Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Hochwassergucken mit Maske und Abstand
Entlang des Rheins steigen die Pegelstände. In einigen Städten sind bereits Parkplätze am Ufer gesperrt.
DUISBURG Ein älteres Ehepaar steht am Sonntagmittag auf dem Deich in Duisburg-ruhrort und beobachtet ein mit Containern beladenes Schiff, das gleich unter einer Brücke durchfahren muss. „Das wird knapp. Ich glaube, dass das schiefgeht“, sagt die Frau zu ihrem Mann. Das Wasser sei schon zu hoch; das Schiff werde die Brücke rammen, meint sie. Und tatsächlich sieht es aus der Ferne so aus, als ob das Schiff mit der Brücke kollidieren könnte. Doch es geht gut; das Schiff passiert die Brücke und fährt weiter Richtung Düsseldorf. „Siehst du“, sagt der Mann zu seiner Frau. „Jetzt können wir weitergehen.“
Viele Menschen in der Region haben am Sonntag bei sonnig-kühlen Temperaturen einen Ausflug an den Rhein gemacht, um sich das steigende Hochwasser aus der Nähe anzugucken. In Duisburg-ruhrort, an einem überregional bekannten Ort zum Hochwassergucken, hat der Pegel am Sonntag um 13 Uhr bei fast acht Metern gestanden – Tendenz: weiter steigend. Einige Rheinwiesen sind bereits überspült.
Von einem ganz großen Hochwasser ist man aber in Ruhrort noch weit entfernt. „Das, was wir jetzt haben, ist noch nichts im Vergleich zu den Hochwassern, die wir hier schon einmal hatten“, sagt Helmut Fischer, ein älterer Mann, der mit seinem Hund an den Rhein gekommen ist. Ohnehin sieht man viele Menschen, die ihre Hunde mitgebracht haben. Und viele junge Familien mit Kindern. Die meisten von ihnen eint: Sie machen Fotos vom Hochwasser. Und sie tragen Masken und halten Anstand zueinander – der Großteil zumindest.
Die Stadt Duisburg hat sich schon auf weiter steigende Pegelstände eingestellt. An den Zugängen zum Rhein stehen in Ruhrort Absperrungen mit dem Hinweis auf das Hochwasser. Andere Städte entlang des Rheins haben ebenfalls schon Maßnahmen ergriffen: Parkplätze in Rheinnähe sind zum Teil bereits gesperrt und dort parkende Autos abgeschleppt worden. Einige Gullys sind zudem abgedichtet worden, damit sie nicht überlaufen. In Köln sind sogar schon Schutzwände errichtet worden. Und auch die Abpumpanlagen laufen.
Gerade in Köln könnte sich die Lage in den nächsten Tagen verschärfen. Am Samstag stand der Pegel dort bei 6, 20 Meter – und damit bereits bei der Hochwassermarke 1. Das heißt: Schiffe müssen langsamer fahren. Am Sonntagmittag waren es in Köln dann schon 7,30 Meter. Der Hochwasserinformationsdienst des Nrw-landesumweltamts rechnet für den Pegel Köln im Laufe des Dienstags mit einem Höchststand von 8,50 Metern. Dann wäre die Hochwassermarke 2 von 8,30 überschritten, und der Schiffsverkehr müsste eingestellt werden. Erste Hochwassertore zur Altstadt werden nach den Planungen der Stadt bei einem Wasserstand von 8,10 Metern geschlossen. Auf dem Oberrhein bei Karlsruhe ist die Schifffahrt bereits eingestellt.
Für die nächsten Tage rechnet der Deutsche Wetterdienst mit Regen – zum Teil mit kräftigen Niederschlägen. Die Wasserstände des Rheins dürften deshalb hoch bleiben. Gleichzeitig sorgen die kleineren Flüsse entlang des Rheins derzeit für Entlastung. An der Rur in der Eifel weisen die Wasserstände eine stagnierende bis leicht fallende Tendenz auf. Auch an der Sieg fallen die Pegelstände, wie es in einer Übersicht des Hochwasserinformationsdienstes heißt.