Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Promi-frisuren im Lockdown
Eigentlich müssten auch Politiker von den geschlossenen Salons betroffen sein – oder etwa nicht?
BERLIN (dpa) Neujahrsansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel: Die Frisur sitzt. Pressestatement nach der Konferenz der Ministerpräsidenten Mitte Januar: Die Frisur von Merkel sitzt. Während die Haare des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder länger und länger werden, scheint sich die Frisur von Merkel nicht zu verändern – ist das vielleicht das Werk von Stylistinnen trotz Corona-lockdowns? Auch die Politikerinnen Julia Klöckner und Dorothee Bär zeigen sich trotz geschlossener Friseursalons mit top gestyltem Haar. Wie ist das möglich?
Ein Aufschrei in der Fußball-bundesliga hat gezeigt: Es ist eigentlich nicht möglich. Frisch frisierte, gestylte und gegelte Fußballprofis sind zumindest der Friseurinnung in Zeiten von Corona und geschlossener Geschäfte ein Dorn im Auge.
Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks, Harald Esser, hatte zuletzt Mitte Januar öffentlich auf gut gestylte Profis bei Bundesligaspielen hingewiesen. Man sehe sehr wohl, dass die Haare vieler Fußballer von Profis geschnitten worden seien. Auch Fußballer sollten nach außen Solidarität zeigen und in dieser Zeit „eine gewisse Friseur-abstinenz demonstrieren“. Schließlich seien Profifußballer für viele junge Menschen Vorbilder.
Die Politikerinnen Klöckner, Bär und Merkel zumindest haben andere Tricks für ihre Frisuren. „Mit etwas Übung bekomme ich meine länger gewordenen Haare mit dem Lockenstab zu einer ,Frisur’“, erzählte Landwirtschaftsministerin Klöckner (CDU), die ihr Haupthaar erst kürzlich auf Instagram mit dem Fell ihres Hundes verglich. „Ich habe es auch schon gewagt, mit einem gekauften Haarschneide-set mir die Haarspitzen zu schneiden, unter Youtube-video-anleitung.“Und auch die blonde Mähne hat sie sich schon selbst gefärbt – mit der einen oder anderen Überraschung, gesteht Klöckner. Sie habe beim Aktenlesen die Zeit vergessen. „Das Färb-ergebnis war am Ende anders als geplant, aber interessant.“Nrw-verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) setzt derzeit vor allem auf den Einsatz von viel Haarspray, sagte er jüngst im „Aufwacher“-podcast der RP.
Dorothee Bär (CSU) hingegen vertraut beim Stylen der Haare auf ihre internetaffinen Töchter. Zwar gebe es derzeit kaum öffentliche Termine, sagte die Digitalministerin, dennoch fänden die Kabinettssitzungen analog statt und auch der Bundestag treffe sich noch in Präsenzform. Das heiße aber nicht, dass die tägliche Frisur nicht auch bei Videokonferenzen sitzen sollte. „Gut, dass ich zwei engagierte Töchter habe, die endlich mal beweisen können, dass ihr stundenlanges Beschäftigen mit Schmink- und Frisuren-tutorials auf Youtube keine verschwendete Zeit war“, sagte Bär lachend.
Und die Bundeskanzlerin? Sie nimmt für Make-up und Frisur die Leistungen einer Assistentin in Anspruch. Dabei werden in Zeiten der Pandemie selbstverständlich die Handlungsempfehlungen des Robert-koch-instituts eingehalten, wie es vom Presse-und Informationsamt der Bundesregierung heißt.
Nach Angaben des Hauptgeschäftsführers des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks, Jörg Müller, erhalten sehr viele Friseure aktuell „unmoralische Angebote“. Konkret gehe es um die Aufforderung zur Schwarzarbeit. „Man will natürlich seine Kunden nicht verlieren, aber auch nicht seine Dienstleistung illegal ausüben.“Der Verband hebt hervor, dass das Verbot der Erbringung von Friseurdienstleistungen für alle gelte.