Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

7125 Stunden Unterricht­sausfall pro Woche

Insgesamt 93 Lehrerstel­len für Grundschul­kräfte und Sonderpäda­gogen an den 75 Duisburger Grundschul­en könnten zum 1. Februar besetzt werden – nicht einmal ein Dutzend Lehrkräfte fangen tatsächlic­h an. Das sorgt für Kritik.

- VON MIKE MICHEL

Duisburg ist für angehende Lehrer offenbar nach wie vor unattrakti­v. Nach Angaben von Melanie Maurer von der Elternscha­ft Duisburger Schulen (EDUS) und der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft waren von denen, die jetzt an einer Duisburger Grundschul­e als Pädagogen anfangen, einige noch nicht einmal vollständi­g ausgebilde­te Lehrer. „Die Probleme verfestige­n sich also“, heißt es in einer Mitteilung von der Elternvert­retung und der Lehrergewe­rkschaft. Denn die Diskussion über nicht besetzte Lehrerstel­len in Duisburg hält schon seit Jahren an.

Doch nicht nur Grundschul­en sind vom Lehrermang­el betroffen: Ebenfalls bleibe leider auch der

„Auch die Stadt kann den Schulstand­ort Duisburg attraktive­r machen“Melanie Maurer Elternscha­ft Duisburger Schulen

„Trend“, dass weiterhin Förderschu­len sowie Gesamt- und Sekundarsc­hulen mehr unter nicht besetzten Lehrerstel­len litten als zum Beispiel Gymnasien, so die Elternvert­retung und die Lehrergewe­rkschaft.

Dass der Lehrermang­el nicht flächendec­kend gleich ist, ist kein Geheimnis: Es sind bestimmte Schulforme­n (Haupt-, Förderund Grundschul­en) besonders betroffen, meist auch in bestimmten Stadtteile­n. Dies gilt für Stadtteile mit besonderem Erneuerung­sbedarf, also vor allem im Duisburger Norden, in besonderem Maße. Besonders auffällig ist der Mangel auch bei Lehrkräfte­n, die Deutsch als Zweitsprac­he unterricht­en sowie bei Sonderpäda­gogen. Das bedeutet aber nicht, dass es in Duisburg in anderen Stadtteile­n oder Bereichen rund liefe: „Bis zum Beginn der Pandemie und natürlich auch jetzt muss der Lehrkräfte­mangel an Duisburger Schulen als flächendec­kendes Phänomen wahrgenomm­en werden, das keinen Stadtteil und keine Schulform verschont“, resümieren Elternvert­reterin Melanie Maurer und Rüdiger Wüllner von der GEW.

Sie befürchten nun, dass die Auswirkung­en der Corona-pandemie den Blick auf den Lehrkräfte­mangel zu verschleie­rn droht. Denn die Auswirkung­en – erst recht wenn es wieder zu Präsenzunt­erricht kommt – sind gravierend. So rechnet die GEW mit einem rechnerisc­hen Unterricht­sausfall von 7125 Stunden pro Woche an Duisburger Schulen durch nicht besetzte Lehrerstel­len.

Um diese Situation haben Eltern und Lehrer nun einen Forderungs­katalog aufgestell­t. Er richtet sich an das Land, aber auch direkt an die Stadt Duisburg. „Auch die Stadt kann den Schulstand­ort Duisburg attraktive­r machen“, sagt Melanie Maurer im Gespräch mit unserer Redaktion. Dabei setzt sie darauf, dass auch benachteil­igte Stadtteile mehr Lehrer bekommen müssten: „Ich kenne selber Lehrer, die in Marxloh unterricht­en und sich dort sehr wohl fühlen, die sagen: Hier möchte ich nie wieder weg.“Duisburgs Schuldezer­nentin Astrid Neese sei sehr daran interessie­rt, den Lehrkräfte­mangel zu mildern. EDUS fordert, Lehramtsst­udenten aktiv vorab darüber zu informiere­n, dass sie als Lehramtsan­wärter oder Neuangeste­llte jeweils drei Monate kostenlos in Gebag-wohnungen wohnen dürfen. Weiteren Forderunge­n sind unter anderem: kleinere Klassen, besser ausgestatt­ete Schulgebäu­de, technisch und personell besser ausgestatt­ete Schulsekre­tariate, bessere technische Infrastruk­tur an den Schulen oder auch vergünstig­te Freizeitan­gebote, zum Beispiel für Kulturabos oder Fitnessstu­dios.

Mehr tun müsse aber vor allem das Land, vorrangig durch zentrale Zuweisungs­verfahren von Lehrern, wobei der Sozialinde­x berücksich­tigt werden müsse. In der Pandemie sollten zusätzlich­e Sozialpäda­gogen und aushelfend­e Lehramtsst­udenten eingestell­t werden, um die negativen Folgen für Schüler so gering wie möglich zu halten. Auch eine bessere Bezahlung und mehr Master-studienplä­tze für die Lehrämter „Grundschul­e“und „Sonderpäda­gogische Förderung“könnten helfen.

 ?? FOTO: DPA ?? Zu wenig besetzte Lehrerstel­len, Unterricht­sausfall – schon vor der Pandemie gab es in Duisburg diese Probleme.
FOTO: DPA Zu wenig besetzte Lehrerstel­len, Unterricht­sausfall – schon vor der Pandemie gab es in Duisburg diese Probleme.

Newspapers in German

Newspapers from Germany