Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Das große Beben beim Drittligisten MSV Duisburg
Fußball: Der Verein hat sich von Trainer Gino Lettieri getrennt. Auch Sportdirektor Ivica Grlic steht wohl vor dem Aus.
NIEDERRHEIN (D.R.) Für Gino Lettieri ist nun Schluss. Nach nur 74 Tagen trennte sich der Fußball-drittligist MSV Duisburg am Mittwoch von seinem Trainer. Nach der bitteren 1:3-Niederlage beim FSV Zwickau am Dienstagabend zogen die Verantwortlichen damit die Reißleine. Für den Übergang übernimmt Jugend-cheftrainer Uwe Schubert die Verantwortung. Erst im November hatte Gino Lettieri den Posten von Torsten Lieberknecht übernommen.
Mit einem Trainerwechsel dürfte es beim MSV Duisburg jedoch nicht getan sein. Nach Informationen der Redaktion ist auch Sportdirektor Ivica Grlic beim MSV angezählt und steht ebenfalls vor dem Aus. Bezeichnenderweise kam Grlic in der Pressemitteilung des Vereins zur Trennung von Gino Lettieri am Mittwoch nicht mehr vor.
Zu den Gepflogenheiten des Geschäfts gehört, dass der Manager bei einer Entscheidung dieser Tragweite zu Wort kommt. Der MSV zitiert in seiner Mitteilung ausschließlich seinen Präsidenten Ingo Wald. Gegenüber der Redaktion äußerte sich der 63-Jährige am Mittwochvormittag unter Eindruck der Niederlage in Zwickau so: „Wir können die Leistung der Mannschaft so nicht stehen lassen.“
Gefühlt war die zweite Amtszeit von Gino Lettieri beim MSV Duisburg am Dienstag bereits kurz nach dem Spiel im kleinen Medienraum des Zwickauer Stadions beendet. Der Trainer gab quasi eine Bankrotterklärung ab. „Wir haben nichts von dem gemacht, was wir besprochen haben“, gab der enttäuschte Coach zu Protokoll. Der Klassiker: Der Trainer erreicht die Mannschaft nicht mehr.
Von Beginn an hellwach sollten die Zebras sein. Das war nicht der Fall, Der FSV Zwickau projizierte einen Alptraum in die schlummernden Köpfe der Meidericher. Nur Torwart Leo Weinkauf verhinderte mit seinen Paraden ein noch größeres Debakel. Lettieri sagte auch, dass er die Mannschaft darauf hingewiesen habe, dass der FSV Zwickau über die rechte Seite gefährlich sei. Auch in diesem Punkt hatte ihm offenbar niemand zugehört.
Der offensive Mittelfeldspieler Morris Schröter nahm die Zebras auf der Außenbahn auseinander, demütigte den Aushilfs-linksverteidiger Max Sauer und steuerte zwei Tore zur 3:0-Pausenführung des Gastgeber bei.
Gino Lettieri hatte im Vorfeld der Partie die Mannschaft noch stark geredet. Sie sei stabiler geworden und würde sich stetig verbessern. Mit diesen Aussagen hatte der 54-Jährige mitunter für Verwunderung gesorgt. Am späten Dienstagabend bestand dann Klarheit: Die Mannschaft hat in Zwickau die Aussagen des Trainers in Schutt und Asche gehauen.
Gino Lettieri erkannte, dass die Leistungssteigerung seines Teams in der zweiten Halbzeit nicht mehr dazu geeignet war, die Situation zu beschönigen. Nein, Schönreden bringe nichts, wie der Deutsch-italiener betonte. „Die zweite Halbzeit zählt nicht“, so Lettieri. Zu groß waren der Schaden und die Enttäuschung nach dem ersten Durchgang.
Am Mittwochnachmittag meldeten sich die Fans lautstark zu Wort. Rund 450 Anhänger waren mit ihren Autos an der Arena vorgefahren und protestierten mit einem Hup-konzert.