Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Hochwasser­gucken mit Maske und Abstand

Entlang des Rheins steigen die Pegelständ­e. In einigen Städten sind bereits Parkplätze am Ufer gesperrt.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DUISBURG Ein älteres Ehepaar steht am Sonntagmit­tag auf dem Deich in Duisburg-ruhrort und beobachtet ein mit Containern beladenes Schiff, das gleich unter einer Brücke durchfahre­n muss. „Das wird knapp. Ich glaube, dass das schiefgeht“, sagt die Frau zu ihrem Mann. Das Wasser sei schon zu hoch; das Schiff werde die Brücke rammen, meint sie. Und tatsächlic­h sieht es aus der Ferne so aus, als ob das Schiff mit der Brücke kollidiere­n könnte. Doch es geht gut; das Schiff passiert die Brücke und fährt weiter Richtung Düsseldorf. „Siehst du“, sagt der Mann zu seiner Frau. „Jetzt können wir weitergehe­n.“

Viele Menschen in der Region haben am Sonntag bei sonnig-kühlen Temperatur­en einen Ausflug an den Rhein gemacht, um sich das steigende Hochwasser aus der Nähe anzugucken. In Duisburg-ruhrort, an einem überregion­al bekannten Ort zum Hochwasser­gucken, hat der Pegel am Sonntag um 13 Uhr bei fast acht Metern gestanden – Tendenz: weiter steigend. Einige Rheinwiese­n sind bereits überspült.

Von einem ganz großen Hochwasser ist man aber in Ruhrort noch weit entfernt. „Das, was wir jetzt haben, ist noch nichts im Vergleich zu den Hochwasser­n, die wir hier schon einmal hatten“, sagt Helmut Fischer, ein älterer Mann, der mit seinem Hund an den Rhein gekommen ist. Ohnehin sieht man viele Menschen, die ihre Hunde mitgebrach­t haben. Und viele junge Familien mit Kindern. Die meisten von ihnen eint: Sie machen Fotos vom Hochwasser. Und sie tragen Masken und halten Anstand zueinander – der Großteil zumindest.

Die Stadt Duisburg hat sich schon auf weiter steigende Pegelständ­e eingestell­t. An den Zugängen zum Rhein stehen in Ruhrort Absperrung­en mit dem Hinweis auf das Hochwasser. Andere Städte entlang des Rheins haben ebenfalls schon Maßnahmen ergriffen: Parkplätze in Rheinnähe sind zum Teil bereits gesperrt und dort parkende Autos abgeschlep­pt worden. Einige Gullys sind zudem abgedichte­t worden, damit sie nicht überlaufen. In Köln sind sogar schon Schutzwänd­e errichtet worden. Und auch die Abpumpanla­gen laufen.

Gerade in Köln könnte sich die Lage in den nächsten Tagen verschärfe­n. Am Samstag stand der Pegel dort bei 6, 20 Meter – und damit bereits bei der Hochwasser­marke 1. Das heißt: Schiffe müssen langsamer fahren. Am Sonntagmit­tag waren es in Köln dann schon 7,30 Meter. Der Hochwasser­informatio­nsdienst des Nrw-landesumwe­ltamts rechnet für den Pegel Köln im Laufe des Dienstags mit einem Höchststan­d von 8,50 Metern. Dann wäre die Hochwasser­marke 2 von 8,30 überschrit­ten, und der Schiffsver­kehr müsste eingestell­t werden. Erste Hochwasser­tore zur Altstadt werden nach den Planungen der Stadt bei einem Wasserstan­d von 8,10 Metern geschlosse­n. Auf dem Oberrhein bei Karlsruhe ist die Schifffahr­t bereits eingestell­t.

Für die nächsten Tage rechnet der Deutsche Wetterdien­st mit Regen – zum Teil mit kräftigen Niederschl­ägen. Die Wasserstän­de des Rheins dürften deshalb hoch bleiben. Gleichzeit­ig sorgen die kleineren Flüsse entlang des Rheins derzeit für Entlastung. An der Rur in der Eifel weisen die Wasserstän­de eine stagnieren­de bis leicht fallende Tendenz auf. Auch an der Sieg fallen die Pegelständ­e, wie es in einer Übersicht des Hochwasser­informatio­nsdienstes heißt.

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FOTO: CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER In Ruhrort, einem rechtsrhei­nischen Stadtteil von Duisburg, guckten sich am Wochenende viele Menschen das Hochwasser an.

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