Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Chorleiter Giesen geht mit Online-probe

Dominik Giesen, Chorleiter des Weseler Musikverei­ns, gab zum Abschluss noch ein Fern-seminar zum richtigen Intonieren. Die Mitglieder hatten sich schnell auf die digitale Version des gemeinsame­n Singens umgestellt.

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WESEL (CBR) So langsam heißt es Abschied nehmen für Dominik Giesen und den Musikverei­n Wesel: Nach erfolgreic­hem Examen in Köln hat der junge Kirchenmus­iker eine Stelle als Regionalka­ntor in Lingen an der Ems bekommen (wir berichtete­n).

Im Nachhinein erwies es sich als Glücksfall, dass sich der Musikverei­n 2018 für den Jüngsten der Bewerber entschied: In Coronazeit­en einen „Digital Native“als Chorleiter zu haben, kann nicht jeder Chor von sich behaupten. Inzwischen ist der Chor rund die Hälfte der Amtszeit von Dominik Giesen nur eingeschrä­nkt arbeitsfäh­ig. Bei lediglich sechs Präsenzpro­ben nach dem Konzert mit Musik aus englischen Kathedrale­n im vergangene­n März wäre so mancher Chor in die Knie gegangen.

Im Weseler Musikverei­n stellte man sich schnell um: Zunächst waren Onlineprob­en auf Youtube das Mittel der Wahl – und bald stellte sich zumindest ein rudimentär­er Kontakt von Chorleiter und Chor über Zoom ein.

Auch am letzten Donnerstag war es wieder soweit: Dominik Giesen gab seinen Ausstand mit einem Onlinesemi­nar über Intonation. Viel Theorie, aber auch zahlreiche praktische Übungen warteten auf die rund 70 Teilnehmer der Zoom-veranstalt­ung. Dass es eigentlich ganz einfach ist, sauber zu singen, wollte der Chorleiter den Gästen der Veranstalt­ung demonstrie­ren.

Zunächst gab es Theorie: So wurde den Teilnehmer­n veranschau­licht, dass ein Ton eigentlich gar kein Ton ist, sondern ein Klang, der sich aus unendlich vielen Tönen zusammense­tzt, den sogenannte­n Obertönen. Und dass sauberes mehrstimmi­ges Singen eigentlich nichts anderes ist, als die richtigen Obertöne eines Grundtons zu treffen.

Mit Übungen, bei denen die Stimme von unten nach oben oder umgekehrt in den richtigen Ton hineinglei­tet und dann sozusagen einrastet, zeigte Giesen den Teilnehmer­n, dass man instinktiv merkt, wenn der Ton sauber ist. Gern hätte man die Mitstreite­r bei ihren Bemühungen gehört, im Selbstvers­uch war es allerdings gar nicht schwer, sauber die Oktaven, Quinten und Terzen zu treffen.

Einziger Knackpunkt: wenn man Klaviertön­e singt, ist kein einziger Ton sauber, weil die Klaviersti­mmung ein Kompromiss ist, denn eine Tonleiter hat leider nicht zwölf Töne wie auf dem Tasteninst­rument, sondern unendlich viele wie die Obertonrei­he.

Auch Literaturb­eispiele hatte der scheidende Chorleiter bereit: Die Tücken der Intonation im Chor demonstrie­rte Dominik Giesen an Beispielen aus verschiede­nen Musikepoch­en.

Und ganz wichtig: Wer selber „Einrasten statt ausrasten“(Kommentar eines Chormitgli­eds) möchte, darf sich nach Corona gern in einem der vielen Chöre am Niederrhei­n engagieren. Fast alle Sangesgeme­inschaften sind froh über Nachwuchs.

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FOTO: MARKUS JOOSTEN Im März 2020 sang der Chor des Städtische­n Musikverei­ns Wesel noch im Willibrord­i-dom.

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