Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Promi-frisuren im Lockdown

Eigentlich müssten auch Politiker von den geschlosse­nen Salons betroffen sein – oder etwa nicht?

- VON DOROTHÉE BARTH UND SEBASTIAN KRAMER

BERLIN (dpa) Neujahrsan­sprache von Bundeskanz­lerin Angela Merkel: Die Frisur sitzt. Pressestat­ement nach der Konferenz der Ministerpr­äsidenten Mitte Januar: Die Frisur von Merkel sitzt. Während die Haare des bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder länger und länger werden, scheint sich die Frisur von Merkel nicht zu verändern – ist das vielleicht das Werk von Stylistinn­en trotz Corona-lockdowns? Auch die Politikeri­nnen Julia Klöckner und Dorothee Bär zeigen sich trotz geschlosse­ner Friseursal­ons mit top gestyltem Haar. Wie ist das möglich?

Ein Aufschrei in der Fußball-bundesliga hat gezeigt: Es ist eigentlich nicht möglich. Frisch frisierte, gestylte und gegelte Fußballpro­fis sind zumindest der Friseurinn­ung in Zeiten von Corona und geschlosse­ner Geschäfte ein Dorn im Auge.

Der Präsident des Zentralver­bandes des Deutschen Friseurhan­dwerks, Harald Esser, hatte zuletzt Mitte Januar öffentlich auf gut gestylte Profis bei Bundesliga­spielen hingewiese­n. Man sehe sehr wohl, dass die Haare vieler Fußballer von Profis geschnitte­n worden seien. Auch Fußballer sollten nach außen Solidaritä­t zeigen und in dieser Zeit „eine gewisse Friseur-abstinenz demonstrie­ren“. Schließlic­h seien Profifußba­ller für viele junge Menschen Vorbilder.

Die Politikeri­nnen Klöckner, Bär und Merkel zumindest haben andere Tricks für ihre Frisuren. „Mit etwas Übung bekomme ich meine länger gewordenen Haare mit dem Lockenstab zu einer ,Frisur’“, erzählte Landwirtsc­haftsminis­terin Klöckner (CDU), die ihr Haupthaar erst kürzlich auf Instagram mit dem Fell ihres Hundes verglich. „Ich habe es auch schon gewagt, mit einem gekauften Haarschnei­de-set mir die Haarspitze­n zu schneiden, unter Youtube-video-anleitung.“Und auch die blonde Mähne hat sie sich schon selbst gefärbt – mit der einen oder anderen Überraschu­ng, gesteht Klöckner. Sie habe beim Aktenlesen die Zeit vergessen. „Das Färb-ergebnis war am Ende anders als geplant, aber interessan­t.“Nrw-verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) setzt derzeit vor allem auf den Einsatz von viel Haarspray, sagte er jüngst im „Aufwacher“-podcast der RP.

Dorothee Bär (CSU) hingegen vertraut beim Stylen der Haare auf ihre internetaf­finen Töchter. Zwar gebe es derzeit kaum öffentlich­e Termine, sagte die Digitalmin­isterin, dennoch fänden die Kabinettss­itzungen analog statt und auch der Bundestag treffe sich noch in Präsenzfor­m. Das heiße aber nicht, dass die tägliche Frisur nicht auch bei Videokonfe­renzen sitzen sollte. „Gut, dass ich zwei engagierte Töchter habe, die endlich mal beweisen können, dass ihr stundenlan­ges Beschäftig­en mit Schmink- und Frisuren-tutorials auf Youtube keine verschwend­ete Zeit war“, sagte Bär lachend.

Und die Bundeskanz­lerin? Sie nimmt für Make-up und Frisur die Leistungen einer Assistenti­n in Anspruch. Dabei werden in Zeiten der Pandemie selbstvers­tändlich die Handlungse­mpfehlunge­n des Robert-koch-instituts eingehalte­n, wie es vom Presse-und Informatio­nsamt der Bundesregi­erung heißt.

Nach Angaben des Hauptgesch­äftsführer­s des Zentralver­bandes des Deutschen Friseurhan­dwerks, Jörg Müller, erhalten sehr viele Friseure aktuell „unmoralisc­he Angebote“. Konkret gehe es um die Aufforderu­ng zur Schwarzarb­eit. „Man will natürlich seine Kunden nicht verlieren, aber auch nicht seine Dienstleis­tung illegal ausüben.“Der Verband hebt hervor, dass das Verbot der Erbringung von Friseurdie­nstleistun­gen für alle gelte.

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FOTO: IMAGO IMAGES Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner schneidet sich die Spitzen nach eigenen Angaben selbst – unter Videoanlei­tung.

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