Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Pléa trifft zur rechten Zeit wieder
Der Franzose sorgte dafür, dass es immerhin ein 1:1 bei Union Berlin für Mönchengladbach gab.
BERLIN Der Vorteil eines Unentschiedens ist, dass es viele Interpretationsmöglichkeiten zulässt. Jeder der Beteiligten darf sich ein bisschen als Gewinner fühlen, denn schließlich hat niemand verloren. Wie nun beim 1:1 zwischen Union Berlin und Borussia Mönchengladbach. Allerdings ist da immer auch das Gefühl, nicht das Optimum herausgeholt zu haben. Zumal wenn man, wie die Gladbacher zugaben, eigentlich nach Berlin-köpenick gereist ist, um drei Punkte zu holen.
Die wären insofern hilfreich gewesen, als dass sie die Mannschaft von Marco Rose in der Tabelle weiter nach vorn gebracht hätten, noch mehr mitten ins Rennen um die Champions League und vor allem mit Vorteilen gegenüber Konkurrenten wie Frankfurt (33 Punkte), Dortmund und Leverkusen (32 wie Gladbach). So ist Borussia wieder in der Lauerstellung auf Rang sieben angekommen, hinten dran, aber nicht weit weg.
In einer Saison, in der es so eng wie selten zugeht im oberen Drittel, darf man sich kaum etwas erlauben, denn sonst besteht die Gefahr, etwas zu verpassen. Insofern war das dritte Ligator von Alassane Pléa, das Gladbach erstmals in einem Pflichtspiel an der Alten Försterei in Berlin-köpenick nicht als Verlierer vom Platz gehen ließ, zu wenig. Anderseits war es aber genug, um den Nimbus der Unbesiegbarkeit zu halten. Auch nach nun sechs Spielen im Jahr 2021 hat es niemand geschafft, Marco Roses Mannschaft zu schlagen.
Zum anderen, und darauf verwies Rose resolut, war es für die Gäste ein Punkt, der nach einem Rückstand erkämpft wurde, der 14. ist es insgesamt. „Es gab Unentschieden, die mich richtig genervt haben, zum Beispiel im Hinspiel, als wir relativ spät diese Bogenlampe zum Ausgleich gekriegt haben, oder die Unentschieden gegen Augsburg und Wolfsburg“, stellte Rose nach dem achten Remis der Saison klar.
Rose freute vor allem, dass Pléa, der sein Tor in typischer, fast selbstkopiererischer Art und Weise erzielte, wieder trifft. „Wir kennen Lassos Stärken. Das hat er wunderbar gemacht“, sagte Rose. Der Franzose hatte zuletzt am 5. Dezember in Freiburg ein Tor gemacht, da ebenfalls aus der Ferne und sogar noch ein bisschen schöner und ebenfalls zum unentschiedenen Endstand, da war es das 2:2. Zuvor hatte er Corona, dann kurz vor Weihnachten eine Zerrung, die ihm auch im neuen Jahr zu schaffen machte. Er tat sich schwer, wieder richtig in den Tritt zu kommen.
Von daher wird ihm sein insgesamt 33. Treffer für Gladbach nach 56 Tagen Tor-pause richtig gut tun. „Es ist immer gut, wenn Stürmer treffen“, pflegt Rose zu sagen.
Pléas größtes Plus sind seine Coolness vor dem Tor und seine Präzision im Abschluss. Beides wird gerade in den kommenden Wochen gebraucht bei Borussia, denn im Februar stehen nicht nur weitere Liga-spiele an, sondern auch K.o.-partien wie das Pokal-achtelfinale beim VFB Stuttgart (20.45 Uhr) am Mittwoch und am 24. Februar (21 Uhr), dann das erste Achtelfinale in der Champions League gegen Manchester City.
In der Königsklasse hat Pléa, der in der Liga nur drei Saisontore beisammen hat, bislang in dieser Saison am besten performt: fünf Tore und drei Assists, das ist ein Top-wert in der Scorerliste. Und ein Plea in Königsklassen-form wäre einer, der den Gladbachern dann sehr helfen würde. In Berlin tat er das bereits mit seinem Treffer nach 59 Minuten. Ein bisschen Nachholbedarf hat Pléa dann auch noch, in seinen ersten beiden Spielzeiten hat er in Gladbach jeweils zweistellig getroffen.
Das dürfte nun auch sein Ziel sein, und damit könnte er außerordentlich dazu beitragen, dass die Borussen in dieser Saison noch einiges bewegen können. In Berlin hat er zumindest mit seinem Treffer die erste Auswärtsniederlage seit dem 3:4 in Leverkusen am 8. November verhindert. Der Wert des Punktes wird sich letztlich erst rückblickend abschließend bewerten lassen.
Für den Moment wertete Rose das 1:1 eher als „nicht verloren“statt als verpassten Sieg. Diese Freiheit lässt ein Unentschieden zu. Und so kann man dann auch ein einigermaßen gutes Gefühl in die erste Englische Woche des Jahres mitnehmen, die in Berlin begann, mit dem Pokalspiel in Stuttgart weitergeht und dann am Samstag mit dem Derby gegen Köln endet. Gegen den rheinischen Rivalen schoss Pléa beim 3:1 im Hinspiel übrigens sein erstes Saison-tor. Da kann sich dann ein Kreis schließen.