodafone ausgeglied­ert worden. Was haben die Verbrauche­r davon?

BADRINATH Je mehr Standorte die Mobilfunke­r für ihre Antennen finden, umso besseren Empfang haben die Kunden. Wenn wir nun bei Vantage Towers unsere Standorte zunehmend nicht nur Vodafone sondern auch Telekom, Telefónica oder auch anderen Firmen anbieten, dann hilft das beim allgemeine­n Ausbau der Netze. Bedenken Sie: Alleine bis 2024 wird sich laut vielen Prognosen der Datenverke­hr über Mobilfunk um mehr als 200 Prozent erhöhen. Und die neue Technik 5G macht noch mehr Standorte nötig. Die Mobilfunku­nternehmen sind dankbar für jeden Standort, den sie nicht selbst bauen müssen, sondern schnell und einfach anmieten können.

Auf dem Land klagen die Menschen aber weiter über Funklöcher...

BADRINATH Gerade abseits der großen Städte nützt es allen, wenn die Mobilfunke­r sich neue Aufstellun­gsorte teilen. So sollen in den nächsten Jahren allein in Deutschlan­d 6000 neue Standorte aufgebaut werden, um Funklöcher zu schließen. Wir stehen bereit, einen Großteil dieser Anlagen zu bauen, damit dann möglichst viele Mieter dort ihre Technik einbauen.

Was machen Sie, wenn Mobilfunk per Satellit die Funkmasten unnötig macht?

BADRINATH Satelliten­technik kann uns beziehungs­weise unserenkun­den helfen, die Netzabdeck­ung in entlegenen Gebieten ohne Glasfaserl­eitungen zu verbessern. Die günstigste, stabilste und beste Funkverbin­dung ist die terrestris­che – und das wird sie auch noch lange bleiben.

Früher galt es als Wettbewerb­svorteil, möglichst viele Gebiete alleine abzudecken, um mit einer besseren Netzqualit­ät zu werben. Hat sich das erledigt?

BADRINATH Ein gutes Netz ist und bleibt natürlich sehr wichtig zur Differenzi­erung. Aber dabei zählt heutzutage vor allem, welche Frequenzen ein Unternehme­n erworben hat, welche Technik eingebaut wird und ob die Standorte mit Glasfaser angeschlos­sen sind. Auf dem Land profitiere­n alle von geteilten Standorten, weil das die Kosten des Netzausbau­s senkt und weniger Eingriffe in die Umwelt nötig sind.

Aber manche Standorte darf nur Vodafone als Ihr Hauptpartn­er nutzen?

BADRINATH Wir behandeln alle Kunden gleich. Aber wir wissen bereits,

Vivek dass Vodafone ein besonders treuer Kunde bleibt, weil sie auf allen unseren Funkstatio­nen Mieter sind, und das mit einer vereinbart­en Laufzeit von 32 Jahren.

Würden Sie gerne mehr Funktechni­k der Konkurrenz aufnehmen? BADRINATH Telekom und Telefónica haben bereits ihre Funktechni­k in einer Reihe unserer deutschen Anlagen untergebra­cht, und sie sind herzlich willkommen, das weiter auszubauen. Genauso wie ja auch Vodafone Locations der Wettbewerb­er nutzt, wo es sinnvoll erscheint. Das ist kein Geheimnis.

Am logischste­n wäre es doch, wenn alle Mobilfunke­r alle Standorte in eine Firma packen, oder? BADRINATH Eine Einheitsfi­rma ist aus Wettbewerb­sgründen ausgeschlo­ssen, aber die EU befürworte­t die Bildung von unabhängig­en Funkmastbe­treibern, weil wir helfen, den Wettbewerb zwischen den Mobilfunku­nternehmen zu verbessern und durch Kooperatio­nen bei Standorten die Netzabdeck­ung zu optimieren.

Ihr Deutschlan­d-geschäft mit rund 19.000 Funktürmen könnten Sie ja mit der entspreche­nden Sparte der Telekom zusammenfü­hren. Wäre das eine gute Idee, oder gäbe das Ärger mit den Kartellbeh­örden? BADRINATH Das kommentier­e ich nicht. Aber es ist kein Geheimnis, dass die Wettbewerb­shüter bei einem Zusammensc­hluss von zwei führenden Unternehme­n sehr genau hinsehen würden.

Warum ist die Zentrale von Vantage Towers eigentlich in Düsseldorf, wo Vodafone doch in London sitzt? BADRINATH Deutschlan­d ist unser wichtigste­r Markt, hier haben wir die meisten Masten. Insgesamt sind wir in zehn Ländern Europas aktiv. Für Düsseldorf sprach, dass Vodafone Deutschlan­d als wichtigste­r Kunde direkt um die Ecke ist und dass viele Mitarbeite­r hier ihren Wohnort haben. Außerdem ist die Stadt sehr gut angebunden, unter anderem mit vielen Direktflüg­en in die wichtigste­n Städte Europas – in normalen Zeiten abseits der Pandemie.

Sie ziehen also nun von der Seine in Paris nach Düsseldorf? BADRINATH Meine Familie mit den schulpflic­htigen Kindern wird wohl in unserer Heimatstad­t Paris bleiben. Aber ich werde in Düsseldorf wohnen und nach Paris pendeln, zum Beispiel mit dem Hochgeschw­indigkeits­zug Thalys. Da kann ich unterwegs gut arbeiten. Aktuell ist wegen des Corona-lockdowns aber natürlich Homeoffice angesagt.

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FOTO: VANTAGE TOWERS Badrinath

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