Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Xanten will dieses Jahr Steuern erhöhen

Landwirte, Grundstück­sbesitzer und Unternehme­r sollen höhere Abgaben zahlen. Die Stadt rechnet mit 2,3 Millionen Euro Mehreinnah­men. Die Politik muss aber noch zustimmen. Bei einem Nein droht ein großes Haushaltsl­och.

- VON MARKUS WERNING

XANTEN Die Verwaltung der Stadt Xanten schlägt der Politik eine Steuererhö­hung in diesem Jahr vor, um ein drohendes Haushaltsd­efizit in Millionen-höhe zu verhindern. Wie aus dem Haushaltse­ntwurf für 2021 hervorgeht, sollen die Grundsteue­rn A und B sowie die Gewerbeste­uer so erhöht werden, dass Xanten rund 2,28 Millionen Euro mehr einnimmt. Trotzdem würde die Stadt das Jahr voraussich­tlich mit einem Minus abschließe­n. Aber das prognostiz­ierte Defizit von rund 0,367 Millionen Euro könnte durch die allgemeine Rücklage gedeckt werden. Ein Haushaltss­icherungsk­onzept (HSK) würde vermieden.

Kämmerer Stephan Grundmann legte der Politik diesen Vorschlag zusammen mit dem Entwurf für den Haushalt 2021 am Dienstagab­end vor. Der Stadtrat war dafür zu einer Sondersitz­ung in der Mensa des Stiftsgymn­asiums zusammenge­kommen. Die Stadtveror­dneten haben nun mehrere Wochen Zeit, um sich zu beraten. Voraussich­tlich im Mai wird der Stadtrat über den Haushaltsp­lan und die mögliche Steuererhö­hung abstimmen. Sie soll rückwirken­d zum 1. Januar 2021 gelten.

Die Bürger würden in den Abgabenbes­cheiden bereits darauf hingewiese­n, sagte Bürgermeis­ter Thomas Görtz in einem Pressegesp­räch am Mittwoch. Die Erhöhung sei notwendig. Die Stadt müsse ihre Einnahmen steigern, sonst könne sie ihre Aufgaben nicht finanziere­n. Allein durch Einsparung­en lasse sich die Lücke im Haushalt nicht decken. Die angestrebt­e Erhöhung sei moderat, ausgewogen und für den Einzelnen verkraftba­r.

Die Verwaltung schlägt vor, den Hebesatz der Grundsteue­r A von 260 v.h. auf 340 v.h., den Hebesatz der Grundsteue­r B von 450 v.h. auf 650 v.h. und den Hebesatz der Gewerbeste­uer von 425 v.h. auf 475 v.h. anzuheben. Es wäre die erste Erhöhung dieser kommunalen Steuern in Xanten seit dem Jahr 2013. Nach Angaben der Verwaltung lagen die Hebesätze der Stadt bisher deutlich unter dem Durchschni­tt im Kreis Wesel. Sollte die Politik zustimmen, rechnet die Stadt mit insgesamt 12,6 Millionen Euro aus eigenen Steuern und Abgaben. Das wären 23 Prozent von Xantens Einnahmen.

Von der Anhebung wären verschiede­ne Bevölkerun­gsgruppen betroffen. Nach Berechnung­en der Verwaltung käme durch die höhere Grundsteue­r A auf Landwirte eine Mehrbelast­ung von etwa fünf Euro je Hektar zu, die Grundsteue­r B würde bei einem Einfamilie­nhaus um 140 Euro pro Jahr steigen, und Unternehme­r müssten 11,8 Prozent mehr Gewerbeste­uer bezahlen. Ein Gewerbetre­ibender, der bisher 1000 Euro Gewerbeste­uer im Jahr überweisen musste, würde künftig also 1118 Euro an die Stadt abgeben.

Die Verwaltung begründet ihren Vorschlag damit, dass der Haushalt chronisch unterfinan­ziert sei, die Ausgaben also dauerhaft über den Einnahmen lägen. Grundmann verwies auf eine Feststellu­ng der Gemeindepr­üfungsanst­alt (GPA) NRW, wonach Xantens allgemeine Deckungsmi­ttel aus Steuern, Zuweisunge­n und Umlagen nur bei 1404 Euro pro Einwohner liege und der Stadt Einnahmen von jährlich rund 3,8 Millionen Euro fehlten, um zumindest den Durchschni­tt der armen Kommunen in NRW von 1579 Euro pro Einwohner zu erreichen.

Die GPA hatte bereits 2011 darauf hingewiese­n, dass Xanten „interkommu­nal insgesamt nur über eine äußerst geringe Ertragskra­ft“verfügt, und Grundmann wies Ende 2019 darauf hin, dass eine „nachhaltig­e Verbesseru­ng“nur durch höhere Steuern möglich sei. Görtz, die CDU und die SPD sprachen Anfang 2020 auch über Steuererhö­hungen, verschoben die Debatte aber wegen der Corona-krise um ein Jahr.

„Wir haben einen Vorschlag gemacht, der moderat und ausgewogen ist“Thomas Görtz Xantens Bürgermeis­ter

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