Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Neus Glück
Inge und Wilhelm Neu feiern ihre Goldhochzeit. Familie, Ehrenämter, Landwirtschaft: Sie führen zusammen ein erfülltes Leben.
BRÜNEN „Wir sind glücklich, so wie wir leben.“Schön, wenn man das sagen kann. Inge und Wilhelm Neu strahlen eine freundliche Gelassenheit aus, sie wirken in sich ruhend, und das hat viel mit Gemeinsamkeiten, Aktivitäten und ihrem Ehejubiläum zu tun.
Die beiden Brüner feiern am 29. Januar Goldhochzeit, was sie in Corona-zeiten nur intern begehen können. Aber sie lassen sich nicht unterkriegen. Der Saal für die über 100 Gäste musste abbestellt werden. Irgendwann ist nach Corona, und dann hoffen die Neus, ihr Jubiläum nachfeiern zu können. So sei es halt, darüber jammern helfe nicht. Es zähle, dass sie gesund seien, ein erfülltes Leben führten mit Familie, Ehrenämtern und Landwirtschaft.
Sieben Enkel und ihre drei Kinder Thomas, Silke und Astrid freuen sich mit ihnen über die Goldhochzeit. Und natürlich Wegbegleiter, von denen die Brüner viele haben. Sehr viele. Schließlich war Wilhelm Neu (71) lange Kreis-landwirt, seine Frau ist und war bei den Landfrauen und dem Brüner Kirchenchor aktiv. Inge Neu (69), gebrene Höpken, ist gebürtige Brünerin und lebt mit ihrem Mann auf dem Hof am Borggraf, der schon immer ihre Heimat war. Sohn Thomas, bekannt auch als Cdu-ratspolitiker, hat ihn übernommen, so sieht Familientradition auf dem Dorf aus. Hier trifft sich die große Familie gerne an der langen Tafel unter den alten Fotos der Ahnen und den Luftbildern des sich im Lauf der Jahrzehnte ändernden Bauernhofs. „Jetzt können wir nicht feiern, das ist total ungewohnt“, sagt Inge Neu.
Es ist auch eine typisch ländliche Geschichte, wie sie und ihr Wilhelm aus Diersfordt zusammenkamen. In der Zeit, in der man nicht so mobil war wie heute, waren die Schule im Dorf und die Landwirtschaft am Ort die beiden Faktoren, die sie zusammenbrachte. Er als Klassensprecher der Brüner Winterschule, die gab es als Fachschule für Landwirtschaft im Dorf, sie als Klassensprecherin in der Abteilung ländliche Hauswirtschaft – da war öfters gemeinsam etwas zu besprechen, und dafür war der „Kakaoabend“in einer der damals sehr reichhaltig vertretenen Brüner Gaststätten eine gute Erfindung.
„Auf den Höfen blieb man damals, das war so“, erzählt Inge Neu. Die berufliche Ausrichtung passte dazu, sie machte ihre Meisterprüfung als ländliche Hauswirtschafterin, er war ausgebildeter Landwirt. Berufliche Emanzipation gab es auch in den 70er Jahren. Jung heirateten sie am 29. Januar 1971, bald kam Sohn Thomas. „Mein Sohn ist nur 21 Jahre jünger als ich“, sagt Wilhelm Neu. Dafür ist er heute mit 71 jung genug, noch auf dem Hof mitzuarbeiten. „Wir beide haben immer zusammengearbeitet, schon in jungen Jahren waren wir auf Gemeinsamkeit eingerichtet und haben uns immer gut ergänzt“, sagt Inge Neu.
Das gab ihnen auch Kraft für ehrenamtlichen Einsatz. Wilhelm Neu war für den Berufsstand führend aktiv. „Ich ging 1996 zu einer Versammlung und kam als Ortslandwirt wieder heraus“, erzählt er. Bis 2002 machte er das, dann folgte das Amt als Kreislandwirt (bis 2020). Vorsitzender der Kreisbauernschaft war er von 2002 bis 2018. Und als Vizepräsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes war er von 2008 bis 2017 häufig für den Deutschen
Bauerverband in Berlin und Brüssel. Heimatverbundener Bauer blieb er immer, um fünf Uhr habe er gemolken und sei danach weiter als Familienvater, Ehrenamtler oder Bauer im Einsatz gewesen. Sein Sohn managte den Betrieb und seine Frau habe ihm immer den Rücken freigehalten, sagt er.
Innovativ war die Gründung einer GBR mit der Familie Terlinden, gemeinsam betreibt man Milchviehwirtschaft mit 150 Kühen. Seit 1997 leitet Wilhelm Neu auch die Milchviehliefergemeinschaft Bocholt/ Hamminkeln mit insgesamt 60 Betrieben. „Aus der Vergangenheit lernen, um für die Zukunft passende Wege einschlagen zu können“, nennt Wilhelm Neu sein Credo. Wenn dann Zeit für Entspannung bleibt, hat er als früherer Sportschütze den Vereinsvorsitz in Diersfordt ausgeübt – der Bau der dortigen Schießsportanlage unter seiner Ägide war ein gelungenes Gemeinschaftswerk – und greift zwischendurch zu einem interessanten Buch. „Kamela Harris“ist es aktuell, der politische Mensch Neu ist neugierig darauf. Gerne liest auch Inge Neu. Und nicht zu vergessen das Schützenwesen: Beide waren jeweils zwei Mal Schützenkönigin und -könig – in Diersfordt und in Brünen. Ein erfülltes Leben eben.
„Wir beide haben immer zusammengearbeitet und haben uns immer gut ergänzt“Inge Neu Hochzeitsjubilarin