Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Massen erleben Odyssee auf Weg zum Impftermin
KREIS WESEL ( Vd/rme/fws) Der Start zur Vergabe von Impfterminen im Kreis Wesel ist missglückt. Tausende verirren sich seit Montag im Hotline-gestrüpp und auf der Internetseite. Mancher hat aufgegeben. Rolf Sand (82) aus Mehrhoog wollte für sich und seine kranke Frau (85) Termine vereinbaren und scheiterte wie seine beiden Söhne, die sich von Berlin und Düsseldorf aus für die Eltern einsetzten. Der Mehrhooger bekam am Ende telefonisch die Auskunft, bis Dezember seien alle Termine ausgebucht. Enttäuscht hat er „nichts mehr gemacht“.
„Das wird woanders besser geregelt“, schildert eine Frau aus dem Kreis Coesfeld, die versuchte, für ihren Vater (85) und ihre Mutter (80) aus Schermbeck etwas in die Wege zu leiten. Sie spricht von einer Odyssee, die mit einem Buchungserfolg ihres Bruders für die Eltern endete. Unglücklich empfindet sie, dass ein Ehepaar keinen Gesamttermin hat, sondern zwei Einzeltermine: „So setzt man Eheleute unnötig zweimal der Ansteckungsgefahr aus.“
Montag liefen die Leitungen heiß, die Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein war überlastet, räumte technische Probleme und Startschwierigkeiten ein. Auf die Onlineterminvergabe der KV sei am ersten Tag über 36 Millionen Mal zugegriffen worden. Diese hakt selbst Mittwoch noch. Auf Nachfrage erklärte die KV am Dienstag, bei den fehlenden Terminen handele es sich um ein technisches Problem. „Es werden heute zeitnah weitere Impf-kontingente – sowohl online als auch für die Vermittlung über das Call Center – freigeschaltet. Auch wieder für Erstimpfungen in Wesel ab Anfang März“, sagt Sprecher Christopher Schneider. Bis Dienstagmorgen seien mehr als 230.000 Impftermine (Erst- und Zweitimpfungen) im Rheinland vergeben worden. Grundsätzlich stünden 37.500 pro Woche zur Verfügung.
Für Landrat Ingo Brohl ist nachvollziehbar, dass es wegen hoher Impfbereitschaft und geringen Impfstoffes zu erfolglosen Buchungswünschen kommt. Dennoch sagt er: „Das Terminmanagement obliegt landesweit ausschließlich der Kassenärztliche Vereinigung. Der Kreis Wesel hat keinen Einfluss und auch keine Zugriffsmöglichkeiten auf die Terminvergabe. Ich bedauere sehr, dass es bei der Impfterminvergabe zu Problemen gekommen ist.“